Energietechnologie wie Autos vor 100 Jahren

Die Energiewende für Deutschland umzusetzen, ist die Aufgabe von Umweltminister Peter Altmaier. Dass es aber eines gesamtgesellschaftlichen Konsenses und Einsatzes bedarf, zeigt der gebürtige Saarländer beim DeutschlandDuell (#dduell) der ZeitOnline-Redaktion in Berlin. War das Motto „Energiewende selbst gemacht“ früher noch eine Idee von realitätsfernen Öko-Spinnern, so hat sich diese Überzeugung nun auch in der CDU durchgesetzt.

Quelle: BMU / Brigitte Hiss

Quelle: BMU / Brigitte Hiss

Die Photovoltaik und andere Erneuerbare-Energie-Technologien stehen heute auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe wie das Automobil 1913, argumentiert Altmaier. „Damals hatte das Auto noch keinen Rückwärtsgang, nur ein PS und musste den Berg heraufgeschoben werden.“ So scheint für Altmaier auch die technologische Fahnenstange der Erneuerbaren Energien noch nicht erreicht und Fortschritte nur eine Frage der Zeit und der weiteren Forschung und Entwicklung. Heute gibt es schon Ideen für organische Photovoltaik-Module, die in Straßenbelägen und Fassadenfarben eingesetzt werden können.

So kommen wir dem Ideal einer Energiewende von unten einen großen Schritt näher, wenn wir es schaffen, Entwicklungen für private Haushalte nutzbar zu machen. Steigenden Strompreisen und Kosten für Wärme und Mobilität kann man nämlich dann begegnen, wenn man den Strom selbst erzeugt. Immer mehr Eigenheimbesitzer lassen sich auf ihren Dächern Photovoltaik-Anlagen installieren, die dann direkt Strom erzeugen oder Wasser erhitzen, um den eigenen Verbrauch zu bedienen. Dies wird dann noch sinnvoller, wenn es Speichermedien gibt, die tagsüber den Strom speichern können, den wir abends benötigen.

Es wird deutlich, dass die Energiewende nicht nur mit dem EEG gelöst und nicht nur mit dem Strompreis gemessen werden kann. Sie ist ein vielschichtiges Problem, umfasst neben der Stromerzeugung auch die Wärmeerzeugung, die Energieeffizienz und die Elektromobilität und hört auch nicht an den nationalen Grenzen auf. Mit dem europäischen Energiemarkt und dem europäischen Wettbewerbsrecht gibt es viele Baustellen, auf die die Konstrukteure der deutschen Energiewende Rücksicht nehmen müssen.

Doch Altmaiers Ansatz, eine dezentralen und privaten Energiewende mit Mitteln der Technologie und des Fortschritts zu erreichen, wird weiter an Bedeutung gewinnen und die Debatte weiterhin prägen. Es ist der Versuch des Umweltministers, das weite und manchmal abstrakte Thema der Energie auch für den Otto Normalverbraucher zugänglich zu machen. Und dass die Energiewende vor allem auch von der Zustimmung durch die Bevölkerung abhängig ist, weiß man nicht erst seit „Atomkraft? Nein, danke!“-Zeiten.



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