Die Olivenbaumprodukte fanden besonders über die Byzantiner Eingang
in die türkische Küche. Hier ein Baum an der türkischen Ägäisküste in
der Nähe von Burhaniye.
Heute stelle ich anhand einer Leseprobe einmal dar, welchen Einflüssen die türkischen Küchen bei der Völkerwanderung der Turkvölker von Zentralasien nach Anatolien ausgesetzt waren. Aus all diesen Einflüssen, inklusive der vorgefundenen Küchen Anatoliens, schufen dann spätere Reiche, besonders das Osmanische Reich, eine Synthese, dabei auch viel Neues, sowie Verfeinerungen bestehender Gerichte. Besonders in der osmanischen Palastküche des Topkapı Sarayı war das Beste gerade gut genug. Die besten Köche, die besten Spezialisten, die besten Zutaten aus der ganzen Welt. Bis zu 1000 Köche produzierten dabei bis zu 6000 Gerichte - täglich! Sogar Eis wurde wurde mühsam über hunderte Kilometer vom Uludağ, dem antiken bithynischen Olymp bei Bursa, nach Istanbul für erlesene Speisen transportiert.
Einen Einblick gibt eine Aufstellung der eingekauften Speisen:
Aus der Zeit Mehmets II. (reg. 1451-1481) existieren Verzeichnisse des großherrlichen Palastes, aus denen der Bedarf an Lebensmitteln hervorgeht: So ließ der Küchenmeister im Topkapi im 8. Monat des Jahres 878 (i.J. 1473) folgende Lebensmittel kaufen: 3600 kg Honig, 544 Hühner, 28 Maß Reis, 61 Gänse, 24 kg Safran, 116 Muscheln, 87 Krabben, 400 Fische, 56 g Moschus, 12,8 kg Paprikapulver, 14 kg Olivenöl, 104 kg rumänisches Salz, 17 kg Stärkemehl, 616 Stücke Schafskopf- und Klauen, 180 Mägen und 649 Eier. Die Palastküchen ersonnen raffinierte Rezepte. Luxuriöse Gerichte waren mit Pfeffer, rotem Paprika, Zimt, Nelken, Safran, Anis, Kreuzkümmel, Sesam, Pfefferminze oder Rosenwasser gewürzt.Aus: Türkenbeute Ausstellung
Dabei muss angemerkt werden, dass zu der Zeit Sultans Mehmet II. der Topkapı-Palast erst gerade gebaut wurde, er später noch stark umgebaut und erweitert wurde, und auch die Anzahl der Bewohner zunahm, und damit auch die Liste der benötigten Nahrungsmittel später erheblich größer wurde. Siehe weiter unten die Zahlen für spätere Jahrhunderte.
Goldstein, Joyce [Mitarb.], Johnson, Peter [Mitarb.], Ehrhardt, Cornell [Übers.]: Rund um das Mittelmeer. Eine kulinarische Reise; mit 235 Originalrezepten aus Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten, Israel, Libanon, Syrien, Türkei, Griechenland, Zypern, Italien, Spanien, Korsika und der Provence. München Christian Verlag 1995. S. 149:
Gegen Mitte des elften Jahrhunderts stieß eine Armee bis zur anatolischen Mittelmeerküste vor und nahm die Stadt Antalya im Namen ihres Herrschers Süleyman des Seldschuken ein. Die Eroberung von Antalya, heute für blühende Orangenhaine und als Zentrum der aufstrebenden türkischen Touristikindustrie bekannt, wird üblicherweise nicht zu den Wendepunkten in der türkischen Geschichte gezählt und hat sicherlich nicht den gleichen Stellenwert wie die Schlacht von Mantzikert im Jahr 1071, die das Schicksal der byzantinischen Herrschaft in weiten Teilen Anatoliens besiegelte, oder die Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453, die den Aufstieg der Osmanen als Machthaber konsolidierte. Die Erwähnung dieses Ereignisses mag jedoch daran erinnern, daß die Türken seit mehr als neun Jahrhunderten ein Mittelmeervolk sind und seither maßgeblich das Geschick der Region sowohl in kultureller wie auch in militärischer und politischer Hinsicht mitbestimmt haben.
Diese herausragende Stellung der Türken schlug sich auch in der Kochkunst nieder; als letzte der großen kulinarischen Traditionen, die sich am Mittelmeer herausbildeten, zählt die türkische Küche gleichzeitig auch zu den gehaltvollsten und einflußreichsten. Die Türken sollten noch weiter nach Westen vordringen - um genau zu sein, bis vor die Tore Wiens. Ihren Vorstoß zur Mittelmeerküste kann man aber dennoch als den Höhepunkt einer Völkerwanderung betrachten, die an der chinesischen Grenze in der Weite Zentralasiens begonnen hatte. Und auch dieser Umstand hat sich in der Kochkunst niedergeschlagen, denn es gibt Elemente in der türkischen Küche, die sich an den verschiedensten Stationen dieser langen Reise durch Asien entwickelt haben oder übernommen wurden.
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