Einsatz in vier Sendern
Erstellt am 27. Juli 2010 von Ppq
@ppqblog
Alles gegeben und doch verloren. Schon an Tag drei der größten Eventkatastrophe seit dem Flugzeugabsturz des polnischen EU-Kritikers Lech Kaczynski verlangt das Publikum schon nach neuem Stoff und schärferen Themen. Die Bilanz ist verheerend: Die Quoten des dritten ARD-Brennpunktes am laufenden Band brachen dramatisch ein, statt 7,5 Millionen Fans schauten nur noch knapp 4,8 Millionen zu. Noch schlimmer traf es das ZDF, das mit einer erneut gutgemachten "Spezial"-Sendung, die wie immer liebevoll und mit großem handwerklichen Geschick aus Youtube-Filmen und Flickr-Fotos (Foto oben: M. Vogt) zusammengeschnitten worden war, nicht einmal mehr drei Millionen Gebührenzahler vor den Bildschirm lockte. Fast eine Million weniger als Baumarkt-Päpstin Tine Wittler mit ihrem "Einsatz in vier Wänden" begeisterte.
Große Hoffnungen setzen alle Sender nun aber auf die zentrale Trauerfeier, die am kommenden Samstag im Beisein der erschütterten Bundeskanzlerin Angela Merkel und des geschockten Neu-Bundespräsidenten Christian Wulff stattfinden wird. Beide hatten unaufgefordert ihr Kommen zugesagt. Im Streit um die Übertragungsrechte der Feier, die nach Ansicht von Marktbeobachtern das Zeug hat, die erfolgreiche Enke-Trauerfeier mit seinerzeit sieben Millionen Zuschauern noch zu übertreffen, hat sich die ARD gegen das ZDF durchgesetzt. Die Kollegen aus Mainz hätten schließlich das Endspiel der Fußball-WM bringen dürfen, hieß es beim "Ersten", automatisch sei damit die ARD am Zuge. Parallel übertragen werden aber auch Phoenix und die privaten Nachrichtensender n-tv und N24.
Den Gottesdienst werden der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, sowie der katholische Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zelebrieren. Schneider ist selbst gebürtiger Duisburger und hat viele Jahre im Stadtteil Rheinhausen als Pfarrer gearbeitet, gegen beide Pfarrer gibt es bislang keine aktuellen Missbrauchsvorwürfe. Die konkrete Gestaltung des Gottesdienstes ist derzeit noch offen, ließ die organisierende Landesregierung von NRW wissen. Es werde nach einer Form gesucht, um während der Live-Übertragung zu Ehren der Gruppe der Toten jedem der 20 Ofer individuell gedenken zu können. Die Stadt lädt während der bewegenden Zeremonie zum traditionellen Public Viewing auf den Burgplatz und zum Innenhafen. Dort wird es eine Außenübertragung auf Großleinwänden geben. Die DVD von der Trauerzeremonie mit den Tränen aller Stars, kommentiert von Oliver Pocher, Westbam und Eva Herman, soll pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in den Handel kommen. Auch ein 3D-Hörbuch ist geplant. 17 Cent von jedem verkauften Exemplar gehen in den Spendenfonds, der Duisburgs OB Sauerland mit Hilfe einer millionenschweren Abfindung zum Rücktritt zwingen will.