Wer über die Energiewende redet, spricht meist nur von dem Ausbau erneuerbarer Energien als Ersatz für fossile und atomare Kraftwerke. Eine wesentliche Säule der Energiewende kommt in öffentlichen Diskussionen viel zu kurz – die effiziente Energienutzung. Die heute gestarteten Berliner Energietage drehen den Spieß rum und stellen unter dem Motto “Energieeffizienz in Deutschland” die Energieeffizienz in den Mittelpunkt.
Auf der größten Tagung in Deutschland zum Thema Energie sind 7.800 Menschen zusammen gekommen, um in 45 Einzelveranstaltungen sich über Projekte und Technologien zu informieren und auszutauschen. Es war bisher schon immer eng im Berliner Ludwig-Erhard-Haus in Charlottenburg, aber so langsam kommt man an diesem Veranstaltungsort an die Grenzen. Zur Eröffnung musste man im Atrium die Sonnenbrille aufsetzen, um etwas sehen zu können und die Ausstellungsfläche scheint auf den letzten Meter ausgebucht zu sein.
In der Eröffnung verwies der Organisator Jürgen Pöschk darauf, dass Energieeffizienz kein reines Technikthema sei und , dass die Energiewende in den Mühlen des Alltags sich in der Diskussion von Partikularinteressen verliere. Der Berliner Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller, betonte die Berliner Ziele im Klimaschutz. Als Modellstadt für KWK möchte Berlin weiter eine Vorreiterrolle übernehmen und bis 2050 eine klimaneutrale Stadt werden. Diese Maßnahmen, um die angestrebten Ziele zu erreichen, müssen aber auch soziale Aspekte berücksichtigen und die Energiewende gerecht gestaltet werden.
Blockade der Energieeffizienz muss beendet werden
Es gibt an diesem Tage noch weitere Gelegenheiten die Energieeffizienz nach vorne auf die Tagesordnung zu bringen. Da ist der Gipfel im Kanzleramt mit den beteiligten Ministern und allen Ministerpräsidenten und am Abend der EU-Sondergipfel. Bei beiden gilt es die bestehenden Blockaden zu lösen, um Fortschritte zu erreichen.
Werden die Potentiale zur Energieeffizienz nicht konsequenter genutzt, kann das zum Nachteil der Wirtschaft sein und die Energiewende verteuern. Dabei spricht doch der Bundeswirtschaftsminister davon, dass Energie bezahlbar sein muss (eigentlich wollen wir ja nicht die Energie, sondern nur deren Nutzen). Aber genau dieser Minister blockiert die Energieeffizienz-Richtlinie der EU.
Christian Noll, DENEFF-Geschäftsführer: “Die Bundesregierung muss endlich die energiepolitische Handbremse lösen. Eine konsequente Energiepolitik senkt die Energiekosten in Unternehemen und bietet neue Exportchancen für Effizienzlösungen Made in Germany. Wird Energieeeffizienz weiter so sträflich vernachlässigt, geht das auf Kosten der gesamten Wirtschaft. Die Energiewende droht dann als teurer Flop zu enden.”
Um die steigenden Energiekosten zu dämpfen, bleibt die nur die Energieeffizienz für Industrie, Haushalte und Gebäude. Ansonsten muss mit einer deutlichen Steigerung der Energiepreise gerechnet werden.
Potenziale des Gebäudebestandes liegen noch brach
Damit habe ich den Übergang zu einer anderen Dauerbaustelle in Sachen Energieeffizienz – den Gebäuden. Auch hier muss die Blockade aufgelöst werden, damit sind auch die Bundesländer angesprochen. Beim Thema Blockade spricht NABU-Präsident Olaf Tschimpke direkt den Bundeswirtschaftsminister an, der mit gespaltener Zunge spreche – er trägt selbst die Schuld an der Blockierung der Energieeffizienz, schiebt aber die Schuld auf den ehemaligen Umweltminister.
Der NABU verlangt von der Bundesregierung zusätzliche Anstrengungen und kluge Vorgaben, um die hehren Klimaziele im Gebäudebestand zu erreichen. Von der angestrebten Sanierungsquote von 2% sind wir immer noch weit entfernt und das Bundesbauministerium steht bei der überfälligen Weiterentwicklung der Energieeinsparverordnung auf der Bremse. Die bisher inoffiziellen Vorschläge für die EnEV 2012 beinhalten keine Verschärfungen für den Gebäudebestand, obwohl hier die größten Einsparungen zu erreichen sind und Gutachten belegen, dass Sanierungsmaßnahmen nach dem EnWG wirtschaftlich sein können. Darüber hinaus liegen immer noch die steuerlichen Anreize im Vermittlungsausschuss.
Wir müssen auch von der Bremse runter, um einseitige Belastungen zu vermeiden, da war sich der NABU mit dem Mieterbund einigen. Die Kosten für energetische Sanierungen können aufgeteilt werden zu gleichen Teilen auf Mieter, Vermieter und Staat (durch Förderung). Die geplanten Änderungen im Mietrecht bringen dem Investor keine Anreize zur Sanierung, so der Mieterbund. Aktuell sind die Mehrkosten für Mieter höher als die Einsparung an Energiekosten, da die Umlage der Sanierungskosten auf die Mieter unabhängig von der tatsächlich erzielten Energieeinsparung ist.
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