Energiepass für Neuwagen: CO2-Effizienzskala tritt zum 1.12.2011 in Kraft

Wer von Euch kauft noch einen Kühlschrank der Effizienzklasse C oder D? Ich behaupte keiner! Und wie ist das bei einem Auto? Auch beim Autokauf gehören der Verbrauch und die CO2-Emission zu den Top 5 Kriterien. Dazu kommen die Höhe der Kfz-Steuer, der Preis und die Größe des Autos – vor Design, Marke und Motorleistung. Und das ist auch gut so!?  Damit uns Autokäufern die Entscheidung für ein “umweltfreundliches Auto” noch leichter fällt, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Mai 2010 die Eckdaten für eine CO2-Effizienzskala für Neuwagen vorgestellt, das sich optisch am CO2-Label für Haushaltsgeräte orientiert, schon 1998 eingeführt wurde und sich stark im Sinne von positiv auf das Kaufverhalten ausgewirkt hat. So soll es auch beim Neuwagenkauf sein.

Kennst Du die Umweltbilanz Deines Autos? Ab Herbst 2011 gibt es Effizienzklassen für Neuwagen nach Vorbild der Effizienzklassen für Haushaltsgeräte.

Kennst Du die Umweltbilanz Deines Autos? Ab Herbst 2011 gibt es Effizienzklassen für Neuwagen nach Vorbild der Effizienzklassen für Haushaltsgeräte.

1,5 Jahre später, im Dezember 2011, kommt der Energiepass für Neuwagen, nachdem der Bundesrat am 8. Juli 2011 zugestimmt hat. Nicht ohne Auflagen und nicht ohne Zähneknirschen. Die Kritik am CO2-Label: Große und schwere Autos schneiden zum Teil besser ab als Kleinwagen. Warum? Weil das CO2-Label auf Basis der CO2-Emission und des Gewichts berechnet wird. Das führt zu “verzerrten Darstellungen und damit Verwirrungen der Verbraucher” und “könne dauerhaft nicht zur Akzeptanz der Verbrauchskennzeichnung beitragen.”, heißt in der Presseerklärung des Bundesrats. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) dagegen verteidigt den Energiepass, der innerhalb einer Fahrzeugklasse zu einer besseren Übersicht effizienter Neuwagen beitragen soll. Mehr zur Kritik am CO2-Label für Neuwagen in einem Interview mit dem VCD im August 2010 hier im Blog und weiter mit den wichtigsten Fragen und Antworten zum Neuwagen-Energiepass auf einen Blick.

Wann tritt die CO2-Effizienzskala für Neuwagen in Kraft?

Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Dr. Philipp Rösler mit dem Energiepass für Neuwagen. ©BMWi

Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Dr. Philipp Rösler mit dem Energiepass für Neuwagen. ©BMWi

Heute hat das Bundeskabinett die CO2-Effizienzskala für Neuwagen gebilligt. Zum 1. Dezember 2011 werden die Effizienzklassen für Neuwagen in Deutschland eingeführt. Dann müssen alle Autohersteller einen Energiepass für Neuwagen führen.

Was zeigt der Energiepass für Neuwagen an?

Der Energiepass für Neuwagen setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen, so wie man es vom CO2-Label für Haushaltsgeräte kennt. Die Effizienzklassen sind in 8 Buchstaben (A+ bis G) und 3 Farben (Rot, Gelb, Grün) unterteilt. Die Effizienzklasse A+ soll besonders effiziente Neuwagen kennzeichnen, die Effizienzklasse G steht für wenig effiziente Neuwagen. Während die Effizienzklassen A+ bis C grün markiert sind, sind es bei D bis F verschiedene Gelbtöne und die Effizienzklasse G bekommt die “Rote Karte”.

Zum Energiepass für Neuwagen gehören ab 1. Dezember 2011 außerdem die Angabe der Jahressteuer und die durchschnittlichen Energiekosten (Verbrauch / Strom) pro Jahr. Bei Elektroautos und aufladbaren Hybrid-Modellen wird der Neuwagen-Energiepass auch Angaben zum Stromverbrauch enthalten.

Wie sieht der Energiepass für Neuwagen aus?

Energiepass für Neuwagen: CO2-Label mit Effizienzklassen A bis G ab 1.Dezember 2011

Energiepass für Neuwagen: CO2-Label mit Effizienzklassen A bis G ab 1.Dezember 2011

Wie wird die CO2-Effizienzskala für Neuwagen berechnet?

Der Energiepass für Neuwagen soll anzeigen, wie effizient ein Auto ist. Dazu wird die CO2-Emission in Relation zum Gewicht gesetzt. Je nachdem wie stark das Fahrzeug von der Referenzkurve abweicht, desto besser oder schlechter die Effizienzklasse. Für alle, die es ganz genau wissen wollen, hier die Angaben zur Berechnung aus der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (Pkw-EnVKV), die die Eckdaten zum Energiepass / CO2-Effizienzskala für Neuwagen regelt.

Der Referenzwert ist wie folgt zu bestimmen: Referenzwert (in g CO2/km) = 36,59079 + a × M. Dabei ist:  M die Masse des Fahrzeugs in Kilogramm (kg) und a = 0,08987.

Die Abweichung der offiziellen spezifischen CO2-Emissionen des Fahrzeugs vom Referenzwert ist durch die Differenz der beiden Angaben auszudrücken und wie folgt zu berechnen: prozentuale Abweichung (CO2 Diff. in %) = (CO2 PKW – CO2 Ref x 100) /  CO2 Ref.  Dabei ist:  CO2 Ref der fahrzeugspezifische Referenzwert der CO2-Emissionen und CO2 PKW die offizielle spezifische CO2-Emissionen des Fahrzeugs.

Entsprechend der Abweichung vom Referenzwert wird das Fahrzeug einer der nachfolgend bestimmten CO2-Effizienzklassen zugewiesen.

CO2-Effizienzklassen / Abweichung vom Referenzwert

CO2-EffizienzklasseAbweichung vom Referenzwert

A+≤ -37%

A-36,99% bis -28%

B-27,99% bis -19%

C-18,99% bis -10%

D-9,99% bis -1%

E-0,99% bis +8%

F+8,01% bis +17%

G> +17,01%

Was ändert sich mit dem Energiepass für Neuwagen?

Der Energiepass für Neuwagen enthält weiterhin den Verbrauch und den CO2-Wert auf Zahlenbasis, neu sind die CO2-Effizienzklassen. Der Effizienzklassen sollen den Autokäufern bei der Entscheidung für ein “umweltfreundliches Auto” helfen. Und sie soll Autohersteller “zwingen”, die CO2-Emission ihrer Neuwagen zu reduzieren. Keine Frage: Jeder will mit seinem Produkt in den grünen Bereich der Effizienzskala.

Warum wird der Energiepass für Neuwagen eingeführt?

Schon 1999 hat die EU einen Beschluss zur Kennzeichnung von Verbrauch und CO2-Emission von Neuwagen gefasst. Bis Ende 2004 hat die Umsetzung in Deutschland gedauert. Seitdem müssen Autohersteller den Verbrauch in l/100 km und die CO2-Emission in g/km abgeben, unterteilt in innerorts, außerorts und kombiniert. Wer von Euch weiß sofort, ob ein CO2-Wert von 149 g/km gut, mittelmäßig oder schlecht ist? Beispielsweise für einen Neuwagen in der Kompaktklasse? Die wenigsten wissen, der Energiepass für Neuwagen soll helfen und für eine bessere Vergleichbarkeit innerhalb einer Fahrzeugklasse sorgen.

“Das neue Pkw-Label bietet dem Verbraucher eine echte Hilfestellung bei seiner Kaufentscheidung. Es informiert den Verbraucher über die absoluten Verbrauchswerte eines Pkw und gibt zudem über die neue farbige CO2-Effizienzskala Auskunft darüber, wie effizient das Fahrzeug verglichen mit anderen Modellen der jeweiligen Klasse ist. Diese erhöhte Transparenz der Effizienz trägt zu mehr Wettbewerb zugunsten der Umwelt bei.”, sagt Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Dr. Philipp Rösler – Kritiker sehen das ganz anders.

Zwar haben Verbraucherschutzzentralen und Umweltverbände einen Energiepass für Neuwagen bereits vor 7 Jahren gefordert, der sich am CO2-Label für Haushaltsgeräte orientiert. Denn es hat sich gezeigt, dass die Ausweisung der CO2-Effizienz das Kaufverhalten positiv beeinflusst. Wer kauft schon noch einen Kühlschrank der Effizienzklasse C oder gar D? Doch mit der jetzigen CO2-Effizienzskala können sie sich nicht anfreunden.

Warum steht die CO2-Effizienzskala für Neuwagen in der Kritik?

Umwelt-Label / Klima-Skala für Neuwagen in Grossbritannien

Klima-Skala mit CO2-Emission und Verbrauch für Neuwagen in Großbritannien. Quelle: Low Carbon Vehicle Partnership (LowCVP)

Das führt mich zur anfangs erwähnten Kritik an der CO2-Effizienzskala für Neuwagen. Ein Beispiel: SUVs wie der Audi Q 7 und Porsche Cayenne Hybrid mit CO2-Emissionen von 195 bzw. 193 g/km bekommen im Energiepass nach Modell der Bundesregierung ein B. Kleinwagen wie der Peugeot 107 oder Toyota Aygo mit nur 106 g/km CO2-Emission bekommen die Effizienzklasse D. Viele unserer EU-Nachbarn haben den Energiepass für neue Autos schon, aber keiner setzt die CO2-Emission in Relation zum Gewicht. Die Kritiker nennen den Energiepass darum “Mogelpackung” oder “Greenwash”. Der ökologische Verkehrsclub VCD schlägt zum Beispiel vor, dass nicht das Gewicht, sondern die Fläche / Größe des Autos in Relation zur CO2-Emission gesetzt werden sollte. “Kunden kaufen ein Auto nicht wegen dem Gewicht sondern der Größe. Die Orientierung an der Fahrzeugfläche fördert die Leichtbauweise und verhindert zudem negative Effekte zugunsten schwerer Fahrzeuge”, betont Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD, den wir in einem weiteren Interview in dieser Woche zu Wort kommen lassen.

Wie seht Ihr die CO2-Effizienzskala für Neuwagen? Und überhaupt:

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