Es gibt in Deutschland wohl keine mächtigere Wirtschaftslobby als die der Autohersteller. Zwar handelt es sich dabei dem Umsatz nach um den bedeutendsten Wirtschaftszweig, doch fast könnte man meinen, die Branche beschäftige mindestens das Zehnfache ihrer rund 750.000 Mitarbeiter, so sehr hängt die Politik an den Lippen der automobilen Rufer. Daher ist auch der jüngste Vorstoß von Chef-Lobbyist Ferdinand Dudenhöffer eine ernstzunehmende Drohung, so durchsichtig und frech er auch sein mag. Zwar tarnt sich der 63-jährige Professor als Direktor des von ihm gegründeten “Center Automotive Research”, doch ist er natürlich vor allem einer der einflussreichsten Politik-Souffleure, wenn die deutsche Automobilindustrie wieder einmal steuerzahlerfinanzierte Impulse erzwingen will. Die neueste Forderung Dudenhöffers soll den deutschen Herstellern endlich einen höheren Absatz ihrer viel zu teuren und völlig ineffizienten Elektroautos verschaffen. Eine Sonderabgabe auf den Spritpreis, einen “Elektro-Soli”, sollen Deutschlands Autofahrer berappen, damit über die geschätzten jährlichen Zusatzeinnahmen von 650 Mio. Euro mehr Subventionen in die Elektromobilität fließen können.
Zwar hat im automobilen Selbstgespräch unter anderem auch Daimler-Chef Zetsche bereits abgewunken, doch dürfte dies nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver sein. Natürlich weiß auch Dudenhöffer, dass sein Vorschlag angesichts der Verlängerung des Solidaritätszuschlags bis zum Sankt Nimmerleinstag zur Unzeit kommt. Daher beeilt sich der “Automobilexperte”, wie ihn die Medien so gerne nennen, eine strikte Befristung des Elektro-Solis auf drei Jahre zu fordern. Einen Cent pro Liter soll dieser nach seinen Vorstellungen betragen, um das dünne Netz der Ladestationen auszubauen und jedem Käufer eines Elektrofahrzeugs 4.000 Euro zu schenken. Dadurch, so hofft Dudenhöffer, könne ein Boom ähnlich dem der Abwrackprämie initiiert werden. Die in der Wirtschaftskrise des Jahres 2009 geborene Idee, fünf Milliarden Euro Steuergelder unter allen Neuwagenkäufern zu verteilen, war das Meisterstück der Autolobby. Sie wurde seinerzeit begründet mit dem Umweltschutz – und der hohe Subventionsbetrag gerechtfertigt mit dem starken Impuls für die deutsche Volkswirtschaft. Die noch jahrelang nachhallenden Lobeshymnen erwecken bis heute den Eindruck, ohne die Abwrackprämie wäre Deutschland zum Dritte-Welt-Land abgerutscht.
Dass der Elektro-Soli den Herstellern einen ähnlichen Erfolg bescheren könnte, darf allerdings getrost bezweifelt werden. Abgesehen davon, dass die Ökobilanz solcher Vehikel angesichts der atomausfallbedingten Renaissance von Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung sogar noch schlechter ist als die herkömmlicher Fahrzeuge, erschließt sich für die allermeisten Menschen der Sinn von Elektromobilen nicht. Sicher gibt es Nischen, in denen diese zum Einsatz kommen könnten, etwa Golf Carts, Kehrmaschinen und Elektroroller. Aber nicht ohne Grund sind gerade einmal gut 20.000 Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs, ganz unabhängig von den Kosten. Dudenhöffers Forderung dürfte ohnehin eher der Tatsache geschuldet sein, dass der stark zurück gekommene Ölpreis und die hervorragenden Perspektiven für die Ölförderung das jahrzehntelang mit unglaublicher Mühe gezeichnete Szenario versiegender Ölquellen ad absurdum geführt haben. Da die Ideologen also enttarnt und mit den Untergangsarien keine Blumentöpfe mehr zu gewinnen sind, soll der Autofahrer mit Geld geködert werden. Nun läge es ja nahe, alle Anstrengungen darauf zu richten, Elektromobile einfach billiger herzustellen. Aber warum selbst anstrengen, wenn es doch den Steuerzahler gibt?
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