Momentan ist es auf dem Blog sehr, sehr ruhig und das tut mir auch furchtbar leid. Allerdings hat das sehr erfreuliche Gründe, von denen ich euch heute erzählen möchte. Ich schreibe einfach drauf los, möchte euch meine zahlreichen und vermutlich viel zu wortreichen Gedanken (liebe Grüße an dieser Stelle an meine Mama, die immer meine viel zu langen Artikel beklagt! :P) zu dem Thema mitteilen.
Seit sechs Jahren wohnen mein Mann und ich nun schon in Frankfurt. Einer Stadt, die mir im Grunde viel bedeutet und die ich eigentlich gar nicht mehr verlassen möchte. Nun ist es leider so, dass wir zwischenzeitlich schon einmal innerhalb der Stadt – um genau zu sein: eine Straße weiter – umziehen mussten und es uns in eine ehemalige Ami-Siedlung verschlagen hat. Die Wohnungen sind richtig cool – statt einen Flur zu betreten, steht man direkt im Wohnzimmer. Die Wohnräume sind groß, geräumig, man hat viel Platz. Mit einer 3-Zimmer-Wohnung hat man als Pärchen einen guten Fang gemacht, zumal auch die Miete bezahlbar ist.
Das Wohngebiet selbst war allerdings nie das beste. Bereits im März 2015 habe ich von einem brennenden Bücherschrank berichtet. In der letzten Silvesternacht haben in ganz Frankfurt etwa achzig Mülltonnen gebrannt – etwa zehn davon brannten allein in unserer Straße. Aus diesem Grund haben wir es uns mittlerweile auch zur Gewohnheit gemacht, das Auto entweder in ein Parkhaus zu stellen oder in dieser Nacht bei Freunden außerhalb zu feiern. Warum man so etwas macht, werde ich nie verstehen, doch ich finde es erschreckend, dass es teilweise noch kleine Kinder sind, die die Tonnen anzünden. Und es betrifft nicht nur die Silvesternacht. Sachbeschädigung – egal ob auf privater oder auf Wohnhausebene – gehört hier mittlerweile zum Alltag. Genauso wie Drogenhandel oder auch dumme Anmachsprüche. Als Frau fühlt man sich nicht mehr sicher und man muss Angst haben, von der Straße weggefangen zu werden. Kleine Kinder schreien Autofahrern, die es wagen, auf der Straße entlangfahren zu wollen, schlimme Schimpfwörter hinterher. An dieser Stelle muss man bedenken: Diese Kinder werden größer, die nicht vorhandene Erziehung nicht besser.
Um es kurz zu machen: Ja, wir haben Angst. Nein, wir fühlen uns hier nicht mehr wohl.
Ein Jahr lang haben wir nach einer neuen Bleibe gesucht, unzählige Wohnungen haben wir uns im vergangenen Jahr angesehen, doch keine entsprach unseren Vorstellungen. Ich wollte kein großes Wohnhaus mit zu vielen Parteien mehr, gute Verkehrsanbindungen sind wiederum ein Muss. Das Wohngebiet sollte ordentlich sein, wenn es geht kein zu hohes Stockwerk (meine Knie sind beide seit meinem 18. Lebensjahr hinüber) und vorallem: es musste einfach passen. Liebe auf den ersten Blicke eben.
Dann folgte die Schreckensmeldung aus UK: der Brexit wird kommen. Die Konsequenzen, die das haben wird, haben wir nicht kommen sehen. Die Mietpreise in Frankfurt, die sowieso schon überirdisch sind, sind explodiert. Ein mittelständiger Normalverdiener wie wir hat keine Chance mehr. Zwei Vollzeitstellen im öffentlichen Dienst reichen nicht mehr aus, um eine Wohnung in Frankfurt zu mieten. Das sogenannte „Mittelstandsprogramm“ der Stadt Frankfurt hat absurde Anforderungen. Sprich: Ein Leben in Frankfurt ist für uns nicht mehr möglich, wenn wir nicht ausschließlich für die Miete arbeiten gehen wollen.
Von Anfang an haben wir auch im Frankfurter Umland gesucht, aber auch da war nicht das richtige dabei. Eine Wohnung in Offenbach hat uns gefallen, aber sie war einfach einen Ticken zu klein. Wir hätten unsere Kücher nicht untergebracht, das Kinderzimmer erinnerte an den Potter’schen Schrank unter der Treppe und… nein. Schweren Herzens mussten wir absagen. Denn ja, es war wirklich so, dass wir jede Wohnung hätten haben können! Zwei Personen, die unbefristet im öffentlichen Dienst arbeiten, sind für Vermieter offenbar ein wahrer Goldgriff und so mancher meinte, dass er uns liebend gern als Mieter hätte. Klar, sie können sich sicher sein, dass die Miete immer da ist und dass es nicht zu Problemen mit irgendwelchen Ämtern kommt.
Wir machten eine Pause, die Nerven lagen blank. Wir hatten schlichtweg keine Lust mehr zu suchen, wollten zu einem späteren Zeitpunkt weitermachen. Das war in diesem Frühjahr. Täglich bekam ich Mails von Immoscout, Immowelt und sonstigen Wohnungsvermittlungsseiten, doch in unserer Preisklasse war nur selten etwas dabei. Wir sahen uns einige Wohnungen an und eine Enttäuschung jagte die nächste. Glaubt mir, es war eine sehr tränenreiche Zeit, denn immer, wenn wir dachten, es könnte passen, entdeckten wir Schimmelflecken, es fehlte ein Meter oder irgendein anderer Makel war so gravierend, dass wir absagen mussten. Das Leben in unserem Stadtteil wiederum wurde immer schlimmer.
Völlig entkräftet und frustriert wollte ich schon wieder das Handtuch werfen, bis eine weitere Wohnungsanzeige reinkam. Die Fotos sahen nett aus, es handelte sich um den Ort, in dem all unsere Freunde wohnen … Okay. One last try. Aber bloß keine Hoffnungen! Telefonisch war niemand zu erreichen, ich schrieb also eine kurze Nachricht mit einer Vorstellung unsererseits und dass wir uns die Wohnung gerne ansehen möchten. Dann folgte tagelang… nichts. Keine Rückmeldung, gar nichts. Wir schrieben die Wohnung ab. Dann plötzlich der Anruf – sie laden uns zur Wohnungsbesichtigung ein. Wir waren froh, aber trotzdem zurückhaltend, denn noch eine Enttäuschung wäre einfach zu schlimm gewesen.
Nach einer nervenzehrenden Anreise (1 1/2 Stunden für 30km, dank Stau!) kamen wir schließlich fünf Minuten zu spät an. Glücklicherweise wurde dies mit viel Verständnis hingenommen. Und dann sahen wir uns die Wohnung an. Das Wohnhaus selbst liegt in einem sehr ruhigen Viertel in einem Stadtteil von Rodgau, ca. 30km südöstlich von Frankfurt. Genau so habe ich mir unsere zukünftige Bleibe vorgestellt! Dann betraten wir die Wohnung… und… es war Liebe auf den ersten Blick. Für uns beide. Wir verliebten uns Hals über Kopf in dieser wundervolle 4-Zimmer-Wohnung. Aber: Vor uns waren bereits Interessenten da, nach uns kamen auch noch welche. Verdammt, und jetzt?! Wir versicherten der Hausverwalterin, dass wir uns am Montag melden würden. Und genau das taten wir, denn wir MUSSTEN diese Wohnung haben. Wenn nicht die, dann keine! Ich rief also direkt zu Dienstbeginn an, ließ mir den Interessentenbogen zusenden und füllte ihn nachmittags mit meinem Mann aus, um ihn direkt zurückzuschicken. Wir rechneten damit, dass es nun dauern würde, bis es womöglich weiter in die engere Auswahl ging. Aber nein – bereits am nächsten Tag rief uns die Hausverwalterin an, dass die Vermieterin uns gerne kennenlernen möchte.
Oh. Mein. Gott.
Ich war so furchtbar aufgeregt!! Der Termin kam jedoch urlaubsbedingt erst später zustande – so lange standen wir in der Schwebe, wussten nicht, ob sich unser Traum erfüllen würde. Dann lernten wir die Vermieter kennen und diese eröffneten uns, dass sie bereits den Mietvertrag dabei haben.
OH. MEIN. GOTT!
Wir haben die Wohnung bekommen. Der 03. Juni 2017 sollte einer der glücklichsten Tage in diesem Jahr für uns werden. ♥
Tja, und seit diesem Tag bin ich im Grunde ununterbrochen damit beschäftigt, gemeinsam mit meinem Mann den Umzug zu planen. Eine Umzugsfirma musste organisiert werden, wir packen bereits seit sechs Wochen Kisten, da es bei mir urlaubstechnisch sehr kritisch wird, und wir misten aus was das Zeug hält.
Leider kommt dabei alles andere zu kurz. Mein Kopf ist voll und doch leer, denn ich kann kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Es ist viel, fast schon zu viel. Seit 1 1/2 Wochen bin ich dauerkrank, das Schreiben klappt nicht, zum Lesen komme ich auch nicht mehr und auch sonst bin ich kaum zu etwas zu gebrauchen. Aber das wird schon wieder, wenn am 23. August um 8:30 Uhr das Umzugsunternehmen vor der Tür steht und wir uns auf den Weg in unser neues Leben machen ♥
Ich kann es gar nicht erwarten, neu durchzustarten, denn es kann nur besser werden. Wir kaufen derzeit neue Möbel, – und sie sind soooo wundervoll! – damit wir es dann richtig schön in der neuen Wohnung haben.
Zwar wird meine Anreise zur Arbeit sich von je 30 auf 80 Minuten erhöhen, aber ich glaube, das ist es mir wert. Früher habe ich das Pendeln gehasst – jeden Tag insgesamt drei Stunden im Zug sitzen ist sehr unbefriedigend gewesen. Doch mittlerweile habe ich begriffen, dass ein schönes, zufriedenes Leben viel wichtiger ist, als ein kurzer Anfahrtweg mit einem Leben, das einen unglücklich macht und völlig auslaugt. Außerdem habe ich so wieder mehr Zeit zum Lesen und kann ggf. auch mehr Serien auf Netflix und Amazon schauen – dank der Downloadfunktion ist das ja nun kein Problem mehr.