Eingeklemmter Nerv

by Roland Späht | 24.06.2018

Eingeklemmter Nerv: Häufig durch Muskelverhärtungen

Kurz nicht aufgepasst, eine unnatürliche Bewegung und es fährt einen der Schmerz in den Rücken. Die erste Selbstdiagnose ist dann "Ich hab mir einen Nerv eingeklemmt!". Dies ist in den allermeisten Fällen harmlos und verfliegt bereits nach wenigen Tagen. Der Grund sind häufig Muskelverhärtungen, die sich schnell, durch einfache Mittel wieder lösen lassen. Zum Arzt solltest Du dann so schnell wie möglich, wenn Taubheitsgefühle oder Empfindungsstörungen auftreten. Dann ist meist mehr im Argen.

Was erfährst Du in diesem Artikel?

1. Zuerst lesen!

Wie ist dieser Artikel zu lesen? Du hast von einem eingeklemmten Nerv schon mal gehört und möchtest Dir einen kurzen Überblick über die Erkrankungen verschaffen?
    Lies Dir als erstes die durch, wenn sie teilweise oder gänzlich auf Dich zutreffen ist es sinnvoll den kompletten Artikel zu lesen.
Du leidest bereits an einem eingeklemmten Nerv und bist auf der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten, die Dir eine Linderung verschaffen? Du hast bereits Rückenbeschwerden und versuchst Dich über mögliche Ursachen aufzuschlauen?

Wir möchten Dich an dieser Stelle über Ursachen, Symptome, Diagnosemöglichkeiten und therapeutische Maßnahmen bei einem eingeklemmten Nervinformieren. Darüber hinaus werden alternative Behandlungsmethoden beschrieben, die Dir eine Linderung verschaffen sollen.

​​​​ Du hattest bereits einen eingeklemmten Nerv und möchtest dem vorbeugen?

2. Was ist ein eingeklemmter Nerv?

Der Begriff eingeklemmter Nerv ist an dieser Stelle etwas irreführend, es bedeutet nicht das ein Nerv irgendwo "festsitzt". Vielmehr wird Druck auf ihn ausgelöst, der zu einer Reizung oder Entzündung führt.

Dies macht sich durch einen stechenden, brennenden Schmerz im Kreuz oder Nacken bemerkbar und kann teilweise auch zu Taubheit in den Armen oder Beinen führen. Der häufigste Grund sind Muskelverhärtungen, die auf einen Nerv drücken und z.B. durch Fehlhaltungen ausgelöst werden.

Wo die Symptome auftreten ist davon abhängig welcher Nerv eingeklemmt ist. Oftmals schmerzt nicht nur die Stelle an der der Nerv gereizt ist sondern es treten auch an anderen Bereichen Beschwerden auf.

Der Auslöser kann das Rückenmark selbst sein oder die davon abgehenden Spinalnerven. Angeschlossen an dieses Nervensystem verlaufen in vielen Nervenstränge durch den ganzen Körper, die die Symptome an den betroffenen Stellen verursachen.

  • schweres, nicht ergonomisches Heben und Tragen
  • arbeiten in einer unnatürlichen Haltung
  • langes Sitzen
  • einseitige Belastung im Sport z. B. üben von Aufschlägen im Tennis
  • Fehl- und Schonhaltungen
  • Verschleißerscheinungen und Funktionsstörungen der Wirbelsäule

Symptome können unter anderem auftreten an:

Wie bereits anfangs erwähnt ist die Hauptursache eine verspannte, verhärtete Muskulatur. Gründe dafür sind untrainierte, überlastete Muskeln durch

  • , die Druck auf Nerven ausüben,
  • ein Bandscheibenvorfall, wo durch den Faserring die gallertartige Flüssigkeit auf die Spinalnerven drückt,
  • eine Spondylolisthese (Wirbelgleiten), wo Nerven im Spinalkanal (Wirbelkanal) eingeklemmt werden können,
  • ein aufgrund von Muskelverspannungen ausgelöster Hexenschuss (akute Lumbalgie),
  • ein Knochentumor, der durch sein Wachstum auf einen Nerv drückt,
  • eine Spinalkanalstenose oder,

Darüber hinaus können plötzliche, starke Beanspruchungen der Muskulatur, wie bei einem Unfall (Schleudertrauma) oder einem Schlag auf eine Muskelpartie, diese zum krampfen bringen und somit Verhärtungen hervorrufen.

Weitere Ursachen können

Bei der Diagnose ist es unerlässlich systemische Erkrankungen der Wirbelsäule auszuschließen um eine erfolgreiche Behandlung abzuleiten. D.h. sind es wirklich "nur" Muskelverhärtungen oder sprechen wir von ernsthaften Schädigungen.

Hierbei soll die Erfassung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) dem Arzt erste Anzeichen liefern. Vor allem die Beschreibung der Situation, die die Symptome ausgelöst hat ist für den behandelnden Arzt hilfreich sich eine erste Meinung zu bilden. Zusätzlich macht es einen Unterschied ob der Schmerz plötzlich entstand oder ob der Patient bereits länger Rückenbeschwerden hat.

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Untersuchende die Beweglichkeit der Wirbelsäule und die damit auftretenden Schmerzen testen. Dazu beugt sich der Patient nach vorne (Flexion) und nach hinten (Extension). Ebenso sind die Beweglichkeit zur Seite und die Drehbarkeit zu überprüfen.

Ebenso tastet der Untersuchende den Rücken nach Muskelverhärtungen ab und testet die Reflexe der Arme und Beine um neurologische Probleme zu auszuschließen. Durch bildgebende Verfahren kann die Untersuchung bei Verdacht auf schwerwiegendere Erkrankungen vervollständigt werden. Anhand dieser ist schnell feststellbar ob eine Nervenkompression aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, Wirbelgleitens oder Knochentumors vorhanden ist.

Ein Sonderfall bei der Diagnose stellt das sogenannte Kaudasyndrom dar. Es wird meist durch die oben genannten Erkrankungen ausgelöst und zählt zu den roten Flaggen. Es muss schnellstmöglich behandelt werden um bleibende Schäden zu vermeiden.

Zusätzlich kann eine Myelografie Aufschluss geben. Sie gleicht einer normalen Röntgenuntersuchung jedoch wird dabei Kontrastmittel gespritzt. Auf den Aufnahmen erscheint das Mittel heller und somit kann eine Unterbrechung oder Verengung der Nerven erkannt werden und macht bei neurologischen Ausfallerscheinungen Sinn.

Die Therapie ist stark abhängig von der Diagnose. Wir möchten hier die möglichen therapeutischen Maßnahmen für den Hauptgrund, Muskelverhärtungen, aufzeigen. Für weiterführende Informationen stehen Dir im Absatz "" genannte Auslöser zur Verfügung. Der multimodale Therapieansatz bringt hier die besten Erfolgsaussichten mit sich.

Eine medikamentöse Behandlung ist für eine schnelle Schmerzlinderung geeignet, vor allem weil sie dem Patienten helfen schnell wieder aktiv zu werden. Hier kommen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), wie oder Diclofenac, zum Einsatz die Schmerzen zu lindern und eine Entzündung zu hemmen.

Eine weitere Möglichkeit der medikamentösen Behandlung stellt die Einnahme von sogenannten Muskelrelaxanzien dar. In beiden Fällen bestehen die Möglichkeiten einer oralen Einnahme oder die direkte Injektion in die betroffenen Stellen. Bei Diclofenac ist das Auftragen des Wirkstoffes mittels Salbe auf die der Einnahme vorzuziehen.

Bewegung ist wichtig, weil dann Muskelverspannungen sich erst wieder richtig lösen. Tagelanges Liegen bewirkt nämlich den genau gegenteiligen Effekt und die Heilungsphase verlängert sich dementsprechend. Rückenschonender Sport wie Schwimmen, Nordic Walking und Langlauf stärken die Muskulatur und helfen ihr sich wieder zu entspannen. Unterstützend dazu sind gezielte Übungen im Rahmen eines Rückentrainings und einer Faszienrollmassage eine geeignete Wahl.

Zudem solltest Du vorerst schweres Heben und Tragen vermeiden damit sich Deine Muskulatur wieder erholen kann. Gleichermaßen ist darauf zu achten schnelle und ruckartige Bewegungen sein zu lassen. Die Muskeln reagieren in einer solchen Überlastungssituation mit Krämpfen und Blockaden.

Massagen und manualtherapeutische (Chirotherapie) Maßnahmen beschleunigen ebenfalls den Heilungsprozess, weil dadurch gezielt Blockaden in der Muskulatur gelöst werden können. Durch Akupunktur und Triggerpunktmassagen können gezielt vorhandene Myogelosen (Muskelverhärtungen) gelöst werden.

Im Allgemeinen gilt es eine Schonhaltung zu vermeiden, da sich so weitere Überlastungen der Muskulatur einstellen und diese wiederum zu Verhärtungen führen.

Alternative Behandlungsmethoden

Alternative Behandlungsmethoden helfen im speziellen muskuläre Probleme bei einem eingeklemmten Nerv in den Griff zu bekommen. Verhärtungen können sich negativ auf den Heilungsprozess auswirken. Bewegung allein hilft schon, dies kann noch unterstützt werden.

Zu empfehlen ist eine Wärmetherapie mit Moorpackungen oder Wärmepflastern. Wärme wirkt ebenfalls durchblutungsfördernd und entspannt die Muskeln. Alternativ ist ein heißes Bad oder eine heiße Dusche hilfreich. Eine weitere schnelle Hilfe sind Kühlpackungen, wie man sie in jedem Supermarkt für Kühltaschen findet. Einfach in ein Küchentuch einrollen und auf die schmerzende Stelle legen.

Eine Akupressurmatte zu verwenden ist heilungsfördernd, sie regt die Durchblutung an und wirkt muskelentkrampfend. Zusätzlich hilft noch progressive Muskelentspannung um das Lösen der Verspannungen zu beschleunigen.

Heilkräuter und Heilpflanzen

Die Naturheilkunde liefert ebenfalls Möglichkeiten durch spezielle Salben und die Einnahme von homöopathischen Kügelchen die Muskulatur und sich geistig zu entspannen. Empfohlen werden an dieser Stelle Arnika und Bryonia.

sind eine wirksame Möglichkeit bei Neuralgien zu behandeln. Ergänzend dazu kann Johanniskrautöl (Mazerat) eingerieben werden, auch dieses löst Verspannungen und wirkt schmerzlindernd.

Schüssler Salze

Schüssler Salze wie das Schüssler Salz Nr. 7 - Magnesium Phosphoricum wirkt schmerzlindernd und entspannend. Es ist darauf zu achten, dass eine Übersäuerung im Körper nicht vorhanden ist, da dies zu einer Demineralisierung der Knochensubstanz führen kann. Um dem entgegen zu wirken sollte zusätzlich das Schüssler Salz Nr. 9 Natrium Phosphoricum eingenommen werden.

Wer während der Einnahme sicher gehen will, dass der im Körper nicht fällt kann dies mittels Urinproben selbst ermitteln. In der Apotheke gibt es dafür Teststreifen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass man den Wert über mehrer Tage zur gleichen Uhrzeit feststellen sollte, da dieser nach Tageszeit und Trinkmenge schwankt.

7. Einem eingeklemmten Nerv vorbeugen

Man kann auch einem eingeklemmten Nerv vorbeugen. Wichtige Faktoren sind die eigene Körperhaltung, Bewegung, Entspannung und die Ernährung.

Körperhaltung

Richtig Sitzen ist schon die halbe Miete, versuche aufrecht zu sitzen und die natürliche Lordose (Wirbelsäulenkrümmung) im unteren Rücken beizubehalten. Dies ist nicht immer ganz leicht, vor allem wenn man beruflich viel Zeit am Schreibtisch verbringt und sich ständig darauf konzentrieren muss.

Lordosenstützen oder Keilkissen bieten den nötigen "Rückhalt" um eine natürliche Sitzhaltung auch dauerhaft beizubehalten. Dies entstresst die Muskulatur und vermeidet eine Überbeanspruchung.

  • Halte die Last so nahe wie möglich am Körper
  • Hebe die Last mit einem geradem Rücken und aus der breitbeinigen Hocke vom Boden
  • Immer den ganzen Körper mit der Last drehen und niemals nur den Oberkörper

Ebenso gehört das richtige Heben von schweren Gegenständen zu einem wichtigen Verhalten um den unteren Rücken zu schonen. Langfristig führt das vor allem bei körperlich anstrengenden Berufen zu einem überbeanspruchten Bandappart und Muskulatur.

Hierbei gelten folgende Grundsätze:

Bewegung und Sport

Allerdings ist auch die beste Haltung über Stunden hinweg nicht ausreichend, ändere gelegentlich die Sitzhaltung, versuche wenn möglich auch im Stehen zu arbeiten und etwas zu gehen. Eine Faustregel (50/25/25) besagt 50% der Zeit sitzen, 25% stehen, 25% gehen.

Um die Muskulatur generell vor einer Überbeanspruchung zu schützen ist Sport sehr wichtig. Er stärkt die Muskeln was dazu führt, dass diese gar nicht erst überbeansprucht werden bzw. es länger dauert. Eine zusätzliche Maßnahme ist die Dehnung der Beckenmuskulatur, denn durch das heutzutage viele Sitzen verkürzt sich diese.

Speziell der verkürzte Hüftbeuger zieht beim Stehen nach vorne und die untere Rückenmuskulatur muss dann dagegen halten und mehr Kraft aufwenden, d. h. der Anspannungsgrad wird erhöht und die Belastung steigt.

Entspannung

Wer einen stressigen Alltag hat und dafür keinen Ausgleich findet belastet seine Muskulatur stärker. Den Stress und Ängste führen zu einer Ausschüttung von Hormonen, die die Muskeln unbewusst anspannen. Dauerhaft führt dies ebenfalls zu einer Überbeanspruchung.

Auch die Ernährung ist ein wichtiger Faktor, vor allem die Versorgung der Muskulatur mit ausreichen Magnesium beugt einer Überstrapazierung vor.

Auch der Kalziumhaushalt spielt eine große Rolle, beide Mineralien müssen in einem gesunden Verhältnis,
(am besten ein Teil Magnesium zu zwei Teile Kalzium), zueinander stehen sonst führt dies zu einer krampfenden Muskulatur.

Magnesium erhält man über Nüsse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Kalzium über Milchprodukte und frisches grünes Gemüse.

Wer Schwierigkeiten hat die benötigten Mineralstoffe über natürlichen Weg zu sich zu nehmen, kann auch auf das Schüssler Salz Nr. 7 bei Magnesiummangel zurückgreifen. Oder man greift zu Nahrungsergänzungsmittel, die ein umfangreicheres Angebot an diversen Mineralstoffen und Vitaminen liefern.

8. Zusammenfassung

Ein eingeklemmter Nerv kann viele Ursachen haben, meist ist es eine verhärtete Muskulatur, die auf einen Nerv drückt und diesen reizt. Das Ergebnis ist ein stechender, brennender Schmerz, der teilweise ausstrahlt. Zusätzlich können neurologische Ausfälle, wie Kribbeln und Taubheitsgefühle, auftreten.

  • Vermeidung von Überlastungen der Muskulatur durch den Einsatz von Lordosenstützen, Keilkissen oder bei der Arbeit
  • Kräftigung und Dehnung der Muskulatur durch Bewegung, Sport und Rückenübungen
  • Entspannung - Vermeidung eines dauerhaften Anspannungsgrades der Muskulatur
  • Ernährung - Aufnahme von ausreichend Magnesium und Kalzium evtl. durch Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln

In selteneren Fällen liegen Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall, Wirbelgleiten oder ein Knochentumor vor. Als erfolgversprechend hat sich der multimodale Therapieansatz herauskristallisiert. Folgende Behandlungen können bei einem eingeklemmten Nerv eingesetzt werden:

Vorbeugende Maßnahmen:

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein eingeklemmter Nerv in den meisten Fällen eine vorübergehende Sache ist und innerhalb von wenigen Wochen eine Schmerzfreiheit eintritt. Für diejenigen unter euch, die schon mal betroffen waren ist zu empfehlen vorbeugend etwas dagegen zu tun um nicht nochmal in eine solche Situation zu geraten.


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