Endlich ist sie zurück. Meine Lieblingsnonne. Catherine Bell. Kennt ihr nicht? Dann solltet ihr ganz schnell Lux Domini lesen. Da tritt Schwester Catherine zum ersten Mal in Erscheinung und hat mit ihrer sturen und widerspenstigen Art gleich einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Hätte sie nicht Gehorsam schwören müssen? Aber Nonnen sind ja auch nur Menschen. Catherine ist sogar ein ganz besonderer Mensch, denn sie verfügt über mediale Fähigkeiten, die sie für den Vatikan besonders attraktiv machen. Aber will sie sich wirklich vor diesen Karren spannen lassen?
Nachdem sie erst vor kurzem den Tod ihres Mentors verkraften musste, ist es nun Kardinal Ciban, der ihr Sorgen bereitet. Schwer verletzt bricht er auf vor ihrer Wohnung zusammen, kurz darauf wird ein berühmter Religionswissenschaftler tot in einer Kirche gefunden. Hat Ciban etwas mit dessen Tod zu tun? Und was hat es mit dem mysteriösen Jungen auf sich, auf den Catherine bei ihren Nachforschungen stößt? Alles hängt miteinander zusammen, und Catherine befindet sich bald in großer Gefahr.
Mit Engelspakt legt das in London lebende Autorenpaar Alex Thomas den zweiten Roman um Catherine Bell und die dunklen Machenschaften im Vatikan vor. Kleine Frage am Rande: Wie schafft man es, gemeinsam zu schreiben ohne sich dabei zu zerfleischen? Die beiden schaffen es jedenfalls – und das mit sehr viel Herz und Spannung. Dan Brown braucht Jahre, um für einen seiner Bestseller zu recherchieren, aber er schafft es trotzdem nicht, auch nur annähernd so viel Herzlichkeit in seine Protagonisten zu stecken wie Alex Thomas.
Und genau das macht für mich Engelspakt zu einem absoluten Leseerlebnis – abgesehen von der Spannung, die bis zur letzten Seite aufrecht erhalten wird. Durch die ständigen Perspektivwechsel finde ich mich immer wieder in einer anderen Szene wieder, muss mein Puzzle neu zusammensetzen um letztendlich dem Warum auf die Spur zu kommen – und dabei werde ich oft auf eine falsche Fährte geführt und aufs Neue überrascht. Langeweile kommt hier garantiert nicht auf. Gepaart mit einer packenden Verschwörung entsteht so ein Thriller, der sich zum Glück nicht wirklich in eine Schublade packen lässt – ist es nun mehr Vatikan – oder Wissenschaft – oder Psychothriller? Genau wie Schwester Catherine Bell Nonne und Ermittlerin ist, kann auch dieser Thriller alles sein – und soll es auch sein. Schubladen sind eh doof.
Taschenbuch: 576 Seiten, erschienen bei blanvalet, Juli 2012
ISBN: 978-3442379897