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Energieautarkes Haus der VR Bank Altenburger Land bietet neue Geschäftsmodelle durch Energie-Flatrate, Grafik: HELMA Eigenheimbau AGEine Energie-Flatrate für Mietwohnungen ist ein ganz neues Konzept. Es ändert vieles für die Beteiligten, die zu einem vernetzten energieautarken Mehrfamilienhaus gehören. Die Wohnungswirtschaft und die Mieter haben dadurch viele Vorteile, der Energieversorger wird nach wie vor benötigt und Banken können zukunftsfähige Anlageprodukte anbieten. Es gibt also für unterschiedliche Interessensgruppen bei vernetzten energieautarken Häusern jeweils eigene Nutzen, die ein Geschäftsmodell darauf aufbauen können. Die Bewohner können mit sicheren Kosten für die nächsten zehn Jahre rechnen, die heute schon auf einem vergleichbaren Niveau oder oder sogar unter den Kosten von konventionellen Wohnungen liegen. Klingt sehr vielversprechend, doch die Idee steht noch am Anfang und wir müssen sehen, ob es sich so auch umsetzen lässt. Nach den technischen Informationen möchte ich hier in diesem Beitrag die wirtschaftlichen Aspekte aufzeigen.
Technik der vernetzten energieautarken Häuser
Die vernetzten energieautarken Häuser, nach einem Konzept von Timo Leukefeld, versorgen sich weitgehend selbst mit Wärme und Strom von der Sonne. Zusätzlich steht Strom für Elektromobilität bereit, jeder Parkplatz ist mit einer Elektro-Tankstelle versehen. Große Speicher verlängern die Nutzungszeiten für Sonnenenergie vom Dach. Somit sind diese Häuser bis zu 60 bis 80 Prozent energieautark.
Die große Besonderheit des Konzeptes liegt in der Vernetzung der Gebäude. Diese hat das Ziel die Energiespeicher des Gebäudes den regionalen Energieversorgern zur Lagerung von Energieüberschüssen zur Verfügung zu stellen und damit die öffentlichen Netze zu entlasten.
Wird durch die Vernetzung die Energie-Flatrate erst möglich? Die Kalkulationen kenne ich nicht. Aber die Vernetzung ermöglicht den Verkauf von Überschüssen an Wärme und Strom und den Einkauf bei Bedarf.
Energie-Flatrate mit Vorteilen für Wohnungswirtschaft und Mieter
Die Bewohnerinnen und Bewohner der vernetzten energieautarken Häuser genießen die Vorteile der Energie-Flatrate mit langfristig stabilen Pauschalmieten, die auch noch die Elektromobilität umfassen. Sie können ihre Kosten planen und müssen sich in den nächsten zehn Jahren nicht vor überraschenden Nachzahlungen fürchten. Ältere Menschen und Familien, die eine Kostensicherheit brauchen, sind in diesen Häusern gut aufgehoben. Ein Vergleich von Stromanbietern oder der Blick auf den Verbrauch ist nicht mehr notwendig.
Auch die geplante Höhe der Miete bei den vernetzten energieautarken Häusern in Cottbus ist im Rahmen. Sie soll um die 10,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche betragen. Sie liegt zwar oberhalb der Vergleichsmiete für einen Neubau in Cottbus, dafür sind bereits Nebenkosten für Wärme und Strom enthalten. Ein Vergleich gestaltet sich also schwierig.
„Das Modell löst viele Konflikte zwischen Mieter und Vermieter“, erläutert Heiner Pott, Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V.
„Mieter sind über einen langen Zeitraum vor den stetig wachsenden Nebenkosten-Forderungen geschützt. Vermieter sparen neben dem erheblichen Verwaltungsaufwand jährlicher Betriebskostenabrechnungen, auch das Prozessrisiko etwaiger daraus resultierender Streitigkeiten, noch dazu um häufig relativ geringe Beträge.“
Für die Wohnungsunternehmen verringert sich der Aufwand bei einer Energie-Flatrate durch Wegfall der Abrechnungen und durch längere Verweildauer in den Wohnungen. Stetiger Mieterwechsel und auch der damit verbundene Verwaltungsaufwand entfallen.
Neue Geschäftsmodelle für Wohnungsunternehmen
Die Mehrinvestitionen für die Energieautarkie belaufen sich bei einem Gebäude mit beispielsweise 6 Wohneinheiten auf etwa 380 Euro brutto pro Quadratmeter, ohne Berücksichtigung eventueller staatlicher Fördermittel. Damit liegen die spezifischen Zusatzkosten der Energieautarkie pro Wohneinheit 60 Prozent unter denen für Einfamilienhäuser.
Interessant wird es, wenn Wohnungsunternehmen die zukünftigen Betriebskosten in die Investition einrechnen. Dann könnten sie Verträge mit festen Pauschalmieten für verschiedene Zeiträume anbieten. Darin enthalten sind dann auch die Kosten für Wärme, Strom und Mobilität. Zusätzlich könnten Wohnungsunternehmen mit einem oder mehreren Elektromobilen als Gemeinschafts-Fahrzeuge die Attraktivität weiter steigern.
Neue Rolle für Energieversorger bei der Energie-Flatrate
Auch mit der Energie-Flatrate benötigen die Wohnungsunternehmen einen Energieversorger oder Energiedienstleister als Partner. Dieser Partner ist für die Vernetzung zuständig. Die Vernetzung geht soweit, dass die Speicher im Haus netzdienliche Aufgaben übernehmen sollen. So können sie bei Energieüberschüssen im Netz vom Versorger aufgeladen werden.
„Die Vorteile, Überschüsse dezentral in die Speicher dieser Gebäude einzulagern, liegen auf der Hand: Es gibt Versorgungsunternehmen die Möglichkeit, ihre Windkraftanlagen konstanter zu betrieben und damit den Anteil an erneuerbaren Energien zu erhöhen“, führt Timo Leukefeld aus.
„Darüber hinaus können sie die Energie so zu einem definierten Bezugspreis verkaufen, der günstiger für die Abnehmer ist, als beispielsweise die konventionelle Wärme, an die das Haus angeschlossen ist.“
Das Energieunternehmen ist damit ein Dienstleister für Planung, Installation und Betrieb eines „Rundum-Sorglos-Pakets“. Es liefert die gesamte Energietechnik für das energieautarke Mehrfamilienhaus und stellt auch die Elektromobilität zur Verfügung. Durch geschickte Ausnutzung der Energiespeicher im Haus kann der Energiedienstleister seine Kosten minimieren.
Hinzu kommt ja auch noch die Möglichkeit Überschüsse an Sonnenwärme und -strom an die Nachbarhäuser gewinnbringend zu verkaufen. Es gibt bereits Energieversorger, die in diesem Segment tätig werden wollen.
Rolle von Banken bei den vernetzten energieautarken Gebäuden
Auch für Banken oder andere Finanzinstitute ergeben sich Vorteile bei der Energie-Flatrate. Mit planbaren Mietverträgen ist die Rendite der Investoren gesichert und attraktiv. So hat die VR Bank Altenburger Land eG ein energieautarkes Gebäude in der Stadt Schmölln gebaut. Sie möchte dieses Haus selbst nutzen, bzw. vermieten.
Raik Romisch, Vorstand der VR-Bank Altenburger Land eG:
„Wir wollen mit diesen Bauprojekten zudem wichtige Erfahrungen sammeln, wie moderne energetische Konzepte in einem wirtschaftlichen Rahmen für Wohnimmobilien umgesetzt werden können.“
Für Eigentümer und Selbstnutzer ist die Investition in ein energieautarkes Gebäude eine weitreichende Möglichkeit der Altersvorsoge. Anders als bei Investitionen in zu versteuernde Einnahmen, ermöglicht dieses Modell die Kosten für Energie auf einem niedrigen Niveau einzufrieren. Ein typisches Einfamilienhaus spart so etwa 3.500 bis 4.000 Euro pro Jahr. Steuerfreie Einsparungen wirken sich zwei- bis dreifach rentabler auf die Kaufkraft aus, als die zu versteuernden Einnahmen, die im Rahmen der Einspeisevergütung oder aus einer Kapitalversicherung erzielt werden.
Mein Fazit zu den Geschäftsmodellen bei Energie-Flatrate in Gebäuden
Das Thema der vernetzten energieautarken Gebäuden steht heute noch ganz am Anfang. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es funktioniert. Und es ist erstmals ein Modell, das sich selbst tragen soll – unabhängig von staatlicher Förderung. Das ist für mich sehr faszinierend. Denn wir brauchen mehr Konzepte und Geschäftsmodelle, die auch ohne Förderung funktionieren. Nur so werden wir entscheidend voran kommen können in der Energiewende.
Heute haben wir viele kleine einzelne Stromerzeuger, die unabhängig voneinander in das Netz Strom einspeisen, ohne Rücksicht auf den Verbrauch in der Nachbarschaft. Jedes Haus produziert die eigene Wärme, ohne Rücksicht auf Überschüsse aus der Nachbarschaft. Mit der Energie-Flatrate könnten wir Geschäftsmodelle haben, die lokal auf einer Vernetzung der Energieerzeugung und des Verbrauchs beruhen.