Elektra – Klaus Schuhmacher

Junges Schauspielhaus Hamburg

KLICK

Eine Neubearbeitung des Elektra-Materials. Ich meine hier nicht die Inszenierung, sondern vor allem den Text von Nino Haratischwili.

Elektra wartet auf ihren Bruder Orest, den sie über die Maße verehrt und der im Krieg verschollen ist. Sie hat sich zum Plan gemacht, mit ihm den Tod des Vaters Agamemnon an ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zu rächen. Beide macht sie dafür verantwortlich. Doch als Orest endlich erscheint, will er keine Rache üben, sondern mit seiner geliebten trojanischen Königstochter Polyxena ein friedliches Leben führen. Elektra verrennt sich in ihren idealistischen Ideen und Racheplänen und sieht die Realität vor lauter Blindheit nicht mehr. Man versucht ihr vergebens zu erklären, dass sich ihr Vater selbst getötet hat. Sie will es nicht hören und stürzt die Familie in ein weiteres tragisches Schicksal. Am Ende bindet sich Orest eine Bombe um, um ihr die Auswirkung ihres Wahns bewusst zu machen, doch es ist schon zu spät.

Nino Haratischwalli versteht es meisterhaft, die antike Geschichte modern zu erzählen und doch nicht die antiken Bilder zu verlieren. Der Text impliziert eine Mischung aus Verständnis und Ablehnung für Elektra`s Wahn, genauso wie für die anderen Figuren.  Es ist das typische Unverständnis in der Pubertät: Sowohl von Elektra, als auch von den Eltern. Immer wieder wird es versucht, doch keiner dringt wirklich zu dem anderen durch. Die Fronten sind verhärtet und lassen sich bis zu Katastrophe nicht mehr erweichen.

Großartig gespielt von der Schauspielerin Angelina Häntsch. die es meisterhaft versteht in den Wahn zu verfallen, der aber trotz allem noch für den Zuschauer nachvollziehbar ist. Auch alle anderen Schauspieler glänzen durch ihre Kunst.

Die Inszenierung passt perfekt zum Text. Die Bühne ist vorwiegend in pink gehalten. Eine riesige Leinwand mit griechischer Landschaft hängt von der Decke und erstreckt sich bis auf den Boden, wo es in plastischen Hügeln übergeht. Auch ein Wasserloch wurde auf die Bühne gebracht. In der Landschaft stehen Tische mit Waffen, Aigisthos Sammlung, und ein Sofa. Aigisthos ist hier König und Waffenhändler zugleich. Theo, Elektra`s kleiner Bruder, will eine Stiftung gründen.

Hier merkt man die Verknüpfung von Moderne und Antike, die keines Falls kitschig oder überdrüssig wirkt.

Zwischen den einzelnen Akten bzw. Szenen wird es dunkel und es ertönt Musik. Sie flimmert durch den Raum und bei jedem Lichtwechsel dröhnt sie wie ein Paukenschlag. Es ist unheimlich.

Diese Inszenierung ist unbedingt sehenswert! Es ist wie ein wahnsinnig gutes Psychodrama und doch ist es noch viel mehr, weil es Theater ist!

Elektra – Klaus Schuhmacher

 

(c)Sinje Hasheider


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