Ella Rumpf zeigt in TIGER GIRL wie rotzfreches deutsches Kino auszusehen hat

Frech, bunt, rotzig, überdreht. einfach großartig: Tiger Girl ist junges deutsches Kino abseits des Mainstreams um all die Schweiger und Schweighöfer-Filme.


Tiger Girl

Ella Rumpf zeigt in TIGER GIRL wie rotzfreches deutsches Kino auszusehen hat

Tiger Girl

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Maria-Victoria Dragus als Vanilla (links) und Ella Rumpf als Tiger (rechts) in „Tiger Girl“

Wenn Regisseur Jakob Lass mit seinem Film Tiger Girl etwas gelungen ist, dann ist es deutsches Kino zu machen, wie man es nicht gewohnt ist, wie man aber seit Ewigkeiten drauf gewartet hat. Ein bisschen Comic-Style, ein wenig Videogame, verpackt in eine Story halb Drama, halb Komödie mit zwei rotzfrechen Gören, die sich Polizeiuniformen besorgen um damit Schabernack zu treiben.

So wie die Riot Grrrls hier die Regeln brechen, so hat auch Lass mit den deutschen Kinofilm-Regeln gebrochen. Stattdessen folgt er seinen eigenen Prinzipien, unter dem Fogma-Begriff zusammengefasst. Kein Schweiger, kein Schweighöfer oder ähnliche Standard-Gesichter. Ebenso wenig die ewig selbe langweilige Witze-Schleuder oder das alljährliche Aufarbeitungsdrama um den Nationalsozialismus.

Hier gibt es Kampfszenen, die amüsant choreografiert oder improvisiert wurden, die an einen Kampf Superheldin gegen Erz-Nemesis erinnern. Der Film ist nicht nur eine gut erzählte Story, sondern für sich selbst eine erkennbare Liebeserklärung an das Medium Film.

Tiger Girl bringt eben Frische in das deutsche Kino. Damit zeigt Lass den Alteingesessenen, in welche Richtung es gehen muss, um unsere Filmlandschaft wieder interessanter zu machen. Tiger Girl – man kann es nicht oft genug sagen – ist großartiges deutsches Kino, das puren Fun ausstrahlt, pfiffige Ideen präsentiert, gänzlich abseits vom Mainstream funktioniert und – erneut – wundervolle Darstellerinnen parat hält.

Maria-Victoria Dragus ist Vanilla, die nicht an der Polizeiakademie aufgenommen wurde und sich deshalb bei einem Sicherheitsdienst bewirbt und dort ihre Ausbildung startet. Dann trifft sie auf Tiger (eine fantastische Ella Rumpf), die sich an ihren ganz eigenen Regel-Kodex hält und damit meistens genau das bekommt, was sie will. Von Tigers Lebensweise fasziniert, lässt sich Vanilla bis über das Ziel hinaus von ihr mitziehen.

So stark die Entwicklung von Vanilla durch Maria-Victoria Dragus dargestellt wird, der Hingucker in Tiger Girl ist Ella Rumpf. Eine nicht Theater spielende junge Dame, die sich wie frisch von der Straße geholt mit purem realistischen Spiel over-the-top bewegen kann, ohne dabei ebenso zu wirken.

Krasse Rolle, natürliches Gefühl. Das kann man nur den wenigsten Schauspielern und Schauspielerinnen aus deutschen Landen bescheinigen, die sich oftmals auch vor der Kamera noch wie auf einer Theaterbühne zu fühlen scheinen. Ebenso hoch gelobt wird sie derzeit in den USA, wo sie in Regisseurin Julia Ducournaus französischem Horrorfilm Raw (oder in Deutschland: Grave, noch ohne Starttermin) zu sehen ist.

Auch wenn dieser Film vor Tiger Girl entstanden ist, dürfte er für Ella Rumpf (hoffentlich) die Richtung weisen. Filme wie diesen gibt es in Deutschland eben noch viel zu wenig. Außer eben bei Jakob Lass (unbedingt auch mal Love Steaks schauen).

Tiger Girl lebt eine Bad Girl-Attitüde mit ästhetisierter Gewalt rund um Karate-Kicks, Baseball-Schläger und frechen Sprüchen, gänzlich Anti-Establishment. Das Ganze wird in grelle Neon-Farben getaucht und mit aggressiver Musik von Golo Schultz unterlegt. So schaut ein Film aus, der pure Energie ausstrahlen möchte.


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