Es stimmt wohl tatsächlich, dass die Jahre zwischen fünfundzwanzig und fünfzig die anstrengendsten sind. Beruflich soll es vorwärts gehen, die Familie, oder der Wunsch, (k)eine zu haben, fordert heraus, der Raum zum Leben will gefunden und gestaltet werden, die Beziehung ebenso. Und genau dann, wenn man denkt, man hätte herausgefunden, wie viel Familie die Karriere verträgt, wie viel Karriere die Familie und wie dabei die Partnerschaft nicht scheitert, macht sich bei den eigenen Eltern das Alter bemerkbar, was zu neuen Herausforderungen führt.
Eben noch hat man sich gefragt, ob das Kind nur Bauchkrämpfe oder doch eine Blinddarmentzündung hat und nun schlägt man sich mit der Frage herum, ob Schwiegermama sich schnell wieder erholen wird, oder ob es doch vielleicht etwas Ernsteres ist. Und in diesem Fall ist es noch einmal deutlich schwieriger, von den Ärzten etwas zu erfahren, da man ja keine Berechtigung hat, Infos einzuholen. Auf der einen Seite muss man die Kinder in die Selbständigkeit begleiten, auf der anderen Seite fragt man sich, ob die ältere Generation es noch lange selbständig schaffen wird.
Einmal mehr steckt man in einer vollkommen neuen Situation, für deren Bewältigung es keinen Lehrgang gibt. Einmal mehr hat man es mit Menschen zu tun, die einem so nahe stehen, dass es nicht egal sein kann, ob man die Sache gut oder schlecht meistert. Einmal mehr wird man erst im Nachhinein wissen, ob das, was man für richtig gehalten hat, auch tatsächlich richtig war. Und das alles, währenddem Familien- und Berufsleben so weitergehen, als hätte sich in der Eltern-Erwachsenenkind-Beziehung nichts geändert.