Die wäre im August 2011 Jahres 83 geworden - wäre, wenn sie nicht davor verstorben wäre. Niemand weiss genau, wie alt sie war, als sie starb. Gefunden wurde ihr Leichnam Ende April 2012, laut Gerichtsmediziner hatte Yvette Vickers schon Monate tot in ihrer Wohnung gelegen.
Eine Bekannte hatte die mumifizierte Leiche gefunden - vor dem Computer, der immer noch lief! In der Zeit vor ihrem Tod waren ihre einzigen Kontakte die zu Facebook-"Freunden" - von denen keiner bemerkt hatte, dass kein Lebenszeichen mehr von Vicky kam. Hunderte von "Freunden" - und doch einsam und unbemerkt gestorben...
In den USA wurde die ehemalige Horrorfilm-Darstellerin zu einer Symbolfigur eines völlig neuen Horrors: Der wachsenden Angst vor der Einsamkeit!
Trotz unserer weltweiten Vernetzung leben die meisten von uns in einer isolierten Welt, wie sie früher unvorstellbar gewesen wäre. Wir haben "Freunde" in Städten, die tausende Kilometer entfernt sind von uns - aber die Namen der eigenen Nachbarn? Den kennen die wenigsten. Und wann war nochmal die letzte Familienfeier???
Denn für jeden Kontakt in der virtuellen Welt lassen wir einen persönlichen Kontakt in der "Wirklichkeit" sausen - keine Zeit dafür!
Die verbringen immer mehr Menschen vor dem Bildschirm - und zum Beispiel in Facebook. Die Zahlen, die der Social-Media-Konzern im Frühjahr dieses Jahres veröffentlicht hat, sind unvorstellbar.
- So sind bereits mehr als eine Milliarde Menschen bei Facebook!
- Im Sommer 2011 durchbrach Facebook als erste Website die Marke von einer Billion (!) Zugriffen innerhalb eines Monats.
- 1 Billion, das sind 1000 mal 1 Milliarde! Oder als Zahl:
1`000`000`000`000 - In den letzten drei Monaten des Jahres 2011 klickte die Facebook-Community im Schnitt 2,7 Milliarden mal "Gefällt mir" - pro Tag!
Aber ist es wirklich Facebook, das Menschen einsamer macht? Die Statistiken sprechen dagegen.
Bereits seit den 70ern, spätestens 80er begann vorallem in den westlichen Ländern ein Trend, der inzwischen erschreckende Ausmasse angenommen hat. Lebten zum Beispiel in Europa der 1950er Jahre gerade mal 10 von 100 Menschen alleine im Haushalt, waren es 2010 bereits 40 von 100 Menschen, die alleine lebten!
Eine niederländische Studie ergab 2010, dass sich 35 Prozent der Erwachsenen über 45 Jahre chronisch einsam fühlen - 10 Jahre zuvor in einer vergleichbaren Studie waren es "nur" 20 Prozent.
Fast ein Viertel der Befragen war unzufrieden mit dem eigenen Leben - Grund: Einsamkeit. Ärzte sprechen inzwischen von einer "um sich greifenden Epidemie der Einsamkeit". Denn gerade mal zu 2,08 Personen haben wir Mitteleuropäer noch richtig persönlichen Kontakt.
Folge: Immer mehr Menschen werden psychisch krank, in der Schweiz beispielsweise wird jeder zweite (!) in seinem Leben psychisch krank! Weitere Folge in ganz Europa: Die Anzahl der im psychologischen Bereich Tätigen steigt permanent an.
Ob Psychologen, Sozialarbeiter, Ehe- und Familienhherapeuten, Gesundheitsberater, Drogenberater, Psychotherapeuten oder Life Coaches - kaum eine andere Branche hat solche Zuwachsraten: Mehr als 60 % in den letzten 10 Jahren!
Daran sind nicht Facebook & Co schuld. Die verstärken lediglich, wofür wir Menschen uns letztendlich selbst und freiwillig entschieden haben: Den Gang in die Einsamkeit! Ob diese Entscheidung die richtige war? Hm.
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