Glasgow RAIN
Martina Riemer
CreateSpace Independent Publishing Platform, 2014
978-1496061850
11,99 € (Printausgabe)
2,99 € Kindleausgabe
Endlich bricht für Vic das letzte Highschool Jahr an und sie kann es kaum erwarten, die lästige Schuluniform einzumotten. Doch es beginnt anders als gedacht: Sie trifft immer wieder auf Rafael, einen mysteriösen Schüler, der plötzlich überall auftaucht. Trotzdem schafft er es, sich nicht nur in ihr Leben zu schleichen, sondern auch in ihr Herz. Wäre da nicht ein großes Problem: Seit sie ihn besser kennengelernt hat, bekommt sie das beklemmende Gefühl nicht los, ständig beobachtet zu werden. Zusätzlich jagen ihr die Frauenmorde, die in den letzten Wochen Glasgow überschatten, eine große Angst ein, bis sich Vic nicht mehr sicher ist, ob sie verrückt wird oder ob tatsächlich etwas vor sich geht. Bald verliert sich Vic in dem Gefühl der Verfolgung und der Liebe zu Rafael. Aber ist er wirklich der, für den sie ihn hält? Sie weiß nicht mehr, wem sie trauen kann oder wer ein falsches Spiel mit ihr treibt. Kann die Liebe bestehen, wenn die Angst einem die Luft abschnürt?
Wenn ich so eine Geschichte lese, erwarte ich ein starkes Liebespaar mit dem ich mitfühlen kann, ich mich ärgere und es am Ende irgendwie gut geht.
Was die Autorin sehr gut kann, ist sich Charaktere ausdenken und ihnen ein Leben einhauchen. Ich habe Rafael alles abgenommen, was er getan und gesagt hat. Er war wirklich ein echter Typ für mich. Er liebt seine Mutter, ist hilfsbereit und hat seine Gründe so komisch auf Vic zu reagieren. Und das macht die Sache erst wirklich interessant.
Und Vic? Eine Liebesgeschichte braucht einen zweiten Menschen, aber Vic war für mich nicht einfach zu verstehen. Am besten gefallen hat mir der Prolog, da konnte der Leser sich mit ihrer Situation anfreunden und ich dachte: “Armes Mädchen!” Aber dann wird sie mir zu sehr verhätschelt, zu reich und zu arrogant an einigen Stellen. Ich war ganz klar Team Rafael.
Die Nebencharaktere sind auch mit viel Liebe ausstaffiert und so finden wir einfach alles in Glasgow Rain: die liebevolle Tante, den Idioten und Freunde. Die Charaktere habe ich wirklich gemocht.
Die Kulisse, muss ich gestehen, war für mich fast unwichtig, denn ich konzentrierte mich sehr auf die Charaktere. Trotzdem gibt sich die Autorin auch hier Mühe, alles sehr authentisch wirken zu lassen. Ich mochte zum Beispiel Vics Lesezimmer, welches mit viel Liebe beschrieben wurde. Aber auch andere kleine Dinge, zum Beispiel der Ort am Ende des Buches, haben mir recht gut gefallen.
Vornehmlich habe ich eine Liebesgeschichte erwartet, die auf Grund von manchen Hürden sehr schwierig sein würde. Als ich dann Vic und später Rafael kennenlerne, dachte ich, es wäre sehr offensichtlich. Sie: Zicke und reich – Er: super lieb und recht arm. Das Problem war für mich gefunden und ich freute mich auf nette Gespräche, liebevolle Zusammenkünfte und vielleicht den ein oder anderen witzigen Wortwechsel.
Doch dann las Vic Zeitung und es gab Leichen oder sie hat großen Streit mit ihrem Vater oder mit Rafael oder…. oder…. oder… Und irgendwann fragte ich mich leider nur noch: Was passiert denn jetzt noch? Es ist nicht so, dass ich etwas gegen Aufregungen in Liebesgeschichten hätte, aber wie wäre es mit nur einem Hauptproblem? Denn der Showdown der Geschichte hat es auch noch einmal in sich! Das hätte mir als Leserin völlig gereicht, wenn ich mit Vic und Rafael darauf zu”gelesen” wäre. Alles andere lenkt ein bisschen von der tollen Charaktergestaltung ab und mich als Leser macht es unruhig, denn ich erwarte nun beim Lesen hinter jeder Ecke ein Problem und stelle mir die Frage: Was passiert jetzt schon wieder?
Alle Komponenten: Liebe, Spannung, Gerechtigkeit und Familienkonflikte passen wirklich (insgesamt) gut zusammen. Martina Riemer hat auch einen roten Faden in ihrem Roman und weiß immer, wo es hingehen soll. Verzetteln gibt es bei ihr nicht, aber trotzdem wäre für mich weniger mehr gewesen.
Die Schreibweise ist so gut, dass ich gespannt bin, wie es mit der Autorin weitergeht und ich werde bestimmt noch einmal zu einem Buch von ihr greifen.
Mein Kindle ist leider in schwarz-weiß, er gehört zur alten Generation. Aber trotzdem sieht man, dass das Cover mit viel Liebe gestaltet ist. Ich mag es sehr gerne, denn es verkörpert Liebe, Sehnsucht und ein bisschen Schmerz. Die gewählten Farben, falls ihr es mal seht, sind lila gehalten. Auch sehr schön. Da habe ich nichts zu meckern, mal ein hübsches E-Book.
Martina Riemer ist eine Autorin, die Schreiben kann. Aber für meinen Geschmack müsste sie sich noch mehr auf das wesentliche ihres Romans konzentrieren und nicht so viele Schwerpunkte setzen. Mir hättete eine liebevolle Geschichte gereicht, in der es ein paar kleine Probleme gibt und nicht auch noch einen Mörder, Gangsterprobleme und am Ende den großen Knall ;)