Vor einem Jahr…
…arbeitete ich viel mehr, als für mich und meine Familie gut war, immer wieder stand abends noch eine Sitzung auf dem Programm, am Wochenende lag ich regelmässig mit einem Magen-Darm-Käfer im Bett, Verschnaufpausen waren purer Luxus, ich fühlte mich beinahe schon verpflichtet dazu, bei allen möglichen Anlässen dabei zu sein, wenn mal nichts auf dem Programm stand, experimentierte ich in der Küche…
…und doch fand ich irgendwie die Zeit, Unmengen von Vorräten einzukochen, einzufrieren und zu dörren.
Dieses Jahr…
…bin ich vormittags fast immer alleine zu Hause, mein Arbeitspensum beträgt noch gut die Hälfte, die Arbeitszeiten kann ich voll und ganz nach meiner Familie richten, nur selten zwingt mich ein Käfer ins Bett, ein Tag ohne Mittagsschlaf ist die grosse Ausnahme, Termine am Abend gibt es kaum mehr, die meisten Anlässe finden ohne mich statt…
…und doch besteht mein Wintervorrat derzeit gerade mal aus vier Portionen Pelati und fünf Portionen Mais. Seit Tagen schon warten die Holunderbeeren im Kühlschrank darauf, endlich zu Sirup zu werden, die Randen haben die Hoffnung auf eine Karriere als Borscht schon fast aufgegeben und die zukünftigen Essiggurken, die ich gestern auf dem Markt gekauft habe, werfen mir bereits vorwurfsvolle Blicke zu.
Ich glaube, ich muss mal im Vorratsschrank wühlen. Vielleicht finde ich dort noch das eine oder andere Glas Energie von letztem Jahr.