24.11.2011 – Am 6. November heißt es, der rbb Moderator Ken Jebsen habe sich antisemitisch geäußert und den Holocaust geleugnet. Seine wöchentliche Sendung KenFM, die seit zehn Jahren jeden Sonntag auf der Jugendwelle des Senders ausgestrahlt wurde, wird spontan abgesetzt.
Kurze Zeit später sagt der rbb, dass die Vorwürfe unberechtigt sind und lässt Jebsen wieder ans Mikrofon. Die Rückkehr ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn gestern gibt der Sender bekannt, dass er sich endgültig von Ken Jebsen getrennt hat. Sein Verhalten sei nicht mehr tragbar und seine Beiträge entsprächen nicht den journalistischen Standards des rbb.
Die journalistischen Standards des rbb
Vor drei Wochen veröffentlichte Henryk M. Broder auf seinem Blog „Achse des Guten“ eine Mail, die der Journalist und Radiomoderator Ken Jebsen an einen Hörer verschickt hatte. Es hieß, der Inhalt der Nachricht sei antisemitisch und leugne den Holocaust.
Der rbb reagierte auf den Vorwurf und setzte die wöchentliche Sendung des Moderators (KenFM) am 6. November vorübergehend aus. In der Woche darauf teilte ein Sprecher des RBB mit, dass man Jebsen am kommenden Sonntag auf der Jugendwelle des Senders wieder hören könne. Der Moderator verbreite weder antisemitisches Gedankengut, noch leugne er den Holocaust.
Nach zwei weiteren Sendungen hat sich der rbb jetzt entschieden, sich endgültig von Ken Jebsen zu trennen und die Sendung des langjährigen Mitarbeiters dauerhaft einzustellen. Die Kündigung geht auf die Entscheidung der rbb Programmdirektorin Claudia Nothelle zurück, die ihren Sinneswandel so begründet:
„Der Sender hat Herrn Jebsen gegen den Vorwurf verteidigt, er sei Antisemit und Holocaust-Leugner. Allerdings mussten wir feststellen, dass zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des RBB entsprachen. Daraufhin haben wir mit ihm verbindliche Vereinbarungen über die Gestaltung von „KenFM“ getroffen. Diese hat er wiederholt nicht eingehalten. Wir bedauern das und müssen auf seine Mitarbeit künftig verzichten.“
Der Sprecher des Senders, Justus Demmer, ergänzt:
„Das Verhalten von Ken Jebsen in den letzten zwei Wochen war nun aber für den Sender nicht tragbar“
Auch der bisherige Programmchef des rbb Jugendsenders „Fritz“, Stefan Warbeck, verliert in der Affäre seine Position. Von Seiten des Senders heißt es, Warbeck nähme auf eigenen Wunsch seinen Hut, da er sich nicht mehr in der Lage sähe, das Programm angemessen zu leiten. Hierzu Claudia Nothelle:
„Wir respektieren die Entscheidung von Stefan Warbeck und werden jetzt mit ihm über eine neue Aufgabe im rbb sprechen“
Nicht kompatibel mit dem katholischen Publizistenverband
Claudia Nothelle ist seit ihrem Studium der katholischen Theologie, Germanistik und Pädagogik Mitglied in der „Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands“. Auf der Internetseite des konservativen Verbandes antwortet sie auf die Frage, was sie für einen Journalisten für unerlässlich halte:
„Die ganze Liste der Tugenden. Dazu die Neugierde. Und auf keinen Fall die Ellbogen. Statt dessen einen Riecher für gute Themen und den Mut, auch mal gegen den Mainstream anzuschreiben.“
Einen Riecher für gute Themen hat Ken Jebsen in den letzten zehn Jahren ebenso bewiesen, wie den Mut, „gegen den Mainstream anzuschreiben“. Scheinbar ging der Programmdirektorin der publizistische Ungehorsam von Jebsen jetzt allerdings so sehr gegen den Strich, dass sie entgegen ihrer Überzeugung die „Ellbogen“ einsetzte, um den Moderator aus dem öffentlich-rechtlichen Sender zu kicken.
Erwartungsgemäß frohlockt Henryk M. Broder heute auf seinem Blog:
„Wenn man einen Irren zehn Jahre lang auf die Bühne lässt, sollte man sich nicht wundern, wenn am Ende der Spielzeit lauter Irre im Saal sitzen und ZUGABE schreien. Well done, RBB!“
Ken Jebsen kommentiert den Rauswurf in Kurzform auf YouTube: