Milliardäre sind sie, aber nicht in Euro oder Dollar, aber immerhin in rumänischen Lei, die Hirten von Poiana Sibiului. Reich geworden sind sie durch ihre Schafe und die Tatsache, dass der Diktator Nicolae Ceausescu vergessen hat oder es ihm nicht gelungen ist, das Hirtengeschäft und die Schafzucht in den Karpaten in LPG's zu zwingen. Die Hirten konnten weiter privat ihre Geschäfte betreiben. Die Ernährungskrise der 1980er Jahre in Rumänien hat die Taschen der Schafhirten gefüllt. Die Wolle der Schafe konnte zusätzlich unter der Hand für teures Geld verkauft werden.
1990: Rumänien kurz nach der Revolution. Überall sieht man nur ein heruntergekommenes und verwahrlostes Rumänien. Hermannstadt / Sibiu leidet ebenfalls unter dem Zerfall. Die Dorfsystematisierung hat Dörfer zerstört und die Bewohner in hässliche und halbfertige Wohnblocks gezwungen. Insofern kann man die Überraschung verstehen, wenn man auf Schotterstrassen im südlichen Siebenbürgen von Hermannstadt aus in ein Dorf in den Karpaten gelangt, das so völlig der damaligen rumänischen Realität widerspricht. In Poiana Sibiului gibt es feste Häuser, 2 bis 3 Stockwerke hoch, sauber angemalt und auf jedem Dach stehen grosse Satellitenantennen. Es ist das Dorf der Schafhirten, "Ciobani", genannt. Der Häuptling oder Sprecher der Hirten empfängt mit grenzenloser Gastfreundschaft in seinem geräumigen Wohnhaus Gäste in einem Raum, der einer Kreuzung aus englischem Pub und deutschen Kneipe nachempfunden ist. Teurer, aus dem Westen importierter Kitsch ziert die Wände. Sofort wird der Gast mit literweise Wein betrunken gemacht, Wiener Würstchen werden einem bis zum Abwinken in den Mund gesteckt und als Krönung folgt die Vorstellung eines frischen Schafskäses, der es wirklich in sich hat. Das Spitzenprodukt, ein aus fetter Milch gefertigter Käse, wird auch als das Viagra der Hirten bezeichnet. Die Gäste sind entzückt, ob dieses würzigen und schmackhaften Naturprodukts und verstehen langsam, warum es den Hirten von Poiana Sibiului so gut geht. Sie konnten sogar in der kommunistischen Zentralwirtschaft ihre Produkte privat verkaufen, die Bevölkerung hat es ihnen aus der Hand gerissen und so den Wohlstand der Hirten gemehrt. In Rumänien raunte die Bevölkerung vom El Dorado in den Karpaten.
2010: Ende einer Epoche. Es gibt kein einziges Schaf mehr in Poiana Sibiului. Die Schafwirtschaft ist nicht mehr lukrativ, die Wirtschaftskrise hat ihr noch mehr zu schaffen gemacht. Die überwiegende Zeit des Jahres steht das immer noch frisch aussehende Dorf leer. Die Hirten sind mit ihrem Geld weggezogen, sie kommen nur noch einige Wochen im Jahr in ihr Dorf zurück. Man verbringt die Ferien im Ort. Hochzeiten und Begräbnisse bringt die versprengten Hirten wieder zusammen. Den Rest des Jahres wohnen sie verstreut über ganz Rumänien, wo sie ihr Geld in Immobilien und anderswo investiert haben. Die ehemaligen Häuser in Poiana Sibiului werden weiter gepflegt, die luxuriösen Interieurs nach der neuesten Mode gewechselt. In den Garagen stehen die Jeeps, neuen Mercedesse, Audi A 8, BMW's und manchmal auch ein Bentley. Protzerei gehört für die Ex-Hirten zum gesunden Selbstbewusstsein.
Informationsquelle: Evenimentul Zilei, Sfârşit de epocă: apusul ciobanilor miliardari din Poiana Sibiului
1990: Rumänien kurz nach der Revolution. Überall sieht man nur ein heruntergekommenes und verwahrlostes Rumänien. Hermannstadt / Sibiu leidet ebenfalls unter dem Zerfall. Die Dorfsystematisierung hat Dörfer zerstört und die Bewohner in hässliche und halbfertige Wohnblocks gezwungen. Insofern kann man die Überraschung verstehen, wenn man auf Schotterstrassen im südlichen Siebenbürgen von Hermannstadt aus in ein Dorf in den Karpaten gelangt, das so völlig der damaligen rumänischen Realität widerspricht. In Poiana Sibiului gibt es feste Häuser, 2 bis 3 Stockwerke hoch, sauber angemalt und auf jedem Dach stehen grosse Satellitenantennen. Es ist das Dorf der Schafhirten, "Ciobani", genannt. Der Häuptling oder Sprecher der Hirten empfängt mit grenzenloser Gastfreundschaft in seinem geräumigen Wohnhaus Gäste in einem Raum, der einer Kreuzung aus englischem Pub und deutschen Kneipe nachempfunden ist. Teurer, aus dem Westen importierter Kitsch ziert die Wände. Sofort wird der Gast mit literweise Wein betrunken gemacht, Wiener Würstchen werden einem bis zum Abwinken in den Mund gesteckt und als Krönung folgt die Vorstellung eines frischen Schafskäses, der es wirklich in sich hat. Das Spitzenprodukt, ein aus fetter Milch gefertigter Käse, wird auch als das Viagra der Hirten bezeichnet. Die Gäste sind entzückt, ob dieses würzigen und schmackhaften Naturprodukts und verstehen langsam, warum es den Hirten von Poiana Sibiului so gut geht. Sie konnten sogar in der kommunistischen Zentralwirtschaft ihre Produkte privat verkaufen, die Bevölkerung hat es ihnen aus der Hand gerissen und so den Wohlstand der Hirten gemehrt. In Rumänien raunte die Bevölkerung vom El Dorado in den Karpaten.
2010: Ende einer Epoche. Es gibt kein einziges Schaf mehr in Poiana Sibiului. Die Schafwirtschaft ist nicht mehr lukrativ, die Wirtschaftskrise hat ihr noch mehr zu schaffen gemacht. Die überwiegende Zeit des Jahres steht das immer noch frisch aussehende Dorf leer. Die Hirten sind mit ihrem Geld weggezogen, sie kommen nur noch einige Wochen im Jahr in ihr Dorf zurück. Man verbringt die Ferien im Ort. Hochzeiten und Begräbnisse bringt die versprengten Hirten wieder zusammen. Den Rest des Jahres wohnen sie verstreut über ganz Rumänien, wo sie ihr Geld in Immobilien und anderswo investiert haben. Die ehemaligen Häuser in Poiana Sibiului werden weiter gepflegt, die luxuriösen Interieurs nach der neuesten Mode gewechselt. In den Garagen stehen die Jeeps, neuen Mercedesse, Audi A 8, BMW's und manchmal auch ein Bentley. Protzerei gehört für die Ex-Hirten zum gesunden Selbstbewusstsein.
Informationsquelle: Evenimentul Zilei, Sfârşit de epocă: apusul ciobanilor miliardari din Poiana Sibiului