Eltern putzen Kinderzähne

Obwohl Leo Lausemaus bei unserem Sohn ziemlich angesagt ist, hat auch er es nicht geschafft, unseren Sohn davon zu überzeugen, dass er beim Zähneputzen auch den letzten Rest der geliebten Käsesuppe wegputzt. Ganz im Gegenteil: Bereitwillig stellte sich der kleine Herr jeden Morgen und Abend auf sein Höckerchen, nahm die Zahnbürste mit Zahnpasta entgegen, lutschte die Zahnpasta ab, kaute zwei- bis dreimal auf der Zahnbürste herum und rief dann fröhlich: „Fertig!“

Zähneputzen ohne Zwang

Jeder Versuch von uns Eltern, ihm zu helfen und die Zähne wirklich zu putzen, endete in einem Wutanfall. „Bloß nicht zwingen, sondern ihm spielerisch die Lust und Notwendigkeit am Zähneputzen vermitteln“, lautete der Ratschlag unseres Zahnarztes. Den befolgten wir auch, aber trotzdem waren wir nicht so wirklich glücklich mit der Lösung. Denn vom Zähneputzen waren wir Meilen entfernt. Und dabei steht dick und fett auf der Zahnbürste des kleinen Mannes: „Eltern putzen Kinderzähne.“

Geschichten über das Zahnputzerlebnis, gemeinsames Zähneputzen, eine neue, selbst ausgesuchte Zahnbürste, Tieren Zähneputzen – nichts half. Bis der Vater auf die glorreiche Idee kam, die Erzieherinnen in der Kita nach Tipps zu fragen. Zwar beginnen sie dort erst, Kindern ab zwei Jahren die Zähne zu putzen, also unserem Sohn erst in einem Monat, aber Zahnputzerfahrungen mit Kindern haben sie ausreichend. „Also wir singen immer ein Zahnputzlied, eine Strophe putzen die Kinder und eine Strophe wir Erzieherinnen und das immer im Wechsel.“ So bekam der Vater morgens eine kleine Gesangsdarbietung in der Kita dargebracht und beschloss, dass er es gleich am Abend selbst probieren würde.

Zahnputz-Gesang

Ich war skeptisch, weswegen sollte das klappen? Wenn alles andere nicht funktionierte, warum dann singen? Aber gut, einen Versuch war es wert. Und so trällerte der Vater abends sein Liedchen zur Alle-Meine-Entchen-Melodie: „Ich putze meine Zähne dreimal jeden Tag, dreimal jeden Tag, weil ich nur gesunde Zähne haben mag, weil ich nur gesunde Zähne haben mag.“ Zu dieser Strophe hielt unser Sohn selbst die Zahnbürste. Und dann kam der Wechsel, denn dann war des Vaters Strophe an der Reihe: „Apfel, Brot, Karotten ess‘ ich gern und viel, ess‘ ich gern und viel, weil ich nur gesunde Zähne haben will, weil ich nur gesunde Zähne haben will.“ Unser Sohn spielte das Spiel mit, der Vater durfte mit der Zahnbürste in seinem Mund herumschrubben. Ich war fassungslos. Warum nur? Vielleicht weil er es in der Kita bei den anderen Kindern beobachtet hatte, vielleicht weil der ziemlich schräge Papa-Gesang ihm gefiel. Es mag viele Gründe geben, aber welcher auch der ausschlaggebende war, die Hauptsache ist, seit rund einer Woche läuft das Zähneputzen bei uns. Und damit meine ich wirklich Zähneputzen und nicht mehr Zahnpasta lutschen und Zahnbürste zerkauen.

Das einzige Übel: Ich leide unter chronischem Zahnputz-Ohrwurm. Aber so trainiert der Vater wenigstens sein Gesangsvermögen, das ist nämlich noch ziemlich ausbaufähig. Und eines haben wir gelernt: Wir sollten viel öfter die Erzieherinnen um Rat fragen. Warum wir das nicht getan haben, ist uns selber ein Rätsel. Denn sie kennen unseren Sohn, sie kennen uns und sie haben schon viele Kinder beim Großwerden begleitet.


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