0,27% Rendite
Wieder einmal liegen 364 arbeitsintensive Tage hinter mir. Ich habe geputzt, gekocht und erzogen, Kindergeburtstage, Weihnachts- und sonstige Feste organisiert und das Leben meiner Familie in geregelten Bahnen gehalten. Diese entbehrungsreichen Zeit ist nun endlich vorbei und morgen erwartet mich mein Ehrentag! Endlich darf ich die tollen, in der Kita selbstgebastelten Geschenke auspacken und mir die inhaltsschweren und tiefsinnigen Gedichte anhören. Vielleicht gibt es sogar ein Lied, das die Kleinen in der Kita einstudiert haben. Mein Mann wird früh aufstehen und das Frühstück vorbereiten. Ich darf mal ausschlafen, also vielleicht sogar bis 05:45h schlafen und werde dann anschließend gebührend gefeiert.
Der Muttertag ist das, was wir zurück bekommen für fast 1 Jahr Arbeit und Stress. Nachdem ich 99,73% des Jahres für die Familie gearbeitet habe, bekomme ich 0,27% frei und werde gefeiert.
Mama darf nicht undankbar sein
Gut, theoretisch klingt das recht wenig und fast, als ob ich hier ausgenützt würde. Was man aber bedenken sollte ist, dass es meine Entscheidung war, diesen Weg zu gehen. Ich habe mich dafür entschieden diese Zeit meines Lebens den Kindern zu widmen und mir war ziemlich klar, auf was ich mich einlasse.
Außerdem ist es auch nicht ganz so schlimm, wie oben überspitzt dargestellt. Klar bin ich hier 24h sieben Tage die Woche in Bereitschaft und manche Tage komme ich schon auf zwanzig, oder mehr Arbeitsstunden, aber die Dankbarkeit meiner Kinder und meines Mannes spüre ich sehr häufig. Die Arbeit, die ich mache ist hart, aber gut bezahlt. Meine Kinder entlohnen mich regelmäßig damit, dass sie sich gut entwickeln, Dinge lernen, die ich ihnen beigebracht habe und mir durch ihr Verhalten zeigen, dass sie glücklich und zufrieden sind. Es macht mir Freude zu sehen, wie meine Kinder in sauberen und farblich stimmigen Outfits morgens das Haus verlassen und dass es ihnen regelmäßig gelingt mich mit einer überraschend scharfsinnigen und trotzdem kindlich naiven Schlussfolgerung zu überraschen.
Mein Mann und ich teilen die Kinder immer wieder auf, so dass immer eines der drei die volle Aufmerksamkeit eines Elternteils bekommt und sich nicht gegenüber seiner Geschwister behaupten muss. So komme ich immer wieder auch zu einem netten Nachmittag mit nur einem Kind und kann diese Zeit genießen und das veränderte Verhalten des Einzelkinds auf Zeit beobachten.
Muttertag als Eisbergspitze
Der Muttertag ist abseits einiger kleineren Rituale, wie den Gedichten und dem Essen gehen, bei uns eigentlich ein normaler Sonntag. Wir verbringen den Tag gemeinsam und vielleicht muss ich ein bisschen weniger Arbeiten als sonst und mein Mann übernimmt die notwendigsten Tätigkeiten, aber im Großen und Ganzen ist es ein Sonntag, wie viele andere. Aber der Muttertag ist in meinen Augen nur die Spitze des Eisbergs. Kein Mensch würde eine derartig zeitintensive Tätigkeit über einen so langen Zeitraum machen, wenn er nicht regelmäßig feedback bekommen würde, das wieder Kraft gibt und genauso spüre ich als Mutter, dass meine Familie schätzt, was ich tue und dankbar ist . Der Muttertag ist ein Tag von vielen, an dem ich spüre, dass meine Anstrengungen nicht für selbstverständlich genommen werden. Ich finde es gut, dass es einen eigenen Tag für die Mutter gibt um noch einmal das allgemeine Bewußtsein für die Leistung der Hausfrauen und Mütter zu bilden. Innerhalb der Familie wäre aber ein einziger Tag im Jahr definitiv zu wenig!