Eizellqualität verbessern: Was an „pimp my eggs“ wirklich dran ist!

Von Silke Schwekutsch @kindeshalb

Lässt sich die Eizellqualität wirklich verbessern? Im Internet gibt es viele Berichte von Frauen, die nach der Einnahme von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln scheinbar schwanger geworden sind. Unter dem Motto „pimp my eggs" wird ein bestimmte Kombination von Produkten empfohlen. Doch was ist an diesen Empfehlungen zur Verbesserung der Eizellqualität wirklich dran?

Wie du deine Eizellen verbessern kannst

Auf den ersten Blick scheint es einfach: Wenn du schwanger werden möchtest, hast du mit der besten Eizellqualität auch die besten Chancen. Neben einer sehr guten Spermienqualität (was man für bessere Spermien tun kann, habe ich hier aufgeschrieben) gilt es die Eizellqualität zu verbessern. Im Folgenden habe ich die verschiedenen Maßnahmen zusammengefasst und auf nachweisbare Erfolge im Rahmen konkreter Forschungsergebnisse überprüft.

Bitte beachte:

Da ich keine Ärztin bin, handelt es sich bei den folgenden Ausführungen um meine persönlichen Recherche Ergebnisse. Ich habe versucht jeden Tipp mit dem entsprechenden Quellenhinweis zu hinterlegen. Trotzdem ersetzt dieser Artikel keine Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und darf nicht zur Eigendiagnose oder Behandlung von Krankheiten verwendet werden.

Ernährung: Mediterrane Küche

Gesunde Ernährung bei Kinderwunsch klingt mittlerweile wie ein abgedroschenes Schlagwort. Denn welche Art der Ernährung hilft wirklich schneller schwanger zu werden? Es gibt aktuelle wissenschaftliche Studien, die die mediterrane Küche bei Kinderwunsch empfehlen. So kam jüngst eine griechische Arbeitsgruppe zu dem Ergebnis, dass eine mediterrane Diät die Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate signifikant verbessern kann. Insbesondere Frauen unter 35 Jahren, die eine künstliche Befruchtung durchführen lassen, scheinen von einer mediterranen Küche zu profitieren. In der Studie war die Schwangerschaftsrate mit 29,1% zu 50,0% und die Lebendgeburtenrate mit 26,6% zu 48,8% deutlich höher.Auch die Fruchtbarkeit von Männern kann durch die richtige Ernährung positiv beeinflusst werden, wie eine ältere Studie der gleichen Arbeitsgruppe zeigen konnte.

Da die mediterrane Küche lecker ist, spricht wenig dagegen mehr Gerichte aus dem Mittelmeerraum in den eigenen Speiseplan einzubauen. Die mediterrane Diät ist vor allem von Gemüse, Fisch, Obst, Salat und wenig von rotem Fleisch geprägt. Olivenöl gilt als sehr wichtiger Bestandteil in der Küche, gleichzeitig wird auf sehr fetthaltige Speisen oder Alkohol eher abgesehen.

Empfehlung: Gelungenes Kochbuch mit schnellen Rezepten:

Vitamin D3

Vitamin D3 kann die Schwangerschaftsraten verbessern. Vor allem Studiengruppen mit Frauen, die eine künstliche Befruchtung durchlaufen mussten, konnten zu diesem Nachweis forschen. Neben einer besseren Reifung der Eizellen und einer Regulierung des Menstruationszyklus der Frauscheint Vitamin D3 auch einen guten Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu fördern. Weitere Infos zu Studien speziell zum besseren Schleimhautaufbau findest du hier, weitere wichtige Inhalte zu Vitamin D3 hier.

Vitamin B / Folsäure

Folsäure (Vitamin B6, B9) kann nicht nur in der Schwangerschaft das Risiko für schwere Missbildungen deutlich senken. Vielmehr ist Folsäure und auch B12 bereits vor der Schwangerschaft wichtig. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Folsäure die Vitalität der Eizelle verbessern und auch bei der Synthese des Erbgutes eine wichtige Rolle spielt. Auch um die Hormone FSH, Östrogen und Progesteron produzieren zu können, benötigt dein Körper Vitamine des B-Komplexes. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch 400 µg Folsäure pro Tag in Form eines Präparats einzunehmen. Diese Einnahme des Folsäurepräparats sollte s pätestens 4 Wochen vor Beginn der Schwangerschaft anfangen und während des 1. Drittels der Schwangerschaft fortgeführt werden.

Folsäure und Zink sind übrigens auch ein guter Tipp für Paare, die auf einfache Weise und ohne große Nebenwirkungen die Spermienqualität verbessern wollen. In plazebokonktrollierten Studien konnte nach der Einnahme von Folsäure und Zink positive Effekte auf die Spermienzahl- und beweglichkeit nachgewiesen werden.

Coenzym Q-10

Das Coenzym Q-10 ist wichtig für unseren Körper, um die Energie aus der Nahrung in körpereigene Energie umzuwandeln. Zudem wirkt es als Antioxidans. CoQ-10 wird sowohl im Körper produziert als auch über die Nahrung aufgenommen.Einige Studien deuten darauf hin, dass Q-10 beim Alterungsprozess der Eizellen eine wichtige Rolle spielen könnte, eine abschließende Bewertung steht aber noch aus. Auch eine zusätzliche Energiezufuhr durch CoQ-10 für die Prozesse der Befruchtung und Zellteilung und die Entwicklung des Embryos wurden diskutiert und es gab verschiedene Studien, die nachweisen sollten, dass eine Nahrungsergänzung mit CoQ-10 gerade bei älteren Frauen zu einer besseren Erfolgsrate bei einer Kinderwunschbehandlung führt. Eine endgültige Bewertung muss allerdings auch hier noch erfolgen. Klarer scheint die Bewertung bei Männern zu sein. Dort konnte tatsächlich nachgewiesen werden, dass eine tägliche Einnahme von Q-10 die Beweglichkeit der Spermien verbessern kann.

Die Versorgung unseres Körpers mit dem Coenzym Q-10 ist bei gesunder Ernährung gewährleistet. Reichhaltig an Q-10 sind Fleisch, Fisch, pflanzliche Öle, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide und Nüsse. Solltest du und dein Partner trotzdem über eine Nahrungsergänzung nachdenken, so gibt es Präparate in Kapselform oder auch als Soft Gel CoQ10in Wasseroder Öl zu kaufen. Bei der Studie mit den Männern, die eine Verbesserung der Spermien nachweisen konnte wurden 60 mg pro Tag eingesetzt. Bei Frauen mit Kinderwunsch konnte ich im Internet die Empfehlung eine Tagesdosis von 60 - 100 mg finden, wobei oftmals zu einer Startphase mit einer höheren Tagesdosis von 200 bis 300 mg für einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen geraten wird.

Beim Kauf ist wichtig zu wissen, dass es zwei Formen von CoQ10 zu kaufen gibt: Ubichinol und Ubichinon. Wenn man etwas recherchiert, begegnet einem oftmals die Empfehlung zum Ubichinol zu greifen, da es bis zu achtmal leichter aufgenommen werden könne (bessere Bioverfügbarkeit). Allerdings ist dies auch das teuere Präparat und es beschleicht einen sofort das Gefühl, dass dies der Grund für die Empfehlung sein könnte. Ich habe nach ausführlicher Recherche keine Studie gefunden, die belegt, dass Ubichinol eine bessere Wirksamkeit als Ubichinon nachgewiesen werden kann. Deshalb vermute ich hier einfach nur eine bessere Vermarktungsstrategie für Ubichinol.

Achtung: Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz weist auf mögliche Wechselwirkung von CoQ-10 mit Blutgerinnungshemmern (Vitamin K-Antagonisten) hin. Eine Überdosierung kann zu Durchfall, Übelkeit, Appetitverlust und Unwohlsein führen. Eine Rücksprache mit deinem Arzt ist bei einer Einnahme wirklich sinnvoll!

Fettsäuren: Omega 3

Die Fettsäure Omega 3 ist ein wichtiger Baustein bei der Synthese von Zellmembranen. Auch bei der Teilung von Zellen, wie dies beispielsweise bei der Eizellreifung geschieht, wird ihr eine wesentliche Funktion zur Verbesserung der Eizellqualität zugeschrieben. Eine ausgewogene Ernährung, die die übermäßige Zufuhr von Omega 6 Fettsäuren reduziert (z.B. durch den Verzicht auf Industrieöle, wie Mais-, Soja- und Sonnenblumenöl) und auf eine gute Aufnahme von Omega 3 Fettsäuren achtet, scheint deshalb sinnvoll zu sein.

Wer ein Nahrungsergänzungsmittel einsetzen möchte, dem empfiehlt die die WHO eine tägliche Einnahme von 200-500 mg EPA (Eicosapentaenaäure) und DHA (Decosahexaensäure).

DHEA

DHEA (Dehydroepiandrosteron) ist ein Hormon, das hauptsächlich in der Nebennierenrinde gebildet wird und primär in den Eierstöcken zu weiblichen und männlichen Sexualhormonen umgewandelt wird. Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema DHEA, vor allem ein Artikel in „Reproductive Biology an Endocrinology" wertet mehr als 60 Studien aus und kommt zu dem Ergebnis, dass DHEA die Eizellqualität verbessern und zu höheren Schwangerschaftsraten bei Frauen mit eingeschränkter Eizellqualität führen kann. Auch Frauen, die schlecht auf eine hormonelle Stimulation im Rahmen einer IVF Behandlung ansprechen (sogenannte low responder) zeigten in einer Studie aus dem Jahr 2015 bessere Schwangerschaftsraten. Schließlich scheint es auch positive Effekte im Hinblick auf eine reduzierte Fehlgeburtenrate zu geben.

Bitte beachte: Eine Einnahme sollte nur nach Absprache mit einem Facharzt erfolgen!

Nicht Rauchen

Wenn du schwanger werden möchtest, solltest du definitiv nicht rauchen. Hier gibt es leider wenig zu diskutieren, denn Rauchen kann das Erbgut der Eizellen negativ verändern, die Produktion von Eizellen vermindern und auch die Einnistung des Embryos in die Gebärmutter stören.

Übergewicht vermeiden

Studien weisen darauf hin, dass Übergewicht zu einer Störung bei der Teilung der Eizellen in ihrem Reifungsprozess führen kann. Auch scheint es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem negativen Ausgang einer künstlichen Befruchtung zu geben. Weitere Infos und viele Quellenangaben zu Studien findest du in meinem Artikel: Abnehmen, um schwanger zu werden.

Herzliche Grüße

Silke

Quellen und weiterführende Literatur

  1. Dimitrios Karayiannis et al.: Adherence to the Mediterranean diet and IVF success rate among non-obese women attempting fertility. Hum Reprod. 2018 Jan 30. doi: 10.1093/humrep/dey003.↩
  2. Karayiannis D, Kontogianni MD, Mendorou C, Douka L, Mastrominas M, Yiannakouris N: Association between adherence to the Mediterranean diet and semen quality parameters in male partners of couples attempting fertility. Hum Reprod. 2017 Jan;32(1):215-222.↩
  3. Rudick BJ, Ingles SA, Chung K, Stanczyk FZ, Paulson RJ, Bendikson KA: Influence of vitamin D levels on in vitro fertilization outcomes in donor-recipient cycles.Fertil Steril. 2013 Nov 5. pii: S0015-0282(13)03154-3. ↩

  4. Paffoni A, Ferrari S, Vigano P, Pagliardini L, Papaleo E, Candiani M, Tirelli A, Fedele L, Somigliana E: Vitamin D Deficiency and Infertility: Insights From in vitro Fertilization Cycles.
    J Clin Endocrinol Metab. 2014 Aug 14:jc20141802. ↩

  5. Nagels HE, Rishworth JR, Siristatidis CS, Kroon B.: Androgens (dehydroepiandrosterone or testosterone) for women undergoing assisted reproduction. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Nov 26;(11):CD009749. ↩

  6. Norbert Gleicher et al.: Dehydroepiandrosterone (DHEA) reduces embryo aneuploidy: direct evidence from preimplantation genetic screening (PGS). Reprod Biol Endocrinol. 2010; 8: 140. ↩
  7. Wong WY, Merkus HM, Thomas CM, Menkveld R, Zielhuis GA, Steegers-Theunissen RP: Effects of folic acid and zinc sulfate on male factor subfertility: a double-blind, randomized, placebo-controlled trial. Fertil Steril. 2002 Mar;77(3):491-8.↩
  8. Wikipedia, Artikel zu Coenzym Q10
  9. Michael Weber: Co-Enzym Q10, Eine Schlüsselsubstanz für ein gesundes Leben. Norderstedt 2009
  10. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Bekanntmachung einer Allgemeinverfügung gemäß § 54 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB) für das Verbringen in die Bundesrepublik Deutschland und das Inverkehrbringen eines Nahrungsergänzungsmittels mit Zusatz von Coenzym Q10 (BVL 14/01/002) vom 12. Februar 2014 (Bundesanzeiger vom 4. März 2014).
  11. Ben-Meir A, Burstein E, Borrego-Alvarez A, et al.: Coenzyme Q10 restores oocyte mitochondrial function and fertility during reproductive aging. Aging Cell. 2015;14:887-895. ↩

  12. Mohammad Reza Safarinejad, Shiva Safarinejad, Nayyer Shafiei, Saba Safarinejad: Effects of the Reduced Form of Coenzyme Q10 (Ubiquinol) onSemen Parameters in Men with Idiopathic Infertility: A Double-Blind, Placebo Controlled, Randomized Study. THE JOURNAL OF UROLOGY Vol. 188, 000, August 2012. ↩

  13. Greenberg JA, Bell SJ, Guan Y, Yu YH: Folic acid supplementation and pregnancy: more than just neural tube defect prevention. Rev Obstet Gynecol 4 (2011) 52-59.
  14. S.R. Soares, C. Simon, J. Remohí, and A. Pellicer: Cigarette smoking affects uterine receptiveness. Hum. Reprod. Advance Access published on November 9, 2006. ↩

  15. Ronit Machtinger, Catherine M. H. Combelles, Stacey A. Missmer, Katharine F. Correia, Janis H. Fox, and Catherine Racowsky: The association between severe obesity and characteristics of failed fertilized oocytes. Hum. Reprod. 2012 : des308v1-des308. ↩

Foto: © Tyrannosaurus / bigstock.com