Einnahmen und Ausgaben als digitaler Nomade 2015: Wieviel ist genug?

Von Flocu

Was kostet ein Jahr Langzeitreise? Was kann man mit Reiseblog und Stockfotos verdienen und reicht das? Die Jahresbilanz meiner Einnahmen und Ausgaben.

So viel war's nicht

Einnahmen und Ausgaben 2015

1 Jahr ist vergangen, seit der Jahresbilanz 2014. Höchste Zeit für den Rückblick auf die Zahlen für 2015:

  • 6.131 € Einnahmen
  • 6.070 € Ausgaben

Dazu kommen noch Ausgaben für eine Auslandskrankenversicherung von ca. 400 € im Jahr und 15 € Hosting für flocutus.de inkl. Weiterleitungen wie flocblog.de und zustandlos.de.

Dazu kommen noch Einnahmen über die VG Wort. Die Höhe erfahre ich erst im Juli. Wahrscheinlich sind es zwischen 100 und 200 €. Ich habe mich leider erst im Herbst dort angemeldet.

Profitabilität

2015 bin ich mit ca. 96% Kostendeckung knapp an der Profitabilität vorbeigeschrammt.

Es gibt 2 Wege profitabel zu werden:

  1. Kosten senken
  2. Einkünfte erhöhen

Im Vergleich zum Vorjahr ist mir beides gelungen. 2014 sah die Verteilung noch so aus:

  • 2.065 € Einnahmen ’14
  • 8.189 € Ausgaben ’14

2014 waren es nur 25% Kostendeckung.

Wichtiger Ausgaben-Posten? Buddha Bier!

Ausgaben-Posten

Starten wir mit dem für ein Reiseblog interessanteren Teil: den Ausgaben. Ich unterteile die Ausgaben auf einer Langzeitreise in 3 Bereiche (2014 in Klammern):

  • 2.819 € Essentielles (3.317 €)
  • 2.196 € Reisen (2.259 €)
  • 1.100 € Luxus (2.213 €)

Die Einsparungen zum Vorjahr kommen vor allem durch weniger große Anschaffungen. 2014 habe ich viel ersetzen müssen, und 2 Kameras, 2 Objektive, 2 Kindle und einen Laptop gekauft. 2015 fiel nur 1 neuer Kindle an und die Reparatur meiner Canon G7X Kamera.

Detaillierter lassen sich die Kosten 2015 so aufschlüsseln (2014 in Klammern):

2.819 € Essentielles (3.317 €), davon:

  • 1.579 € Essen (1.807 €)
    Garküchen, Restaurants und Supermarkt
  • 683 € Übernachtung (752 €)
    6 Monate Asien und Äthiopien: Guesthouses, 3 Monate USA: gratis Wohnung, 1 Monat Saigon: Wohnung, 2 Monate Deutschland: bei Freunden und Familie
  • 99 € Nahverkehr (319 €)
    Öffentlicher Nahverkehr, Mopedmiete und Taxis
  • 144 € Visa (208 €)
    Vietnam, Kambodscha, Äthiopien, USA
  • 247 € Kleidung (151 €)
    Schuhe und Ersatz für verschlissene Kleidung
  • 66 € täglicher Bedarf (79 €)
    Toilettenartikel, Wäsche, Friseur, …

2.196 € Reisen (2.259 €), davon

  • 1.283 € Flüge (1.414 €)
    3 Interkontinentalflüge, 8 Kontinentalflüge
  • 645 € Überlandtransport (660 €)
    Bahn, Bus und Boot
  • 268 € Aktivitäten (186 €)
    Eintrittsgelder und Touren

1.100 € Luxus (2.213 €), davon

  • 429 € Elektronik (1.558 €)
    Canon G7X Reparatur, 1 Kindle, Sim-Karten mit Datentarif
  • 494 € Bier (442 €)
    wenn’s sein muss auch Wein
  • 176 € Kaffeeklatsch (214 €)
    Cappuccino, Kaffee und Kuchen

Ausgaben Ausblick 2016

Die Kosten lassen sich nicht mehr groß senken, ohne auf unseren hohen Lebensstandard zu verzichten. 2016 wird trotzdem einige Änderungen bringen.

2016 wird wahrscheinlich das erste Jahr ohne USA Aufenthalt und damit das erste Jahr ohne Weltreise in fast allen Zeitzonen von Asien über Europa nach USA und zurück. Interkontinentalflüge nerven total und sind ziemlich teuer. Andererseits konnten wir in den USA kostenlos wohnen, also steigen dafür die Übernachtungskosten.

Wie schon im Jahresrückblick 2015 gesagt, reisen wir jedes Jahr langsamer und es wird Zeit, diesem Wandel endlich in’s Auge zu sehen. Statt weiterhin tagesweise in günstigen Guesthouses zu übernachten, werden wir 2016 wochen- oder monatsweise Wohnungen mieten, z.B. bei Airbnb*, und endlich House Sitting ausprobieren.

Wir werden dieses Jahr vergleichsweise sesshaft werden. Nach 4 1/2 Jahren Dauerreise, ist ein wenig die Luft raus. Für den Sommer haben wir deswegen einen Trip mit dem Camper durch Südeuropa geplant.

Es kommt wie immer auf die Perspektive an: Für uns Rucksackreisende, verspricht ein Camper ein hohes Maß an Sesshaftigkeit. Für sehr sesshafte Menschen, verspricht ein Camper wahrscheinlich ein hohes Maß an Mobilität ;)

Weniger "Fancy" Guesthouses in 2016

Wie man günstig reist?

Ich werde oft gefragt, wie man günstig reist. Der beste Tipp und vielleicht der einzige, den Du wirklich brauchst: Mach’s wie die Locals!

Die Einheimischen kennen sich aus und sie haben viel weniger Geld als Du. Wenn Du den Locals auf Augenhöhe begegnest, hast Du außerdem eine bessere Reise-Erfahrung und lernst mehr über das Land.

Günstiges Reisen ist aber nicht so sehr eine Frage von praktischen Tipps. Es kommt wie immer auf die richtige Perspektive an.

Meine Reiseblogger-Kollegin Feli vom Backpacking-Blog Travelicia würde in Denglish sagen: es geht um das „richtige Mindset“. Für Feli lautet die Glücksformel:

Glück = Realität – unsere Erwartungen

Diese Formel stammt von Wait But Why: Why Generation Y Yuppies Are Unhappy (engl.)

Buch: Besser Sparen, mehr Reisen

Feli hat gerade ein Buch zum günstigen Reisen geschrieben und überraschenderweise geht es dabei nicht so sehr um praktische Tipps, sondern in erster Linie um das „richtige Mindset“.

Feli schreibt über den maximalen Lebensstandard, die Rolle von Geld und Lebensziele. Darauf folgen 15 Fallbeispiele mit genauen Zahlen, wie sich andere Reisende ihren Reisetraum erfüllt haben.

Ein Zusatzpaket zu dem Buch, enthält Experten-Interviews mit günstig reisenden Backpackern. Auch ein Interview mit mir ist dabei. Feli und ich sprechen u.a. über Flugsuche-Fehler und Wikitravel, wenn Du mich fragst eine der nützlichsten Webseiten für (günstiges) Individualreisen.

Wenn Dir noch die nötige Motivation fehlt oder Du dem Mythos aufsitzt, dass Reisen teuer ist, schau Dir Felis Buch an:

Besser Sparen, mehr Reisen* .

*Affiliate Link

Felis Buch © travelicia.de*

Einkommens-Quellen

Mein Einkommen verteilt sich 2015 auf 2 Quellen

  1. 2.883 € Stockfotos
  2. 3.248 € Reiseblog

Die Einkünfte durch das Reiseblog lassen sich weiter aufschlüsseln in

  • 810 € Kreditkarten Affiliate
  • 748 € amazon Affiliate
  • 550 € Flugbuchung Affiliate
  • 91 € Sonstige Affiliate
  • 156 € Käsekuchenspende
  • 94 € Reise-Kalender
  • 350 € Sponsor des Monats (nicht passiv!)
  • 450 € Reisetexte Schreiben (nicht passiv!)

Mehr Infos zu Stockfoto Einkünften

Passives Einkommen

5.331 € meines Einkommens im Jahr 2015, also 87%, stammt aus passivem Einkommen. Ich bin 2014 von aktivem Einkommen durch selbstständige Arbeit auf sogenanntes passives Einkommen umgestiegen.

Aktives Einkommen verdienst Du ab dem 1. Monat. Du tauschst direkt Zeit gegen Geld. Meine Partnerin Michela setzt hauptsächlich auf aktives Einkommen, im Moment als Web Developer.

Ich setze seit 2 Jahren auf passives Einkommen. Passives Einkommen aufzubauen dauert viel länger, als nur 1 Monat und ist deswegen nur mit Rücklagen möglich oder durch Querfinanzierung mit aktivem Einkommen.

Passives Einkommen ist dafür nachhaltiger und bleibt im besten Fall auch dann erhalten, wenn Du nicht daran arbeitest. Wie so oft klaffen Praxis und Theorie auseinander: Kein Einkommen ist wirklich passiv.

Michela auf ihrem eigenen Weg

Einkommen Ausblick 2016

Theoretisch könnte ich bis Ende des Jahres meine Stockfoto-Bilderzahl gut verfünffachen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es Sinn macht, mehr Stockfotos anzubieten.

Leider sind meine Einnahmen von ihrem Höchststand bei monatlich 400€ nach nur 3 Monaten auf 200€ monatlich gefallen. Wenn das so bleibt, sind Stockfoto Verkäufe kein besonders nachhaltiges passives Einkommen.

Selbst wenn die Nachhaltigkeit fehlt, sind Stockfotos wahrscheinlich trotzdem die beste Wahl, um mein Einkommen maßgeblich und halbwegs vorhersehbar zu erhöhen. Ein Worst-Case von 1.000 € im Monat für angenehme Arbeit, ist schließlich kein Grund zur Klage.

Von Januar 2015 bis Januar 2016, konnte ich die flocblog Leserzahl von ca. 10.000 monatliche Leser fast auf 20.000 verdoppeln. Vielleicht klappt das 2016 noch einmal? Einen guten Start hatte das flocblog bereits, dank eines Artikels auf Spiegel Online.

Vielen Dank für’s Lesen!

Vergleichst Du Dich mit dem Obstsalat-Verkäufer oder mit Bill Gates?

Reichen 500 Euro im Monat?

500 Euro im Monat klingt für D/A/CH Verhältnisse nicht nach viel Geld. Aber wenn Du diesen Text lesen kannst, bist Du im globalen Vergleich extrem reich. Für die meisten Menschen weltweit, sind 500 Euro im Monat sehr viel Geld.

Es kommt wie immer auf die Perspektive an: Hier in Thailand liegt der Mindestlohn bei 300 Baht (7,50 €) pro Tag. Viele Menschen auf dem Land verdienen nicht einmal den Mindestlohn oder betreiben gar Subsistenzwirtschaft und leben von der Hand in den Mund.

Ganz objektiv betrachtet, verdiene ich mit 6.000 € pro Jahr mehr als 80% aller Menschen, laut globalrichlist.com. Wenn ich mich mit Bill Gates vergleiche bin ich natürlich immer noch arm.

Wir geben in Bangkok gerade etwas mehr für Übernachtung aus, als normal, mit gut 8.000 Baht (200 €) für 1 Monat in einer ziemlich coolen Wohnung mit Luxus wie Kühlschrank, Couch und Schreibtisch.

Vorgestern hat ein Taxifahrer kommentiert, dass wir wohl sehr reich sein müssen. Seine 2.000 Baht (50 €) Monatsmiete für eine Familie, hält er für kaum bezahlbar.

Wenn Du das erst einmal verstanden hast, dann kommen Dir fast alle Probleme, die Dir täglich begegnen wie Erstwelt-Probleme vor. Und genau das sind sie auch.

Brauche ich mehr Einkommen?

Die kurze Antwort ist: Nein, ich brauche nicht mehr Einkommen.

Ich könnte mit viel weniger auskommen, nicht zuletzt dank Geo Arbitrage. Das ist nicht mein Ziel, aber es ist sehr beruhigend das zu wissen.

Mein Ziel ist es, mehr zu verdienen, um wie vor der Reise sparen zu können.

Mein Ziel ist es nicht mehr konsumieren zu können. Ich habe jetzt schon viel mehr, als ich brauche und muss wirklich nicht mehr konsumieren.

Reicher als 80% der Menschheit laut globalrichlist.com

Ausstieg aus der Konsumgesellschaft

Werbung will uns glauben machen, dass Kaufen uns erfüllt. Es dauert manchmal ein ganzes Leben, bis wir herausfinden, dass das nicht stimmt oder zumindest nicht die einzige Wahrheit ist.

Meine Partnerin Michela und ich haben vor vielen Jahren unabhängig voneinander festgestellt, dass der Konsum uns den damit einhergehenden Lebens-Verzicht nicht wert ist.

Du kaufst schließlich nicht mit Geld, sondern mit Deiner Lebenszeit.

Wir sind aus der Konsumgesellschaft ausgestiegen. Ein Ausstieg aus der Konsumgesellschaft, heißt für uns nicht, dass man nicht mehr konsumieren darf.

Wir sind ausgestiegen aus:

  • übermäßigem Konsum
  • Konsum des Konsums willen
  • Konsum um seelische Löcher zu stopfen

Ein Ausstieg aus der Konsumgesellschaft, heißt für uns nicht, dass man dem Kapitalismus entsagen muss und die Arbeitsteilung wieder abschaffen will.

Zurück zum eigenen Bauernhof ist schön romantisch, aber nicht erstrebenswert und bei bald 8 Milliarden. Menschen ein Luftschloss.

Konsum: mehr, mehr, mehr

Ich kaufe nichts! Oder?

Ein Ausstieg aus der Konsumgesellschaft, heißt für mich bewusst zu konsumieren und ganz genau zu schauen, welche Art von Konsum mich erfüllt und welche nicht.

Wenn ich etwas sehe, das ich kaufen will, sage ich:

Ich kaufe nichts. Warum sollte ich gerade für Dich eine Ausnahme machen?

Diese Idee stammt von Spartan Traveler: The Key to Freedom isn’t Making More, it’s Spending Less (engl.)

Manchmal mache ich eine Ausnahme und das ist absolut in Ordnung. Es geht nicht darum gar nichts zu kaufen. Es geht wie immer im Leben um einen gangbaren Mittelweg.

In den meisten Fällen, mache ich aber keine Ausnahme und kaufe nichts. Deswegen geht es mir nicht schlechter. Ich kann nicht behaupten, dass erhöhter Konsum zu meinem Wohlbefinden beiträgt.

Wir müssen nicht dauernd kaufen und das hat überhaupt nichts mit Verzicht zu tun. Ganz im Gegenteil, es hat ganz viel mit Freiheit zu tun.

Freiheit durch Konsum erreichen zu wollen, ist eine wirklich sonderbare Idee und ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.

Freiheit?

Konsum und Sinnsuche

Viel zu oft laufen Menschen in unserer Gesellschaft der Konsum-Karotte hinterher oder der Karriere-Karotte oder der Kinder-Karotte, weil sie glauben, es gibt keine Alternative.

Aber es gibt immer eine Alternative.

Vielleicht schmecken Dir die Karotten ganz gut und Du brauchst gar keine Alternative. Das ist natürlich ok, so lange es Deine bewusste Entscheidung ist und Du nicht nur in Deinen Lifestyle rein gerutscht bist.

Wenn Du nämlich keine Entscheidung triffst, machen das andere Menschen für Dich und wahrscheinlich nicht in Deinem Sinne. Das wäre eine enorme verpasste Gelegenheit und im schlimmsten Fall ein verpasstes Leben.

Dieses Konzept stammt von Raptitude Most lives are lived by default. (engl.)

Wieviel ist für Dich genug? Und was sagst Du zum Leben nach Deinem eigenen Maßstab?

Fuck Yeah Existentialismus: Finde Deinen eigenen Weg! ;)