Habt ihr das Wochenende genossen? Ist das mal ein unglaublicher Frühling?
Jedes Jahr das gleiche Schauspiel der Erneuerung, jedes Jahr ein neuer Anfang: Erst sind überall abgestorbene Zweige, braunes Gras, tote Erde. Und plötzlich macht’s paff und alle sind da: Erst noch schüchtern die Schneeglöckchen, die Krokusse. Aber dann geht’s richtig los! Die Tulpen und Narzissen sorgen für Farbe, die dicker werdenden Fliederknospen künden schon vom Sommer, überall duftet es betörend! (Lasst uns nicht von HaselErlenBirken-Pollen reden, das führt zu nix. Haaa-tschi!) Beeindruckend, mit welcher Vehemenz da plötzlich die Kirsche vor meinem Fenster in voller Blüte steht, praktisch von einem Tag auf den anderen. Tataaa!
Ich will auch!
Ich bin ein bisschen neidisch: Jedes Jahr im April einen neuen Anfang machen. Wenn keiner mehr an dich glaubt, alle genervt sind (außer den Skifahrern), dann sagst du „Ah, ich hab da noch was…“, zeigst deine beste Seite, alle finden dich wunderbar und sagen: „Ist das nicht unglaublich?“ Ich will das auch!
Tscha!
Aber ich kann keinen neuen Anfang machen, egal, wie viele Coaches mich davon zu überzeugen versuchen. Ich bin 40 Jahre alt und habe Erfahrungen, gute und schlechte. Ich habe einen bestimmten Kontostand und eine Familie. Die hab ich alle immer dabei, ich kann nicht alle meine Blätter abwerfen und dann kommen – schwupps – neue und alle sind schwer beeindruckt.
Anfang oder Ende?
Eines meiner Lieblingszitate ist von Dan Zadra (nie gehört von dem Mann, hat aber Bücher bei Amazon) und lautet: „No one can go back and make a brand-new start, my friend; but anyone can start from here and make a brand-new end.“ Sinngemäß also: „Du kannst nicht zurückgehen und neu starten, mein Freund; aber jeder kann von hier aus anfangen und ein neues Ende kreieren.“
Na also!
Genau. Ich hab all diese wunderbaren Erfahrungen, ich kenn doch letztendlich meine Stärken und weiß, was ich gut kann und gern mache! Das ist noch viel besser, als wenn ich jedes Mal von Neuem anfangen müsste. Jetzt liegt es an mir, dieses Wissen zu nutzen und damit das „Ende“ zu gestalten, das ich will.
Also, das hört sich zu endgültig an, es geht noch nicht ums Sterben. Na, höchstens ein bisschen. Es geht darum, dass ich mein Leben so führe, dass ich sagen kann: „Wenn mein Leben in zehn Jahren zu Ende ist, dann hab ich meine Zeit echt genutzt.“ (Da gab’s schon mal vor einiger Zeit einen Post dazu, über meine Tante, die im letzten Herbst mit 56 Jahren gestorben ist.) Wenn es dann noch vierzig Jahre sind, umso besser! Großartig!
Nur Mut!
Dan Zadra sagt „mein Freund“, also meint er es gut mit mir, er will nicht meine Träume vom neuen Anfang zerstören. Er will mich ermutigen, anschubsen, mir sagen „Hey, du hast vielleicht nicht mehr alle Möglichkeiten, aber du hast mehr als du je nutzen kannst! Nutz davon welche! NUTZE SIE!“
Das heißt, ich mach eine Bestandsaufnahme, und versuche dann mit dem, was ich habe, das zu ändern, was mir nicht gefällt. Das heißt nicht, dass ich meine Erfahrungen als Ausrede benutze, warum irgendwas eh nicht geht! Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich genau, dass viel mehr geht. Dass ich viel mehr kann und noch mehr lernen kann. Dass ich viel mehr will.
Was hält mich also ab? Pffff. Angst. Bequemlichkeit. Angst. In der Küche von meiner Mutter hing früher ein Zettel: „Selbst der stärkste Winter fürchtet sich vor dem Frühling.“ Wir werden sehen, wer hier die Oberhand behält. Guckt mal aus dem Fenster!
Genießt euren Frühling!