Einweihung, im Sanskrit „abhisheka“, „abi“ heißt „über“ – und „sheka“ heißt eingießen oder übergießen. Das geht folgendermaßen vor sich: in einer Vase, da visualisieren wir die Weisheitswesen, die Meditationsgottheiten hinein und schließlich meditieren wir darüber, wie sich diese Vase mit ihrem Weisheitsnektar füllt. Dieser Weisheitsnektar wird während der Einweihung auch ausgegossen und wir stellen uns vor, dass er durch den Zentralkanal in das Scheitelchakra, ins Kehlchakra, Herzchakra und Nabelchakra kommt und dort den Samen für die vier Körper – Nirmanakaya, Sambhogakaya, Dharmakaya und Svabhavikakaya – erfüllt. Ermächtigung heißt auf Tibetisch „wangkur“, „wang“ heißt Macht, Ermächtigung bzw. Authorisierung. Und durch die Ermächtigung bekommen wir die Einweihung zu einer bestimmten Meditationsgottheit, einen Yidam, die wir bis zur Vervollkommnung praktizieren.
Diese Einweihungen erfolgen in Stufen. Die erste Stufe ist die so genannte Vaseneinweihung, Vasenermächtigung, mit der wir zuerst alle Befleckungen, Verdunkelungen, die wir auf der körperlichen Ebene begangen haben, reinigt und in uns den Samen zu dem magischen Erscheinungskörper, zum Nirmanakaya eines Buddha legt.
Darauf folgt die geheime Einweihung, die sich auf das Kehlchakra bezieht, und auf die Verdunkelungen, die wir mit der Sprache begangen haben, diese werden gereinigt. Und durch diese Reinigung sind wir fähig den Samen aufzunehmen und später als Sambhogakaya, dem Körper des höchsten Entzückens eines Buddhas, zu verwirklichen.
Darauf hin folgt die Weisheits-Bewusstseinseinweihung, die auf der Höhe des Herzchakras stattfindet. Hier wird alles an Verdunkelungen und Negativitäten, die wir mit dem Geist in unzähligen Zeiten angesammelt haben, gereinigt und es wird der Samen zum Dharmakaya, zum Wahrheitskörper eines Buddhas gelegt.
Schließlich kommt die vierte kostbare Worteinweihung. Hier werden Körper, Rede und Geist untrennbar gemeinsam gereinigt. Alles was wir mit diesen drei Toren gleichzeitig begangen haben, wird gereinigt und es wird der Samen zum sogenannten Svabhavikakaya, zum natürlichen Körper oder zum Körper der Soheit, gelegt. Das heißt, es handelt sich hier um die Natur unseres eigenen Geistes.
Die ganze Essenz aller Buddha Lehren, im tibetischen Buddhismus und überhaupt, ist die Erkenntnis der eigenen Natur – der Natur des Geistes. Diese bedarf einer vorangegangenen Reinigung und Ansammlung von Verdienst.
Die drei Drehungen des Lehrrades des Buddhas sind die Lehren aller Buddhas und sie lassen sich kurz zusammenfassen: man soll das Negative lassen (Fahrzeug der individuellen Befreiung; oft auch Hinayana genannt), das Positive pflegen (Fahrzeug der Bodhisattvas oder auch Mahayana genannt) und den eigenen Geist zähmen (Vajrayana). Und diese Quintessenz, dieses Zähmen oder eben gleichzeitig Erkennen dieses in uns innewohnenden Potentials, das ist die Essenz aller Buddha-Lehren. Und das ist auch der Zweck einer Einweihung.