Eintopf in nen Andern und n Lappen dazwischen
Von Doceva
@dental_food
Etwas Warmes braucht der
Mensch in der dunklen Jahreszeit, zum Anziehen, zum Trinken und zum Essen. Aber
erstmal machen wir uns warme Gedanken, Urlaubsbilder im Kopf – Kopfkino eben.
Als Liebhaberin der Kanarischen Inseln schätze ich ja nicht nur das Klima
sondern auch die geniale Küche. Ursprünglich aus der Armut der Guanchen
geboren, verbindet die kanarische Küche Schlichtheit mit Einfallsreichtum. Wer
kennt sie nicht, die Papas arrugadas, die verschrumpelten (in Salzwasser
gegarten) Kartoffeln mit Mojosauce, rot oder grün. Sehr beliebt sind auch Suppen
und Eintöpfe. Fast in jedem Lokal mit einheimischer Küche werden frisch
zubereitete Sopas serviert.
Heute reisen wir mal
nach Teneriffa (span.= Tenerife).
Sie ist die größte der Kanarischen Inseln. Aus der Caldera, der kesselförmigen Kraterstruktur,
namens Las Cañadas erhebt sich der höchste Berg Spaniens, der 3718 m hohe Pico del Teide. Einen wahrhaft überwältigenden Blick über die Inselgruppe hat man
übrigens von dort oben. Auf dem Weg dorthin sieht man am Straßenrand in den
Dörfern immer wieder ‚Garagen‘. Recht ungastliche Hallen aus denen es unsäglich
gut duftet - mein Geheimtipp. Dort isst man wirklich ursprünglich, authentisch,
genial. Es ist laut, der Fernseher, natürlich läuft Fußball, versucht das sehr
familiäre Treiben zu übertönen. In den riesigen Töpfen der offenen Küchen
brodeln wahre Köstlichkeiten: Caldo de pescado, dünne Fischsuppe mit Kartoffeln
und Kräutern, Potaje canario, kräftige Suppe aus Kichererbsen, Kartoffeln,
Gemüse der Saison und Mais, Rancho canario, Eintopf aus Kichererbsen,
Kartoffeln, Schweinefleisch, Nudeln, Zwiebeln, Knoblauch und Chorizo und Papas con carne, Kartoffeln mit
Fleisch. Man trinkt Dorada vom Fass, das leicht herbe Bier Teneriffas, oder
auch Vino tinto.
Eintopf in nen Andern und n Lappen
dazwischen
(damits nich klappert)
Berliner
Schnauze
In meinem eintopfähnlichen
Rezept für Papas con carne verwende
ich übrigens statt normaler Kartoffeln (span. = Patatas, kurz = Papas)
Süßkartoffeln.
Du siehst aus wie ne Kartoffel!
Jan Delay
ist eigentlich eine
vereinfachte Darstellung eines etwas einfältigen, plumpen oder tumben
Zeitgenossen, hier auch mal besungen.
Süßkartoffel (Ipomoea
batatas)
Die Bataten sehen von
der Form her den Kartoffeln ähnlich und können auch genauso zubereitet werden. Sie
enthalten wenige Kalorien, sind fettarm, mineralstoff- und vitaminreich. Die
reichlich vorhandenen Spurenelemente Natrium und Kalium regeln den Flüssigkeitshaushalt
im Körper: Sie schwemmen überschüssiges Wasser aus und können einen erhöhten
Blutdruck senken. Die Bataten erinnern geschmacklich an mehlig kochende
Kartoffeln, schmecken aber – wie der Name schon verrät – leicht süßlich. Damit
spare ich mir die Zuckerzugabe zum Neutralisieren der Säure des Rotweins und
des Tomatensaftes im Rezept.
Der Geschmackssinn oder
die gustatorische Wahrnehmung wird durch chemische Reize angesprochen. Er ist
ein sogenannter Nahsinn, mit dem aufgenommene Nahrung vor der eigentlichen
Einnahme geprüft werden kann. Die Rezeptorzellen für verschiedene Geschmacksqualitäten
sind in Geschmacksknospen (Caliculi gustatorii) angeordnet, die sich auf der
Zunge in den Geschmackspapillen (Papillae gustatoriae) und auch in den
Schleimhäuten von Mundhöhle, Rachen und Schlund befinden. Etwa 25 % der Geschmacksknospen
sind auf der vorderen Zunge angeordnet, weitere 48 % auf der Hinteren. Die
übrigen verteilen sich auf Mundschleimhaut, Gaumensegel und die obere
Speiseröhre – wichtig für alle Geschmackskomplizen.
Wir kosten etwas oder
schnuppern an einem Nahrungsmittel – und denken sofort an eine Person oder ein
Erlebnis zurück: Geschmäcker können Erinnerungen auslösen, aber warum?
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Marcel
Proust
Der Protagonist tunkt ein
Stück Madeleine in einen Tee. Als das nasse Gebäck seinen Gaumen berührt,
tauchen verloren geglaubte Kindheitserinnerungen wieder auf.
Geschmacksempfindung geraten gewissermaßen ungefiltert in das Limbische System. Sie verbinden sich,
bildlich gesprochen, unmittelbar mit Gefühlen – und haben deshalb eine
besondere Chance, im Gedächtnis zu bleiben. Scheinbar reagiert das Limbische
System, wenn wir angenehme Gerüche wahrnehmen, die uns nostalgisch stimmen. Und
das macht die Wirkung der Geschmackserinnerungen so besonders: Sie können
einzigartig emotional und bewegend sein.
Im vierten Monat der
Schwangerschaft werden die Geschmacksknospen auf der Zunge eines Babys
sichtbar. Es nimmt Geschmack über das Fruchtwasser wahr. Das prägt schon jetzt
den Geschmack und die Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel des Kindes im
späteren Leben.
Papas con carne (Baukasten)
Der spezielle Duft des
Kumins in den Papas con carne weckt
bei mir immer Erinnerungen an mildes Klima, Urlaub, Kanaren, resp. Spanien. Lasst
euch also entführen auf eine Fahrt über Teneriffa, durch den immergrünen Esperanza
Wald und dann hinauf in die unwirkliche Caldera um auf dem Teide den wahren
Überblick zu behalten. Und so schmeckt das authentische Teneriffa wenn meine
Finger mit im Spiel sind, hier kommt mein Rezept:
Papas con carne von Doc. Eva
Zutaten
800 g Rindfleisch, Brust oder Hüfte
2 Stck Süßkartoffeln, groß, groß gewürfelt
3 Stck Paprikaschoten, gelb, orange, rot,
groß gewürfelt
3/4 Stck Gemüsezwiebel, groß gewürfelt
1 Stck Möhre, klein gewürfelt
2 El Öl
100 ml Rotwein
100 ml Fleischbrühe, kräftig
100 ml Tomatensaft
1 El Pfeffer, schwarz
2 Ze Knoblauch, zerdrückt
1 Tl Kreuzkümmel, gemahlen
1 Bd Petersilie, gehackt
Salz
Zucker
Kräuter für die Deko
Zubereitung
Rindfleisch in Öl
anbraten. 2/3 der Brühe, des Rotweins und des Tomatensaftes angießen und
anschließend im Drucktopf 40 Min. sanft garen. Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln,
Möhren in Öl separat anbraten und vorgaren. Je die Hälfte beiseite stellen. Den
Rest mit dem 3. Drittel Rotwein, Brühe, Tomatensaft aufgießen. Gewürze zufügen
und einkochen lassen. Den Fleischsud nach dem Garen des Fleisches hinzufügen.
Mit Zucker und Salz kräftig abschmecken, pürieren. Fleisch würfeln. Alle
Komponenten, Fleisch, Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln und Möhren zusammenfügen
und nochmals abschmecken.
Anrichten
Sauce in einen tiefen
Teller geben. Fleisch dazu anrichten. Beiseite gestelltes Gemüse, Kartoffeln,
Zwiebeln, Möhren, Paprika hübsch dazu geben. Mit Petersilie bestreuen und mit
Kräuterzweiglein dekorieren.
Lasst’s euch schmecken!
Das ist mein Beitrag für Petra H. von Foodfreak für Tartüffel – Kartoffel – Eine Blogparade