Energieeffizienz ist die Grundlage der Energiewende im Gebäudesektor

Die Frage, ob man nicht auf Wärmedämmung verzichten kann oder die Effizienz-Standards von Gebäuden wieder absenken kann, hat in Deutschland mittlerweile Tradition. Stattdessen möchte man lieber synthetische Brennstoffe oder erneuerbare Energien in unsanierten Gebäuden einsetzen. Oder die Häuser mit einer Solarfarbe einstreichen - solche Werbung hatte ich diese Woche in der Post. Seriös betrachtet kommt man ohne Wärmedämmung nicht aus. Die Frage ist nur welches Dämmniveau ist sinnvoll. Dieser Frage ist eine Studie nachgegangen, die Agora Energiewende in der vergangene Woche veröffentlicht hat.

Welchen Wert hat die Effizienz von Gebäuden?

Welcher Weg zu einem klimafreundlichen Wärme- und Heizsystem ist besonders realistisch und am kostengünstigsten? Und welche Rolle spielt die Effizienz von Gebäuden auf diesem Weg? Müssen wir uns noch mehr anstrengen oder reicht das heutige Niveau aus? Diesen Fragen ist die Studie „Wert der Effizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorenkopplung" nachgegangen, die Agora Energiewende in der vergangenen Woche veröffentlicht hat. Die Studie wurde erstellt vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, sowie vom Beratungsunternehmen Consentec. Sie hat einen Umfang von 148 Seiten und steht unter www.agora-energiewende.de zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Die Studie hat verschiedene Szenarien untersucht und miteinander verglichen. Sie hat nicht nur die Kosten der unterschiedlichen Pfade gegenüber gestellt. Auch die Voraussetzungen für die einzelnen Wege standen im Blick der Studie, sowie Effekte auf die Abhängigkeit von Importen, auf die Beschäftigung, auf die Behaglichkeit in Gebäuden, auf den Wert der Immobilien und deren Zukunftsfähigkeit.

Im Ergebnis zeigt sich, dass ein weiter so in der Effizienz der Gebäude in Verbindung mit einem flächendeckenden Einsatz von synthetischen Brennstoffen aus Strom mit erneuerbaren Energien (Power-to-Gas) gesamtwirtschaftlich teurer kommt als eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden. Damit zeigt die Studie deutlich, dass Gebäude mit hoher Energieeffizienz die Grundlage sind für die Nutzung aller vorhanden Technologieoptionen in der Wärmeversorgung.

Welche Szenarien hat die Studie untersucht?

Die Studie vergleicht fünf verschiedene Szenarien und deren Kosten, sowie die weiteren Auswirkungen:

  1. Im Szenario Effizienz² verfolgt man einen ambitionierten Effizienz-Standard, der mit heute verfügbaren Technologien machbar ist. Der Endenergiebedarf soll sich hier bis 2050 um 44 Prozent reduzieren im Vergleich zu 2011. Damit liegt das Niveau für neue und sanierte Gebäude in etwa beim Standard des KfW Effizienzhaus 55.
  2. Im Szenario Effizienz plus Erneuerbare Energien soll der Effizienz-Standard über dem heutigen Standard für den Neubau liegen und die Wärmeversorgung soll mit erneuerbaren Energien erfolgen.
  3. Bei dem Szenario Effizienz plus Wärmepumpe liegt der Effizienz-Standard über dem heutigen Niveau für den Neubau und die Wärmeversorgung erfolgt über Wärmepumpen.
  4. Das Szenario Effizienz plus Power-to-Gas enthält ebenfalls einen Effizienz-Standard über dem heutigen Niveau und die Wärmeversorgung erfolgt mit synthetischem Gas, das erneuerbaren Energien erzeugt wird.
  5. Im Szenario Business-as-usual plus Power-to-Gas bleiben die Anforderungen für die Energieeffizienz von Gebäuden auf dem heutigen Niveau. Dies bedeutet, dass die Dekarbonisierung nur durch das synthetisch erzeugte Gas zustande kommt. Nach Aussagen in der Studie soll dieser Pfad in der Gasindustrie vielfach diskutiert werden.

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie

Im Ergebnis zeigt sich, dass der Verzicht auf eine weitere Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden in Verbindung mit einer Dekarbonisierung durch synthetische Brennstoffe am teuersten abschneidet. Alle vier anderen Szenarien weisen in der Studie ähnliche Kosten auf. Am günstigsten schneidet das Szenario Effizienz plus Wärmepumpe ab, dieses weist geringere Kosten als das Szenario Effizienz² auf.

Ob es andere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung im Wärmesektor gibt war nicht Gegenstand der Studie. Aber sie zeigt, dass wir den Aufwand für die Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor verringern können mit einer steigenden Effizienz der Gebäude.

„Effizienz ist der Schlüssel, mit dem Deutschland seine verbindlichen Klimaschutzziele kostengünstig erreichen kann. Es bringt nichts, auf einzelne klimafreundliche Wärmetechnologien zu schielen, denn für ein Entweder-Oder ist es nach den Jahren des Zauderns im Gebäudeklimaschutz zu spät. Die Wärmewende gelingt nur, wenn alle Technologien flächendeckend zum Einsatz kommen und zwar in effizienten Gebäuden. Dafür ist eine ambitionierte Effizienzpolitik die Voraussetzung", sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Schlußfolgerungen der Studie

  • Auch wenn eine höhere Energieeffizienz von Gebäuden mit großen Investitionen verbunden ist. Insgesamt betrachtet können wir sagen: „Effizienz senkt die Kosten". Denn durch die Effizienz verringern wir den Aufwand für die Energieerzeugung und -verteilung.
  • Effizienz steigert vielfältige Nutzen: Durch eine höhere Effizienz und Gebäudequalität erreichen wir eine hohe thermische Behaglichkeit. Zudem beugt sie Schäden an den Gebäuden durch Feuchtigkeit und Schimmel vor. Dies wirkt sich alles positiv auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Nutzer aus.
  • Eine höhere Effizienz ermöglich den Einsatz von mehr Technologien für die Wärmeversorgung, z.B. Wärmenetze mit geringen Temperaturen. Dies bedeutet Effizienz ermöglicht eine größere Technologieoffenheit.
  • Effizienz senkt die Risiken, das bedeutet mit einer höheren Effizienz macht man sich unabhängiger von beispielsweise Preissteigerungen oder Lieferengpässen. Zudem kann man leichter neue Technologien einsetzen, die Studie spricht hier von Pfadänderungen zugunsten erneuerbarer Wärme.
  • Zielstrebig handeln: Die Investitionszyklen bei Gebäuden und deren Infrastruktur sind in der Regel sehr lange. Jede Abweichung von den geplanten Maßnahmen führt zu hohen Mehrkosten. Daher müssen bei allen Entscheidungen die langfristigen Ziele im Blick behalten werden.

Schlußfolgerungen für die Praxis

Natürlich sagt eine solche Studie nichts aus über den Einzelfall. Die Betrachtung von einzelnen Bauvorhaben oder Sanierungsobjekten kann immer anders ausfallen als eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung. Die Studie hatte auch nicht das Ziel vorzugeben was bei einzelnen Objekten die ideale Lösung ist. Aber sie zeigt, dass wir weiter dem Weg zu effizienteren Gebäuden gehen müssen.

Für das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die EU-Gebäuderichtlinie bedeutet dies, dass wir uns Richtung Effizienzhaus 55 bewegen müssen. Das Niedrigstenergiegebäude kann nicht auf dem heutigen Standard beruhen.

Aber das bedeutet auch wir brauchen wirksame Strategien, um die Investitionen zu bewältigen. Strategien, die in den Einzelfällen wirklich weiterhelfen. Das serielle Bauen und Sanieren oder modulares Bauen können solche Wege sein. Vielleicht brauchen wir auch weitere innovative Wege zu mehr Energieeffizienz oder einen Wettbewerb für Effizienz an Gebäuden.

Der bisherige Weg bringt uns nur zu langsam oder nicht zum Ziel von mehr Effizienz im Gebäudesektor. Die Studie zeigt aber, dass wir dieses Ziel beibehalten müssen.


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