Nirgends ist man der Natur so nah wie im Baumhaus, und gleichzeitig ist man dort geschützt und sicher. Nicht aber im Baumhaus des mexikanischen Architekten Gerardo Broissin. In seinem Baumhaus aus Glas sind Besucher zwar direkt mit der Natur verbunden. Doch gleichzeitig geht auch die Privatsphäre verloren, und das ist auch die Botschaft der Installation.
Haus in den Baumwipfeln
Broissin nennt sein gläsernes Baumhaus Chantli Kuaulakoyokan, was in der indigenen mexikanischen Sprache Nahuatl „Haus in den Baumwipfeln“ bedeutet. Der Architekt hat das Haus im Rahmen der Mexico City Design Week in einem Hinterhof der Stadt errichtet, inmitten eines eigens geschaffenen Mikro-Waldes. Durch die transparenten Wände hat man einen ungehinderten Blick in die umliegenden Bäume, auch die Leiter, die zum Baumhaus führt, ist aus Glas. Auf 7 Quadratmetern können Besucher sitzen, lesen, und einfach ein Stück Ruhe im Grünen genießen. Auf diese Weise verbindet das Design Mensch und Natur.
Wir sitzen alle im Baumhaus aus Glas
Gleichzeitig bietet das gläserne Baumhaus aber weder Schutz noch Geborgenheit, und weckt dadurch den Wunsch nach Abgeschiedenheit und Zuflucht– etwas, das uns in Zeiten von Social Media immer mehr verloren geht. Gerardo Broissin ließ sich dabei vom Theaterstück „Privacidad“ (Privatsphäre) des mexikanischen Regisseurs Diego Luna inspirieren. Das Stück kritisiert die Gefährdung der Privatsphäre durch das Internet und die sozialen Medien. Indem er kaltes Glas statt warmem Holz verwendet, symbolisiert Broissin auch den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein und den Verlust von Unschuld, der damit verbunden ist.
Architektur: Gerardo Broissin
Fotos: Alexander d’ la Roche
Via: Arch Daily