einmal WG, nie wieder WG.

Von Natasha Neverland @natashanvrlnd

ich nehme mir schon seit sehr, sehr langer zeit vor, mich mal wieder in ruhe hinzusetzen und ein paar zeilen zu schreiben. doch immer, wenn ich genau das tue, hält mich irgendwas wieder davon ab. entweder ist es die müdigkeit, meine eigene faulheit oder mein verfluchter perfektionismus, was meine texte angeht. ich hasse es, nur mit halbem herzen zu schreiben und ich finde, man merkt einem text an, ob sich der verfasser wirklich damit auseinandergesetzt hat, ob es ihm auf der seele brennt oder ob er einfach einen text schreiben will, damit er einen geschrieben hat.

ich möchte hier nur mein herz ausschütten und erwarte auch von niemandem ein „gut gemacht!“ oder ähnliches. und wer jetzt einen ellenlangen erfahrungsbericht und lästereien über meine ex-mitbewohnerinnen erwartet, den muss ich leider enttäuschen. das ist nicht meine art. ich will nur loswerden, was mir schon sehr, sehr lange auf dem herzen liegt und wofür ich die letzten paar wochen einfach keine zeit hatte. hier geht es jetzt mal um mich.

ich weiss nicht mehr wann genau, aber irgendwann gegen ende des letzten jahres habe ich mich dafür entschieden, mein ganzes hab und gut (trotz grosszügigen ausmistens waren es noch ganze 4 koffer!) zu packen und in meine allerliebste lieblingsstadt berlin zu ziehen. ich hielt es ausserdem für eine unfassbar gute idee, in einer bereits bestehenden frauen-WG unterzukommen. in einer WG, deren bewohnerinnen seit jahren beste freundinnen sind.

die anfängliche euphorie verflog, wie zu erwarten, relativ schnell. spätestens dann, als ich nach drei wochen einen job fand, abends todmüde nach hause kam und ein völlig eingenebeltes schlafzimmer vorfand und/oder bis spät in die nacht die erfundenen geschichten von hyperaktiven gästen ertragen musste. ein weiteres highlight war auch die tatsache, dass eine mitbewohnerin mich nicht in ihrem zimmer schlafen liess, wenn ich um 05.00 uhr aufstehen musste, selber aber bis um 04.00 im anderen zimmer pennte und somit ihr bett leer liess. ich möchte aber eigentlich gar nicht viel über meine ehemaligen mitbewohnerinnen verraten, denn ich mag die beiden, keine frage.

wir drei sind halt einfach auf dauer nicht in der lage, zusammen unter einem dach zu wohnen. nicht kompatibel, wie man so schön sagt. wir verstehen uns zwar sehr gut und teilen sogar ein paar gemeinsame interessen, wenn es jedoch um ernstere dinge wie die sauberkeit der wohnung geht, haben wir verschiedene ansichten. wenn ich an meinem einzig freien tag die ganze wohnung putze, und andere das an ihren freien tagen eben nicht tun, dann nervt das irgendwann. und irgendwann nervt es dann so sehr, dass es zu wiederholten konflikten führt. und wenn man an diesem punkt eine freundschaft noch retten will, dann muss jemand gehen. und dieser jemand war in diesem falle ich. und das war die beste entscheidung, die ich in dieser situation treffen konnte. zu dritt in einer zwei-zimmer-wohnung. wie konnten wir nur denken, dass so etwas über längere zeit hinweg gutgehen kann?

irgendwann waren wir wahrscheinlich alle so weit, dass wir uns einfach dachten: „scheiss drauf, nur noch ein paar monate!“ – ein paar monate können aber verdammt lange sein, wenn man unglücklich und ständig gestresst ist.

das schöne an der ganzen sache ist jedoch, dass wir alle etwas daraus gelernt haben. ich zum beispiel, dass ich nie wieder in eine WG ziehen werde. okay, das ist vielleicht ein bisschen gelogen. ich bin in einen anderen stadtteil zu einem jungen mann gezogen, den ich vorher nicht kannte. ende juli geht es dann ENDLICH in meine ganz eigene wohnung, in der ich die regeln aufstelle und in der nicht in jedem gottverdammten zimmer geraucht wird.

namasté. 

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