Enemy Der Doppelgänger – José Saramago

Enemy Spinnenbeine in deinem Kopf

Kurzbeschreibung:
Der Geschichtslehrer Tertulian Máximo Afonso ist perplex, als er beim Anschauen eines Videofilms fetstellt, dass eine Nebenfigur ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Wie er herausfindet, handelt es sich bei seinem Doppelgänger um den Schauspieler António Claro, und tatsächlich geht es hier um mehr als eine gewisse Ähnlichkeit. Beide sind absolut identisch. Eine Tatsache, die den Lehrer völlig aus der Bahn wirft und sein Leben von Grund auf verändert.

Format: Kindle Edition
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 385 Seiten
Verlag: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH (30.04.2014)
Sprache: Deutsch
ASIN: B00JSIRZ6M

Über den Autor:
José Saramago, geboren am 16. November 1922 in Azinhaga in der portugiesischen Provinz Ribatejo, entstammt einer Landarbeiterfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums arbeitete er als Maschinenschlosser, technischer Zeichner und Angestellter. Später war er Mitarbeiter eines Verlags und Journalist bei verschiedenen Lissabonner Tageszeitungen. Seit 1966 widmete er sich verstärkt der Schriftstellerei. Der Romancier, Erzähler, Lyriker, Dramatiker und Essayist erhielt 1998 den Nobelpreis für Literatur. José Saramgo verstarb am 18. Juni 2010.

Was für ein Roadtrip quer durch meine Gehirnwindungen.

Vielen Dank an Hoffmann & Campe für dieses … Experiment.

Das Chaos ist eine Ordnung, die entschlüsselt werden muss.

Eigentlich ungewöhnlich für mich, habe ich bei diesem Film – Buchvergleich mit dem Film angefangen. Welch verstörende Entscheidung, wie ich hinterher erfahren musste.

Aber fangen wir beim Anfang an. Mich erreichte eine E-Mail von der lieben Ute mit der Kindeinladung zu »Enemy«, die Buchverfilmung von »Der Doppelgänger« mit Jake Gylenhaal. Ich gestehe, ich bin ein großer Fan dieses Mannes, und nachdem ich den Trailer gesehen und die Inhaltsangabe gelesen hatte, musste ich mich dieser Aufgabe stellen. Bis etwa 5 Minuten nach Filmbeginn dachte ich auch noch, es würde sich um einen rasanten Aktionfilm handeln. Weit gefehlt – wie sich rausstellte. Allein die erste Szene wirkte doch schon etwas suspekt auf mich. Eine nackte Frau, die mit einer Spinne spielt. Die Spinne spielt immer wieder eine dezente, manchmal aber auch erschreckende Bedeutung im Film.

… irgendwie ödet mich alles an, diese verfluchte Routine, diese ewige Wiederholung, dieses Auf-der-Stelle-Treten.

Buch und Film bieten viele Parallelen, wobei der Film auf die zwanghaften Ausschweifungen des Autors großzügig verzichtet und es im Ganzen doch eine sehr freie Buchadaption bleibt. Zudem ist der Film bis zur letzten Klappe undurchschaubar, rätselhaft und mysteriös. Er bietet eine große Spielfläche für die eigene Fantasie und einen unendlichen Interpretationsspielraum. Handlungsstränge können sowohl in die eine als auch in die andere Richtung weitergedacht werden. Der Film überzeugt dennoch mit deiner beigebraunen Farbgebung und der wirklich gelungenen Filmmusik. Am Ende muss sich der Zuschauer allerdings die Frage stellen – gibt es wirklich beide?

Ich habe auf diese Frage noch keine Antwort gefunden …

… nicht auf den Stuhl, denn der war nicht groß genug, um den physischen und psychischen Zusammenbruch seines Körpers aufzufangen.

Nachdem ich das Kino mit einem großen Fragezeichen im Gesicht verlassen hatte, lag meine ganze Hoffnung in den geschriebenen Worten von José Saramago. Doch diese Worte haben mich auf eine wirklich harte Probe gestellt. Etwa alle 20 Seiten wollte ich meinen Kindle an die Wand schmeißen, weil ich das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Wer diesem Buch eine Chance geben möchte, muss wirklich Ausdauer beweisen. Ungeduld, wie sie mich zeitweise plagte, ist kein guter Mutterboden für diese geschriebenen Zeilen. Zudem muss sich der Leser erst an die ungewohnte Zeichensetzung der Dialoge gewöhnen. Saramago verzichtet nämlich komplett auf Anführungszeichen und baut stattdessen auf Kommata. Dazu darf man sich auf Bandwurmsätze und detaillierte Ausschweifungen freuen, die einem manchmal den Blick fürs Wesentliche rauben. Aber ich denke, genau dies macht die Atmosphäre dieses Buches aus. Nicht ohne Grund haben wir es hier mit einem Nobelpreisträger zutun.

Einer von uns ist ein Irrtum.

Leider konnte das Buch das große Fragezeichen in meinem Kopf nicht schmälern. Es bleibt weiterhin die Frage – gibt es wirklich beide?

Eure
unterschrift

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