Elbow: Die Unverbesserlichen

Elbow: Die UnverbesserlichenElbow
„The Take Off And Landing Of Everything“

(Universal)
Guy Garvey und seine Band Elbow sind weit davon entfernt, ein Rätsel zu sein. Das Etikett wird Musikern ja immer gern dann aufgeklebt, wenn sich so schnell keine Erklärung dafür findet, warum dieser oder jener nahezu ohne jede Unterbrechung und auf scheinbar mühelose Art ein erfolgreiches Album nach dem anderen vorlegt, wo anderen trotz vieler Mühen kein zweites Mal Vergleichbares gelingen will. Nun, Elbow musizieren ein knappes Vierteljahrhundert in gleicher Besetzung, quasi als Schulfreunde miteinander, die fünf pflegen, so hört man, ein fast schon familiäres Verhältnis – man kennt sich so gut, dass man vielen ihrer Songs diese emotionale Ausgeglichenheit anzuhören glaubt. Zudem gehört Garvey selbst, stimmlich bei Peter Gabriel, optisch mehr und mehr bei Stephen Fry, zu der Sorte Sängern, deren ungekünstelte, solide Lebenseinstellung, dieses „down to earth“, sich schon äußerlich manifestiert – Joe Goddard, James Murphy, fast ist man geneigt, hier Parallelen zu ziehen.
Nun ist es nicht so, dass Elbow seit Bestehen am immer gleichen Song stricken, sie haben sogar schon – „The Seldom Seen Kid“ eingedenk – bessere, auch krachigere als diese hier gemacht. Doch mit dem Vorgängeralbum „Build A Rocket Boys!“ ist offenbar die Entscheidung für eine deutlich ruhigere, fast sanfte Gangart gefallen und der bleiben sie auch auf dieser Platte treu. Eher Choräle also als Songs, schon der Einstieg mit dem bedächtigen „This Blue World“ zeigt, wohin die Reise geht – Ausdauer ist gefragt, Innerlichkeit, Melancholie satt. Ohne nennenswerte Ausreißer verfeinern Elbow ihr Klangkonzept, streuen programmierte Beats und analoge Synthesizer zu den gewohnten Streicher- und Bläsersätzen und schaffen so eine angenehm warme Atmosphäre.
Das vorsichtig angerissene Gitarrenpicking von „Charge“, die zweigeteilte Leichtigkeit bei „Fly Boy Blue/Lunette“ können sich also hören lassen, auch der „New York Morning“ gelingt so einfach wie zwingend als Hommage an eine Stadt, die doch so weit weg ist von Garveys eigentlichem Wohnort in der nordenglischen Provinz. Weiß man, dass sich der Mann während der Arbeit am Album von seiner langjährigen Partnerin getrennt hat, erstaunt es eher, dass von Selbstmitleid und übermäßiger Traurigkeit auf „The Take Off...“ kaum etwas zu hören ist (womit wir wieder beim Naturell wären), einzig das besagte „This Blue World“ und „My Sad Captains“ thematisieren Verlust und Verlassenheit auf deutlichere Weise. Bezeichnenderweise haben sich Elbow beim Video zur ersten Single für eine Bildgeschichte entschieden, die ein musikverrücktes Ehepaar zeigt, was volle vierzig Jahre ununterbrochen miteinander verbracht hat – man mag das kitschig finden, zu Garvey, seiner Band und diesen Songs aber passt nichts besser als solch eine anrührende Dokumentation. http://www.elbow.co.uk/

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