Ich weiß nicht, wie das Beitragsbild einst entstanden ist. Es zeigt meine ein Jahr jüngere Schwester und mich, ungefähr im Alter von vier oder fünf Jahren. Sicher ist es entstanden, als mich meine Schwester mit Mutti bei Oma besuchen kam. Klingt ungewöhnlich. Für mich jedoch ganz normal. Ich wuchs bei den Großeltern auf, während meine Schwestern bei den Eltern aufwuchsen.
Familienplanung in der DDR
Bevor ich diese Situation näher erläutere, möchte ich erklären, warum ich diese Geschichte erzähle. In der DDR waren Einzelkinder die Ausnahme. In meiner Klasse hatte fast jeder Schüler eine größere Schwester oder einen größeren Bruder, den die Lehrer bereits kannten. Oft wurden dann die jüngeren Geschwister mit dem Namen ihrer größeren Geschwister angesprochen.
Ich hatte das Glück, dass ich der Älteste war, was bedeutete, dass mich die Lehrer nicht kannten und daher auch keine Rückschlüsse von den Älteren auf den Jüngeren ziehen konnten. Vergleiche, die sie oft zogen. Wie gesagt, Einzelkinder waren in der DDR eher die Ausnahme und galten als verwöhnt und sozial unbegabt.
Ich bin (k)ein Einzelkind
Einmal wurde dies den wenigen Einzelkindern auch direkt sehr „liebenswert" von den Mitschülern gesagt. Ich war fein raus, denn obwohl ich wie ein Einzelkind bei den Großeltern aufwuchs, konnte mich niemand als verwöhnt beschimpfen, obwohl es zutraf. Denn einerseits bezog ich freie Essenmarken und bekam die Schulbücher gestellt, ein Privileg für Kinder aus Familien mit mindesten zwei oder sogar drei Geschwistern, und andererseits, da ich erst mit acht Jahren eingeschult wurde, war meine jüngere Schwester mit in der Klasse.
Zurück zur Ausgangssituation. Es gibt von den Freunden und Verwandten meiner Familie so viele Geschichten darüber, wie es dazu kam, das ich bei den Großeltern aufwuchs, dass ich es an dieser Stelle einfach nicht erklären kann. Zusammen mit meinen Opa oder meiner Tante war ich ab und zu bei meinen Eltern, aber eben nur zu Besuch.
