Ein Satz, in der Geschichte der Verunsicherung wie in Stein gemeißelt. Hier im Jahre 1982, so weißt es die unbestechliche Google Timeline (Grafik unten) aus, nahm der Siegenzug des kleinen Wörtchen zur alltagstauglichen, zugleich aber unheildräuenden Verbalisierung der Begriffe "Angst" und "Furcht" seinen Anfang.
Kurz nach Feynmans Initialzündung brauchte die Deutsche Bundespost nicht lange, um "durch ihre Gebührenpolitik" viele Postkunden zu verunsichern, wie die Computerwoche seinerzeit ausführte. Ein Jahr danach fanden sich weitere Nachahmer: Nun waren die Studenten der Uni Witten-Herdecke "verunsichert", weil sie "nicht wissen wie es mit ihrem Arbeits- oder Studienplatz weitergeht" Dennoch, das lässt sich im historischen Rückblick sagen, all die Verunsicherung hatte kein System, es steckte keinerlei Dynamik in der Verwendung des Begriffes und schon gar nicht wurde er benutzt, wenn es irgendwie anders ging.
Das ist jetzt die große allgemeine Verunsicherung. Egal was, egal wer, egal wieviel und wo, das Recht darauf, verunsichert zu sein und dafür respektiert zu werden, darf niemandem mehr verweigert werden. Jede einzelne Betrugsmail im Internet verunsichert sogenannte User, obwohl die die Möglichkeit hätten, sie mit einem Klick zu löschen. Die zunehmende Verwendung englischer Begriffe verunsichert Ältere, die Rente Jüngere. Die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke verunsichert Mitbürger, die seit 30 Jahren jeden Abend unter atomstrombetriebenen Lampen in einen atomstrombetriebenen Fernseher schauen, aus dem von neuer Verunsicherung berichtet wird: Das Urteil zur GEZ-Pflicht, das am Lauf der Welt soviel ändert wie ein in Espenhain einstürzendes Schuppendach, "verunsichert Computer- und Handy-Nutzer", Chinas Zinsentscheidung verunsichert ebenso wie das Ausbleiben einer chinesischen Zinsentscheidung verunsichert hätte.
Zusätzlich verunsichern natürlich auch die Gesundheitsreform die Versicherten, der Währungskrieg die Sparer, eine neues Überholverbot auf der A71 die Fahrer und die Sorgen um das Ausmass möglicher geldpolitischer Lockerungen der US-Notenbank Fed die Anleger. Nie und nirgendwo in der Geschichte der Menschheit heischten lebensversicherte Wohlstandsbäuche so um Trost, Hilfe und um Erlösung von dem Übel der Unkenntnis der eigenen Zukunft, war Verunsicherung so bunt und vielgestaltig, so allgegenwärtig, so absehbar und so sicher.