Eishai oder Hummersuppe – Essen und Trinken in Island

Von Cordula Kerlikowski


Als Camping-Wandervögel haben wir in Island die Selbstversorgung in vielen Facetten ausprobiert und so gebe ich hier eine kleine Zusammenfassung dessen, was uns wo auf die Teller und in die Gläser/Tassen kam.

Kaffeepause am Skogafoss, Foto (c) ReiseLeise

Grundsätzlich ist es unproblematisch, sich in Island mit allem Notwendigen zu versorgen. Zwar findet man in dünn besiedelten Gebieten nur kleine Läden, aber die bieten die wichtigsten Lebensmittel wie Brot, Milchprodukte, Tee/Kaffee, Wasser, Softdrinks, Konserven, Wurst, Fleisch sowie  Kosmetik- und Hygiene-Artikel usw. an. Die Preise waren in etwa mit denen der “Späties” in Berlin zu vergleichen, manchmal auch günstiger.

In größeren Orten gibt es auch Supermärkte – nicht so groß wie bei uns, aber doch schon in etwa vergleichbar. Unser B&B-Vermieter empfahl uns die “Bonus”-Supermarktkette. Die Öffnungszeiten sind auch auf Touristen abgestimmt – man kann also abends noch schnell  seine Bestände auffüllen. Das Gemüseangebot war auf dem Land nicht so üppig. Wir sollten uns vor Augen führen, dass es zwar Bemühungen gibt, in Island einiges anzubauen, aber vermutlich werden viele Einheimische sich über den eigenen Garten mit Frischem versorgen. Zudem waren die Angebote doch wesentlich teurer als in Deutschland.

Bonus-Flaggen mit Sparschweinchen, Foto (c) ReiseLeise

Viele Zeltplätze verfügen über kleine Einkaufsgelegenheiten. Teurer als der Supermarkt, aber immerhin eine Chance, doch noch eine Tube Zahnpasta oder eine Flasche Wasser zu bekommen. Auch kleine Snacks wie Sandwiches oder belegte Brötchen, Tagessuppe oder Softdrinks sowie heiße Getränke helfen über Engpässe hinweg bzw. sind eine angenehme Abwechslung vom eher kargen Camper-Imbiss am Zelt.

Þingvellir Nationalpark, Rezeption und Snack-Bar, Foto (c) ReiseLeise

Da wir uns jedoch die meiste Zeit “on the road” befanden, beschränkte sich unsere kulinarische Aktivität meist auf Frühstück und einen kleinen Abend-Snack. Gern nutzen wir die Angebote von  örtlichen Bäckern – was für eine Auswahl an Brötchen, kernigen Broten und Kuchen! Große Portionen, lecker zubereitet, dazu immer ein Kaffee oder Tee erhältlich, gelegentlich sogar mit einer Möglichkeit, direkt im Laden ganz gemütlich das Gekaufte zu verspeisen.

Empfehlenswert sind durchaus auch die Tankstellen in größeren Orten oder an Verkehrsknotenpunkte. Gegen Ende unserer Reise genossen wir die Wärme des großzügigen Restaurants der Tankstelle von Hvolsvöllur. Hier gab es Frühstück, warme Speisen, Kaffee zum Nachfüllen – und sogar WLAN. An den beiden nassen und kalten Tagen haben wir hier einige Stündchen zugebracht, uns aufgewärmt und die letzte Etappe unserer Tour geplant.

Ansonsten DIE Verpflegungsempfehlung für Islandreisende: Tagessuppen! Die haben wir reichlich probiert und zu schätzen gelernt. Ob in Besucherzentren, Restaurants, größeren Tankstellen oder Cafés – diese leckeren Gerichte werden überall anders, frisch und reichhaltig angeboten:

Miittagspause im Geysir-Besucherzentrum

Fischsuppe in Hellnar, Foto (c) ReieLeise

Zur Suppe wird immer frisches, hausgemachtes Brot gereicht. Wasser gibt es gratis in einem Krug oder einer Karaffe. Selbst am Tresen eines kleinen Cafés oder eines Imbiss findet man einen Krug und Gläser und kann sich bedienen. Sollte das nicht zu sehen sein, kann man danach fragen und bekommt es ohne Aufpreis am Tisch serviert.

Meist haben wir dazu noch einen Kaffee oder Tee bestellt und zahlten dann insgesamt zwischen 7 und 15€. Logischerweise ist es an touriststischen Plätzen etwas teurer als in einem kleinen Dorf, aber immer kann man sich auf die gute Qualität des Essens verlassen.

Für ca. 20€ pro Person hatten wir eine Tagessuppe als Hauptgericht (2 große Teller p.P.) – das war dann allerdings schon Hummersuppe:

Hausgemachtes Brot mit leckeren Dips (c) ReiseLeise

Hummersuppe im Fjöruborðið/Stokkseyri

Zugegebenermaßen war das auch eine etwas gehobenere Location, die wir durch unseren Reiseführer vom Michael-Müller-Verlag kennen gelernt haben. In Stokkseyri wird das Hummer-Lokal  empfohlen, ein kleines Restaurant am Hafen – liebevoll eingerichtet und mit einem herrlichen Ausblick aufs Meer. Genau richtig, um sich ín entspannter Atmosphäre mal etwas besonders Leckeres zu gönnen:

Restaurant Fjöruborðið Foto (c) ReiseLeise

Restaurant Fjöruborðið Foto (c) ReiseLeise

Restaurant Fjöruborðið

Ein Besuch in diesem kleinen, feinen Restaurant sollte unbedingt auf die Liste der Reiseziele. Es lohnt sich. Auch ein Spaziergang durch den Ort lohnt sich. Idylle pur!

Das links neben dem Fjöruborðið gelegene “Wonders-Elfenhaus/Geisterzentrum” ist eher ein Spaß für Kinder als ein echtes Museum. Wir brachten den “Hauselfen” echt etwas durcheinander mit unseren Wünschen nach einer Besichtigung und einem Audio-Guide. Es war halt schon Saisonende. Davon an anderer Stelle mehr. Aber soviel sei gesagt: hier kauften wir unsere Island-Pullover und wir fanden auf unserer weiteren Reise keine annähernd so leichten und kuscheligen Strickereien wie hier in diesem kleinen “Museum”.

Islands Haupteinnahmequelle ist der Fischfang und so ist es ganz klar, dass man hier ganz frischen Fisch bekommt und das auch ausnutzen sollte. Überall gibt es ein gutes Angebot an Fischgerichten – nicht nur als Tagessuppe, sondern auch als “echte Mahlzeit”.

Doch auch in kleinen Imbissbuden oder kleinsten Bistros kann man auf ein tolles Angebot treffen. Auf den Westmänner-Inseln in Heimaey fanden wir in der Barustigur Straße ein ganz kleines Lokal mit Stehimbiss “Fiskibarinn”:

Fisch-Theke Heimaey Foto (c) ReiseLeise

Fisch-Imbiss in Heimaey Foto (c) ReiseLeise

Fiskibarinn” Foto (c) ReiseLeise

Fish and Chips im “Fiskibarinn”

Das Fischfilet war köstlich und der Prei mit ca. 10€ durchaus angemessen. Davon, dass ständig frischer Fisch verarbeitet wird, konnten wir uns selbst überzeugen. Während wir unser Essen einnahmen, kam der Chef (=Koch) schon mit einem neuen Fang vom Hafen, später sahen wir ihn noch einmal beim Ausladen seines Jeeps.

Stolz präsentierte er uns hier einen “Monk fish” (ich konnte den deutschen Namen noch nicht herausfinden) – ein dicker, bissiger Geselle mit einer “Angel” auf dem Kopf. Leider ist das Foto etwas verwackelt:

Wirt des Fiskibarinn mit frischem Fisch, Foto (c) ReiseLeise

Ein Prachtexemplar – dieser Fisch, oder?

Für die kleinen Pausen zwischendurch kann man gut auf einen Kaffee/Tee und ein Stück Kuchen oder Sandwich in kleinen Cafés eínkehren. Die Preise sind günstig, das Angebot frisch, hausgemacht und sehr lecker:

Kleines Café in Heinaey

Im Café Varmó in Heinaey

Gelegentlich sollte man sich auch trauen, landestypische Besonderheiten zu verkosten. Für mich gehört das einfach dazu. Eine Gelegenheit ergab sich in einem kleinen, zu einem Bauernhof gehörenden Gasthof, der sich in der Nähe des Besucherzentrums des Eyjafjallajökull befindet. Der Tag war vernebelt und es nieselte – einer von zwei nassen Tagen, die wir in Island erlebten. Nach einem beeindruckenden Film im Eyjafjallajökull Besucherzentrum kehrten wir dort ein und ich bestellte eine isländische Spezialität:

“Gamla Fjósið” – “Altes Kuhhaus”

“Gamla Fjósið” – “Altes Kuhhaus”

“Gamla Fjósið” – “Altes Kuhhaus” (c) ReiseLeise

Waschküchenwetter Foto

Dieses Wetter ging uns ziemlich an die Nerven und die Aussicht,dass der Rest unseres Urlaubs eventuell so vernebelt sein würde, nahm uns etwas den bis dahin vorherrschenden Enthusiasmus. Also nichts wie rein in die warme Hütte ! Direkt an der Ringstraße gelegen, ist das “Gamla Fjósið” gar nicht zu verfehlen. Innen liebevoll eingerichtet und auf den Tischen Omas Porzellan – da fühlten wir uns doch gleich ein wenig besser.

Im “Gamla Fjósið” Foto (c) ReiseLeise

Im “Gamla Fjósið” Foto (c) ReiseLeise

Ich versuchte mich an einem typisch isländischen Gericht. Leider habe ich den Namen vergessen (wenn ich mir mal was nicht gleich aufschreibe! Aber was soll’s!). Jedenfalls gab es Reis – Konsistenz wie Milchreis, aber mit Wasser und ohne Salz gekocht, dazu süße Sahne zum drübergießen und Zimtzucker. Soweit kenne ich das noch aus Mutters Küche (obwohl der Reis eben mit Milch gekocht wurde) – und dazu gab es zwei Scheiben “Leberwurst”. Letztere ist nicht mit unserer groben Streichwurst zu vergleichen. Diese hier war eher fest, weniger würzig und gut zu schneiden. In welcher Reihenfolge man das nun genau ist, blieb mir unklar, zumal die Bedienung wieder in der Küche verschwunden war, die andere putzte die Fensterbänke (wir waren aber auch die einzigen Gäste). Geschmeckt hat es jedenfalls und das Ambiente war den Besuch auch allemal Wert:

Isländisch essen Foto (c) ReiseLeise

Isländisch essen – die Leberwurst

Aber wer es ganz auf die Schnelle mitteleuropäisch will, kann natürlich überall auch auf die bewährten Pommes und Hamburger zurückgreifen – auch diese hausgemacht und um Längen besser als McD. & Co.:

Burger – auch in Island nicht zu vermeiden

Eyjafjalla-Hamburger

Im Flughaven Keflavik Foto (c) ReiseLeise

Ach ja… Der eine oder die andere erwartet ja noch ganz gespannt den Erfahrungsbericht zum Eishai – wie im Titel angekündigt…

Der Eishai ist eine isländische Spezialität (wird aber auch in Dänemark und Norwegen gegessen. Hier ist er umgangssprachlich als “Gammelhai” bekannt. Aber der Reihe nach….

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich stehe für den Schutz aller Haiarten. Was Steven Spielberg mit seinem Film “Der Weiße Hai” angerichtet hat, war ihm damals wahrscheinlich selbst nicht klar. Diese Tiere sind vom Aussterben bedroht und müssen unbedingt geschützt werden. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette.

Ich habe lange überlegt ob ich überhaupt darüber schreibe, aber mich dann doch dazu entschlossen, über diese alte Tradition zu berichten. Es gehört einfach dazu wie die Pasta zu Italien und ich hoffe, man sieht es mir nach.

Inwieweit der Eis- oder Grönlandhai zu den bedrohten Arten gehört, ist zu überprüfen. Zumindest ist er weder für die massenhafte menschliche Ernährung noch als Potenzmittel  verwendbar. Aktiv gefangen wird er in Island wohl nicht mehr, landet aber gelegentlich als Beifang in den Netzen der Fischer und wird dann von den weiterverarbeitenden Kleinbetrieben abgeholt und zur Spezialität Hákarl verarbeitet. Hier eine kurze Zusammenfassung:

Das Tier hat keine Nieren, die Ausscheidungsprodukte lagern sich also im Gewebe des Hais an. Dadurch wird er ungenießbar. Vermutlich als Energie- und Fettquelle während der Wintermonate haben die Nordländer sich dieses Fleisch trotzdem nutzbar gemacht.

Zunächst werden das Fleisch in große Stücke geschnitten und in eine Holzkiste gepackt. Diese wird dann eingegraben und ca. 2-3 Monate, je nach Jahreszeit in der Erde belassen. In dieser Zeit wird der im Fleisch abgelagerte Harnstoff in Ammoniak umgewandelt. Danach gräbt man die Stücke wieder aus und hängt sie in einer offenen Trockenhütte auf, wo der Ammoniak ausgasen kann. Gewürze oder Salz werden nicht hinzugefügt. Hier verwandeln die noch etwas unansehnlichen Stücke sich in goldbraune “Packen”, die fast wie Schinken aussehen:

Trockenhütte mit Eishai-Stücken

Trockenfisch in Bjarnarhöfn

Wir besuchten den Hof  Bjarnarhöfn, einen Traditionsbetrieb, dessen Familie hier seit der Landnahme zu Hause ist. Ein liebevoll eingerichtetes Museum dokumentiert die harte Arbeit der Fischer vor 100 Jahren und zugleich die Geschichte der Familie.

Der nette alte Herr zeigte und erklärte uns, so gut es auf Isländisch mit einigen Brocken Englisch ging, den Produktionsprozess und auch den Spaß, den er mit dem ZDF-Team aus Deutschland hatte. Mancher mag diese Dokumentation gesehen haben und erinnert sich noch an das angewiderte Gesicht des Journalisten, als er ein Stück Eishai probieren sollte.

Wir hatten definitiv eine bessere Zeit erwischt: der angekündigte Gestank war nicht zu bemerken. Allerdings schienen die Stücke im Freien gut abgehangen und so gut wie fertig, so dass sich der Ammoniak schon verflüchtigt hatte. Wenn frische Stücke aufgehängt werden, wird das sicher anders sein und das Fernsehteam hatte sicher halb abgehangenen Hai vor der Nase.

Der Verkostung des fertigen Produkts sahen wir aber trotzdem mit gemischten Gefühlen entgegen. Schließlich war ihm sein Ruf ja schon weit vorausgeeilt.

Herr Bjarnason bot uns kleine Würfel zusammen mit etwas Schwarzbrot an und wir probierten sehr vorsichtig, waren wir doch auf das Schlimmste gefasst. Es war jedoch kaum mehr als das Brot zu schmecken – also griff ich mir ein größeres Stückchen (was hier so 1,5 x 1,5 cm Kantenlänge bedeutet) ohne Brot und kaute es richtig durch – siehe da: es schmeckte weder eklig noch ranzig, eher wie kaum gesalzener Speck. Der Salzgeschmack entsteh durch das Hängen in der salzhaltigen Meeresluft.

Nur Mut! Eishai-Verkostung! Foto (c) ReiseLeise

Ich würde fermentierten Eishai nun nicht zu meiner neuen täglichen Delikatesse küren und vermutlich wird der Konsumentenkreis immer klein bleiben, so dass dem Hai keine große Gefahr drohen wird – aber für mich musste das als Abschluss meiner Reise doch noch sein.

In einem späteren Blogbeitrag werde ich den Hof  der Familie Bjarnason noch genauer beschreiben.

Darauf, also zum Eishai-Snack, trinken die Isländer einen Brennivin (auch svarti dauði „Schwarzer Tod“ genannt)  – einen kräftigen Schnaps wie Akvavit oder Absinth. Kein tägliches Getränk, aber doch eine Kostprobe Wert. Auch dazu später mehr.

Alkohol ist in Island übrigens teuer und im normalen Supermarkt bis auf ein wenig dünnes Bier nicht zu bekommen. Dafür gibt es eigene Geschäfte, die außerhalb der Öffnungszeiten mit Gittern verschlossen sind. Hochprozentiger Alkohol war bis 1934 auf Island verboten – das Verbot für stärkeres Bier (über 2,25%) wurde erst 1989 aufgehoben.

Für ein Bier zahlt man zwischen 750 und 1000 ISK (5-7€), eine kleine Flasche Wein (250 ml) kosten im Restaurant 1000-12000 ISK. Wein schein ohnehin nicht so verbreitet zu sein wie in Mitteleuropa, aber das Bier schmeckt gut:

Isländisches Bier Foto (c) ReiseLeise

Aber diesen Luxus habe ich mir nur zweimal gegönnt. Schließlich waren wir ja mit dem Auto unterwegs…