Da ich immer mit Radschuhe zum Stellplatz laufe sah mein Laufstil natürlich alles andere als stylisch aus, aber das sollte sich schnell ändern. Um die verloren gegangene Zeit vom Zeitnahme Chip – ihr errinnert euch noch – wieder gut zu machen, hatte ich noch auf dem Rad beschlossen, mir das Anziehen der Socken zu ersparen und barfuss die 15km zu absolvieren.
Liegt schon lange zurück, dass ich das letzte mal ohne Socken auf der Piste war. Doch wer nichts wagt der nichts gewinnt. Die Bilder von Bischis Füssen nach dem Hypolauf vor einer Woche waren mir ja noch deutlich in Errinnerung, aber der hatte ja Socken angehabt. Ich stieg also nackten Fusses in meine Sauconys, schmiss Helm und Brille in meine Kiste, setzte mein Tria Cap auf und lief in Richtung Ausgang. Der lag diesmal in andere Richtung und man kam beim Schwimmausstieg vorbei, der ja schon so lange zurück lag.
Zum Glück hatte ich jetzt festen Boden unter den Füssen, auf dem ich mich eindeutig wohler fühle. Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft – oder so – ein ganz berühmtes Zitat von Emil Zatopek, dem ich zumindest teilweise völlig zustimmen kann. Auch hier galt es für mich jetzt schnell, meinen Rhyhtmus zu finden und so ein Tempo anzuschlagen, das ich über die drei Runden stabil halten konnte.
Im Training hatte ich mit Bischi in den letzten Wochen genau dieses Procedere trainiert und so konnte ich heute diese Dinge sehr gut abrufen. Jetzt hatte ich auch die nötige Spannung, um einen schönen Schritt zu ziehen und so auf ein gutes Anfangstempo zu kommen. Den ersten Kilometer lief ich rein nach Gefühl. Nach der ersten Markierung blickte ich auf meinen Polar um meinen Puls abzufragen und die Zeit für den nächsten Kilometer abzuchecken.
Die Strecke verlief nach einer kurzen Schleife durch die aufgeheizte Innenstadt parallel zum Neckar auf einem Radweg, schön im Schatten großer Platanen und so hielten sich die Temperaturen einigermaßen im Rahmen. Über zwei Brücken wurde der Kurs zum Rundkurs und dazwischen ging es immer wieder für eine kleine Schleife in die Innenstadt, besagter Hot Spot.
Dort kochte der Asphalt. Man lief ja auch bei jeder Runde dort am Ziel vorbei und konnte einen kurzen Blick auf den Zielkanal werfen. Ich ließ mich durch keine äußerlichen Eindrücke irritieren sondern. Mein Blick war nach innen gerichtet und völlig aufs Tempo fixiert. Die Kilometerabschnitte lagen auf der ersten Runde bei 4:10min und hielten sich schön konstant, obwohl auch hier kleine Steigungen den Beinen jetzt alle Koordinationsfähigkeiten abverlangten.
Nach einer Runde sah ich auch zum ersten mal Bischi, wie er mich vom Streckenrand aus anfeuerte. Das tat sehr gut und heute wollte ich auch zeigen, was ich in den letzten Wochen im Training gearbeitet habe. Die Strecke war sehr kurzweilig und gefiel mir ausgesprochen gut. Die Versorgungsstellen – zwei an der Zahl – hatten sogar herrlich kaltes Wasser, was ich mir immer wieder über das erhitzte Gesicht und den heißen Körper schüttete.
So verging auch die zweite Runde ehr gleichmäßig und ich war heute sehr routiniert unterwegs. Ich konnte die Strecke kontrollieren und nicht umgekehrt, das war und ist der Schlüssel meines Erfolges. Das Tempo blieb bei 4:15min/km und ich hatte auch hier den Umstand, dass ich nur am überholen war. Wobei hier gesagt werden muss, dass sich die Teilnehmer in den unterschiedlichen Runden befinden konnten und so war ich nicht immer sicher, ob die die ich gerade überholt hatte, nicht schon eine oder sogar zwei Runden vor mir lagen.
Aber soweit lag ich ja gar nicht hinten. Es kamen natürlich die Staffelläufer auf und die hatten deutich schnellere Beine. Auch die Olympische Disziplin vermischte sich jetzt unter uns Mitteldistanzler und es war nicht mehr klar zu unterscheiden, wer was für eine Strecke zu absolvieren hatte.
War mir aber auch völlig egal und als ich auf der letzten Runde meinen persönlichen Abschied von der Laufstrecke nahm – das mache ich immer bei einem Rundkurs, egal wie viele Runden es sind – war ich in Gedanken schon etwas weiter in Frankfurt bei meinem Saisonhöhepunkt 2011. Aber nur kurz, dann das wäre für diese sehr schöne Veranstaltung unfair und ich freute mich über jeden Meter den ich noch laufen durfte.
Nach knapp 1:04h Laufzeit (mit Wechsel) bog ich den Zielkanal ein und konnte nach 3:47,21h überglücklich meine erste Mitteldistanz als erfolgreich absolviert mein eigen nennen. Bischi erwartete mich im Zielbereich und gratulierte mir und danach resümierten wir kurz die Tagesbilanz. Bei ihm war der Tag ja sehr unglücklich verlaufen.
Mit guten Werten auf seinem SRM hatte er die ersten 50km absolviert, bevor ihm bei einem Anstieg die Kette riß und er ohne Antriebsmöglichkeiten jäh ausgebremst wurde. Um nicht die Staffel platzen zu lassen lief er auf Socken bis nach Heilbronn in die Wechselzone, aber auf seinem Trainingsplan standen eh noch 20km im GA1 Bereich. Er hatte aber etwas Glück, da er das Gefälle nutzen konnte und mit seinem halsbrecherischen Stil in Abfahrtshaltung kam er so noch relativ schnell zu seinem Laufpartner. Hier steht sein Bericht.
Mario (Hölle) stand irgendwann auch an den vielen Verpflegungstischen und strahlte über beide Backen. Auch seine Premiere auf der Mitteldistanz war gelungen und so konnten wir all die Köstlichkeiten, die uns so reichlich geboten wurden in vollen Zügen genießen. Bis um 15:00 Uhr mussten wir noch auf unsere Räder warten und die nutzen wir zu einem kleinen Imbiss – Currywurst mit Pommes rot weiß – bis wir dann endlich unsere Sachen holen durften.
Alles wieder in den Kombi rein geschmissen – das Chaos komplettieren – und schon waren wir wieder auf der Autobahn in Richtung Heimat. Nach Hause geht es bekanntlich schneller und so kamen wir um 17:00 Uhr wieder nach Aschaffenburg. Den Rest des Tages verbrachte ich noch mit Chaos beseitigen, einem schönen Spaziergang mit meiner Frau und einer geilen Grillfete, denn das notwendige Eiweiß musste wieder aufgefüllt werden.
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