Einweg - so ein Blödsinn!

Von Florianmenzinger

Photo: kikmoyoo

Waren wir nicht längst darüber hinweg, Flaschen nach ihrem Gebrauch einfach wegzuwerfen? Hatten wir nicht einmal ein wunderbares Pfandsystem mit den sympathischen Normbrunnenflaschen aus Glas? Was ist passiert, dass wir uns alle wie die Wilden auf riesige 1,5 Liter fassende Plastikflaschen stürzen, deren letzte Reste schon keine Kohlensäure mehr enthalten, weil sie zuvor schon häufig geöffnet wurden? Was ist passiert, dass wir Behälter aus Polyethylenterephthalat (PET) herstellen, die wir nach einmaligem Gebrauch wieder entsorgen? Und das Ganze, obwohl wesentlich mehr Pfand zu hinterlegen ist als bei Mehrwegflaschen jeglicher Art! Was ist der Grund für den Boom der umweltfeindlichen Einwegflaschen?

Die klassische Normbrunnenflasche


Woher kommt´s?

Viele Fragen auf einmal. Tatsache ist aber, dass wir schon einmal eine Quote von 72% Mehrwegflaschen hatten. Schätzungen des Bundesumweltamtes zufolge sind es mittlerweile nur noch knapp 50%. Aber woran liegt´s? Bereits 1990 wurde die PET-Flasche von der Coca-Cola Company als "unkaputtbare Mehrwegflasche" eingeführt. Ab 1996 gab es dann auch genormte Mehrweg-PET-Flaschen, ähnlich den Normbrunnenflaschen. Die große Umstellung auf Einweg kam allerdings erst ab dem Jahre 2003 durch die Einführung des Pfands auf Einweg-Getränkeverpackungen durch den damaligen Umweltministers Jürgen Trittin (B´90/Grüne). Das neue Pfandgesetz sollte jedoch eigentlich das genaue Gegenteil bewirken: Der Anteil von umweltfeindlicher Einwegverpackungen (umweltfreundliche Getränkeverpackungen sind bis heute von der Pfandpflicht befreit) sollte durch die Pfandpflicht gesenkt, die Rückgabe der Flaschen und Dosen zur Wiederverarbeitung gesichert werden.


Wer ist Schuld?

Zunächst zeigte die neue Gesetzgebung Wirkung: Der Anteil von Mehrwegflaschen stieg in allen Bereichen an. Jedoch konnte er nur bei Bier bei etwa 85% stabilisiert werden. Der Gesamtanteil fiel danach wie erwähnt auf knapp 50%.

Einwegpfand: Das sogenannte Dosenpfand

Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich zwei Gründe. Zum Einen liegt es daran, dass die Einwegpfandflaschen nicht ausreichend gekennzeichnet sind - laut repräsentativen Umfragen des Bundesumweltamtes wissen nur 51% der Verbraucher, dass es sich bei diesen Flaschen um Einweg handelt und diese nach einmaligem Gebrauch wieder entsorgt werden. Warum sollte auch sonst Pfand erhoben werden?
Der zweite Grund liefert meiner Ansicht nach allerdings die Hauptursache des Anstiegs der umweltschädigenden Einwegverpackung: Die Preispolitik der Discounter. Nach dem Durcheinander nach der Einführung des Dosen- und eben auch Flaschenpfandes 2003, gefolgt von einer neunmonatigen Übergangszeit (Rückgabe des Leerguts nur gegen Kassenbon), den sogenannten "Insellösungen" des Handels im Jahre 2004 und der endgültigen Änderung der Verpackungsverordnung im Jahre 2006 hat der Handel die Umstellungen im Pfandsystem für sich genutzt. Hauptsächlich die Discounter haben daraufhin durch eine sehr aggressive Preispolitik die Einwegflaschen für die Kunden interessant gemacht. Die Discounter sparen sich durch die einfache Entsorgung der Flaschen einige Kosten, vor allem der Rücktransport und die Reinigung der Mehrwegflaschen waren/sind sehr kostenintensiv. Zu dem gleichen Ergebnis kommt übrigens auch das Bundesministerium für Umwelt in ihrer Antwort auf meine Anfrage (siehe unten).


Warum Einweg-PET böse ist?

Aber was ist so schlimm an den Einwegflaschen? Die Behältnisse sind leichter als Glas, gehen nicht so schnell kaputt und werden schließlich recycelt! Richtig sind dabei nur die ersten beiden Punkte, jedoch werden die natürlich auch von Mehrweg-PET-Flaschen erfüllt. Darüber hinaus sind die Behältnisse jedoch nicht gasdicht, weshalb sich die durchschnittliche Haltbarkeit der Getränke um etwa 40% verringert. Ein weiterer Nachteil der PET-Flaschen ist, dass diese gesundheitsschädliches Acetaldehyd in die Flüssigkeit abgeben - laut Bundesamt für Risikobewertung allerdings in unbedenklichen Mengen. Außerdem wird zur Herstellung der Flaschen enorm viel Wasser und Energie benötigt - für eine einmalige Verwendung!


Recycling geht anders

Es ist schlichtweg falsch, dass diese Flaschen stets wiederverwertet werden; lediglich 30% werden recycelt. Die übrigen 70% werden "thermisch wiederverwertet", also in Müllverbrennungsanlagen oder Heizkraftwerken als Feuerungsmittel eingesetzt.

Weg mit Einweg!

Bundesumweltminister Röttgen
© Laurence Chaperon

In der Antwort einer Anfrage an Bundesumweltminister Röttgen (CDU) erklärte eine Mitarbeiterin des Ministeriums, dass die Umsetzung des von mir geforderten generellen Verbots von Einwegflaschen aufgrund der von der Europäischen Kommission geäußerten Vorbehalte bezüglich der Binnenmarktkonformität derzeit wenig erfolgsversprechend sei. Ein weiteres Engagement hält das Ministerium wohl für unnötig - lediglich eine deutlichere Kennzeichnung der Flaschen als "Einweg" strebt die schwarz-gelbe Koalition nach Informationen des BMU an. Meine Forderung bleibt jedoch: Weg mit den Einwegflaschen. Oder eine Ökösteuer erheben, dann wären die aggressiven Preise der Discounter wohl nicht mehr zu halten.
Auch das Bundesumweltamt empfiehlt übrigens eindeutig: Wählen Sie Mehrweg. Dabei ist es egal, ob die Flaschen aus Kunststoff oder Glas sind, die Ökobilanz ist nahezu identisch. Wie immer gilt auch hier: Der Kunde ist König! Aber er muss selbst seine Wünsche äußern und dementsprechend handeln!
Die Vorgehensweise, Pfand für Müll zu erheben, finde ich im Übrigen nicht nur in Bezug auf die Einwegflaschen sinnvoll. Ein Pfand für Batterien und Sparlampen wäre beispielsweise eine begrüßenswerte Innovation - ich möchte gar nicht wissen, wie viele davon in den Müllverbrennungsanlagen landen, nur weil die Verbraucher zu faul sind, diese korrekt zu entsorgen.
Meine Empfehlung: Kauft Mehrwegflaschen von Herstellern aus der Region, dann habt ihr alles richtig gemacht.
Hier die Antwort des Bundesministeriums für Umwelt: