Einschlafen mit Papa

Das Einschlafen der Großen war in der letzten Zeit immer schwierig, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass sie nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit bekommt durch das Baby. Die Erkenntnis, dass es scheinbar doch mit der Entthronung zu tun hat, habe ich hier aufgeschrieben.

Vor allem in den letzten Tagen gab sie sich tagsüber richtig Mühe, meine Geduld an die Grenzen zu führen, indem sie die volle Aufmerksamkeit forderte, egal ob ich gerade telefonierte, mich mit der Hebamme (die Gott sei Dank diese Woche wirklich zum letzten Mal bei mir war) unterhielt oder sie gerade nicht anschaute, weil ich das Essen vorbereitete oder eine Zeitung durchblätterte: sie tobte, hüpfte auf dem Sofa und schrie so laut sie konnte, damit Unterhalten wirklich nicht möglich war. Meine Geduld wurde wirklich auf eine harte Probe gestellt. Ich reagierte bestimmt nicht immer richtig, weil ich dann manchmal auch lauter wurde und rief, dass sie bitte aufhören soll zu schreien.

Ab jetzt werde ich es mit Béas Zauberformel ausprobieren und hoffen, dass es damit klappt und die Lautstärke dadurch bei uns wieder herunter gefahren wird. Was die Nachbarn denken, will ich am liebsten gar nicht wissen, wenn sie Schreien, stampfen und weinen abwechseln und wirklich häuften in den letzten Tagen.

Vielleicht lag es auch an meiner Gereiztheit, dass es abends weiter fortgeführt wurde, indem sie im Bett tobte und lachte, abwechselnd mit Schreien und Weinen, weil ich laut und genervt sagte, dass sie sich jetzt endlich hinlegen soll. Es tat mir unglaublich leid, dass sie so viel weinte vor dem Einschlafen, ich hatte aber keine Idee mehr, was ich noch tun sollte.

Am Dienstagabend nutzte ich die Gelegenheit: Nachdem ich mit ihr die Zähne geputzt hatte und ihr den Schlafanzug angezogen hatte, lag sie bei Papa im Arm (wie jeden Abend) und sie suchten eine Gute-Nacht-Geschichte aus. Ich sagte zu ihr, dass sie heute mit Papa einschläft, nachdem sie gemeinsam die Geschichte gelesen haben. Sie sagte „Nein, Mama dahin legen". So schnell wollte ich nicht aufgeben und sagte, dass sie ja schon mal mit Papa eingeschlafen ist, als Mama im Krankenhaus war mit der Kleinen und dass ich nicht weggehe, sondern nur im Wohnzimmer bin. Ich wünschte ihr „Gute Nacht" und ging. Ganz kurz weinte sie, kuschelte sich dann in Papas Arm für die Geschichte. Anschließend hörten sie noch zwei Lieder (Wolke 4 von Philipp Dittberner & Marv und Au Revoir von Mark Foster), die die beiden verbinden, weil sie sie oft im Auto zusammen anhören. Die Große schlief seelenruhig - ohne Geschrei, ohne dass es auch nur einmal laut wurde - ein.

Am nächsten Tag, also gestern, funktionierte es genauso gut, außer dass dieses Mal beide einschliefen. 😀 Bevor ich den Raum verließ, kuschelte sie sich noch in meinen Arm und wir beteten gemeinsam. Dann sagte sie mir von allein „Gute Nacht" und ich konnte gehen, weil sie sich schon freute, bei Papa einzuschlafen.

Ich war überrascht und froh, aber machte mir auch am ersten Abend ein paar Gedanken, ob es jetzt wirklich richtig war, sie einfach so spontan ohne Vorwarnung dem Papa zu überlassen. Allerdings kam ich zu dem Schluss, dass es wohl jetzt genau die richtige Zeit war, dass sie abends die ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt - nicht von mir, dafür aber vom Papa. Das schweißt die beiden ja auch zusammen und beide freuen sich darüber.

Wir werden es also nun so fortsetzen, dass die Große abends vom Papa ins Bett gebracht wird, es sei denn, er hat mal keine Zeit. Sie schläft bei ihm viel schneller und ruhiger ein als bei mir. Und so kann auch die Kleine etwas Zeit mit mir ganz allein verbringen und bekommt dann wenigstens abends meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich bin mal wieder überrascht und dankbar, dass es so einfach klappte, das umzustellen. Wahrscheinlich war es der richtige Zeitpunkt und auch der Wunsch von ihr nach ungeteilter Aufmerksamkeit vom Papa. Seit dem Ende des ersten Monats seiner Elternzeit fällt mir nun, je mehr ich drüber nachdenke, ein, dass sie tagsüber deutlich häufiger Papa erwähnt und fragt: „Wo der Papa eigentlich?", was mir zeigt, dass sie ihn vermisst.

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