Eisiges Gotteshaus: Schneekirche im Bayerischen Wald lockt tausende Besucher

Von Urzeit


Mystisch: Die Schneekirche in der kleinen Bayerwald-Gemeinde Mitterfirmiansreut begeistert Besucher aus aller Welt. Foto: obx-news / koeberl doeringer
Mitterfirmiansreut (obx - internet-zeitung) – Kirchen gehören in der Regel nicht zu den wärmsten Orten. Das wohl kälteste Gotteshaus Europas steht derzeit im Bayerischen Wald – eine Kirche ganz aus Schnee. Doch trotz der eisigen Temperaturen erfreut sich der spektakuläre Sakralbau im Wintersportort Mitterfirmiansreut eines Zulaufs, von dem viele Gemeinden nur träumen können – über 7.000 Menschen aus aller Welt haben die ungewöhnliche Kirche rund zwei Wochen nach der Eröffnung bereits besucht. Die Ausmaße des kirchlichen „Iglus“: 26 Meter Länge, elf Meter Breite und ein 19 Meter hoher Kirchturm. Im Inneren mit einer Deckenhöhe von über sechs Metern gibt es einen Altar und Kniebänke – alles aus Eis und von deutschen Baubehörden genehmigt. Doch die Schneekirche in Mitterfirmiansreut ist weit mehr, als eine Touristen-Attraktion. Nach ihrer Segnung durch einen katholischen Geistlichen finden dort regelmäßig Gottesdienste statt. Sogar Taufandachten stehen auf dem Programm.
Mit einem Passauer Architekten und organisiert von einem Förderverein haben die Bewohner der kleinen Bayerwald-Gemeinde Mitterfirmiansreut das unglaubliche möglich gemacht: Über 1.000 Tonnen Schnee haben die ehrenamtlichen Helfer in ihrem einzigartigen Gotteshaus verbaut. Nach anfänglicher Unterstützung durch ein Gerüst aus Holz und Aluminium steht die Kirche seit ihrer Eröffnung am 28. Dezember wie von Gottes Hand. Rund zwei Monate hat der Bau gedauert. „Fast alle haben geholfen, dadurch ist der Ort wieder zusammen gerückt“, sagt Julia Herzig, Mitarbeiterin im Schneekirchen-Büro. Die Baukosten von etwa 70.000 Euro will der Förderverein durch Sponsoren, Spenden und Eintrittsgelder decken.
Mit dem Bau erinnern die Initiatoren an die erste Errichtung einer Schneekirche in Mitterfirmiansreut vor 100 Jahren. 1911 haben die Bewohner des kleinen Bayerwald-Dorfs schon einmal ein solch ungewöhnliches Gotteshaus errichtet – damals aus Protest gegen das Fehlen einer Kirche in ihrer Nähe. Die weite Entfernung zur nächsten Pfarrkirche in Mauth war vor allem in den strengen, langen Wintermonaten mit größten Strapazen verbunden. Oftmals konnten die Mitterfirmiansreuter wochenlang nicht in den Gottesdienst. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, errichteten die Dorfbewohner kurzerhand ihre eigene Kirche aus Schnee – mit Erfolg: Das Foto des exotischen Baus ging um die Welt. 1923 bekam das Dorf schließlich seine eigene Kirche.
Heute lockt der spektakuläre Neubau der Schneekirche tausende Besucher nach Mitterfirmiansreut – darunter Gäste aus aller Welt. „Wir hatten schon Besucher aus den USA, Indien, Südafrika, England und Italien“, berichtet Julia Herzig vom Förderverein. Bis zu 80 Personen dürfen sich gleichzeitig in der Kirche aufhalten. Neben der zauberhaften Atmosphäre in dem besonders abends im mystischen Blau schimmernden Sakralbau, erwartet die Besucher ein vielfältiges Rahmenprogramm für jung und alt: Von Fackelwanderungen über Schnee-Engel bauen bis zu Konzerten. Jeden Mittwoch wird ab 16.30 Uhr ein Wortgottesdienst in der Schneekirche gefeiert. Wer das besondere Gotteshaus selbst erleben will, sollte nicht zu lange warten – denn spätestens im Frühjahr wird die Schneekirche den Weg alles Irdischen gehen.
Öffnungszeiten der Schneekirche:
täglich 10-18 Uhr, montags bis 22 Uhr
Eintritt für Erwachsene: 5 Euro
Führungen: sonntags ab 14 Uhr für 7 Euro
Mehr Informationen zum Programm im Internet: http://www.schneekirche.de