Wer an gotischen Kirchen hochschaut, dem glotzen nicht selten grässliche Drachen und
Fratzen entgegen. Oder man schaut einer Steinfigur direkt ans Füdli, wie zum Beispiel am Freiburger Münster.
Am Martinsmünster in Colmar ist etwas ganz seltenes zu sehen; eine „Judensau“. Genaugenommen sogar zwei; eine rechts am Portal und eine als Ausspeier an der Südwand des Chores. Beide Hohnskulpturen stammen aus dem Hochmittelalter. Sie zeigen einen Juden der an einer Sau säugt. Und einen, der einem Eber den Arsch leckt.
Diese "Judensau"-Skulpturen sind Ausdruck einer damals in der Gesellschaft weit verbreiteten Judenfeindlichkeit. Martin Luther hat über die "Judensau" an der Stadtkirche in Wittenberg gesagt: Die
Juden würden ihren Glauben aus dem Hintern einer Sau heraus lesen...
Solche Spottfiguren an Kirchen sind europaweit verbreitet. Hier ein obszönes Beispiel aus Rouffach.
Heutzutage ist uns die genaue Bedeutung meist unbekannt. Die Figuren wirken bloss noch bizarr. Damals wussten die Leute aber sehr genau, wer oder was damit gemeint ist.
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