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Das Buch 2010 ist geschrieben und seine Geschichten sind Geschichte. Revue passiert in mir ein Sommermärchen, das mich lachen, schwärmen und träumen ließ und immer noch lässt. Nun ist seit Wochen der Winter da und hält uns fest im Griff. Harmonisch fröhliche Spaziergänge durch den unschuldigen Pulverschnee zu Weihnachten. Spuren, wenn auch flüchtige, hinterlassen. Sie zeigen unseren Weg auf, den Gemeinsamen. Der Neujahrsboden ist bereits verharscht und dunkler und jeder noch ahnungslose Schritt ist bereits ein Tritt ins knirschende Ungewisse. Obwohl die Wetterberichte ab heute Tauwetter verkünden, droht eine neue Eiszeit. Der Wind von vorne pfeift wieder kälter und schärfer. Ich ziehe die Hutkrempe tiefer ins Gesicht und versuche dagegen anzukämpfen. Ich stemme mich gegen das drohende Ungemach. Alte Freunde melden sich. Sie berichten von zerstäuben Träumen, verpufften Hoffnungen, aufkeimenden Ängsten, zu dünne Eisflächen brechen durch, sie sind der schwerwiegenden Realität nicht gewachsen. Endzeitstimmung überall. Und ich sitze mittendrin und sehe, wie geglaubte und vertraute Ordnung zu wirrem Chaos zerbröselt. Leere Seiten liegen vor mir. Meine Hand zögert noch, die ersten Sätze aufs Papier zu bringen, obwohl das Herz und der Kopf bereits unaufhörlich daran arbeiten. Die Geschichten von 2010 würde ich nur zu gern fortschreiben. Weitere Kapitel anhängen. Ruhig einschlafen und glücklich aufwachen neben diesem Traum, der mich umarmt gehalten hat und begeistert so viele Nächte. Doch letzte Nacht schüttelt mich ein Albtraum: Ein kleines Häschen im Vergissmeinnichtbeet krümmt sich schlaflos zu einem schmerzerfüllten Fragezeichen, es ruft einen Namen. Immer wieder und wieder. Eine Frau hängt ihr Kleid, das sie allen ihren Freunden und Freundinnen stolz gezeigt, und mit Lust in berauschenden Ballnächten getragen hat, schweigend und ohne viel Aufhebens in den Schrank zu den anderen, die nur darauf warten, von ihr in Erwägung gezogen zu werden. Sie schließt die Tür und augenblicklich zerfällt das Ballkleid wie von Motten zerfressen zu Staub. Schweißgebadet wache ich auf, mein Mund ist ausgetrocknet. Nur ein Traum, ein böser Traum… Es ist genau ein Viertel nach Fünf an diesem nachtdunklen Donnerstagmorgen im Januar. Ich versuche, noch einmal einzuschlafen. Es gelingt mir nicht. So stehe ich auf, eine halbe Stunde später, mit den Gedanken an dich und deinen Worten vom Vorabend im Hirn und das Herz pocht laut und vernehmlich. Ich starte meinen PC und beginne diese Zeilen, um die erste der leeren Seiten zu füllen.