einfach organisiert leben #3

Im zweiten Teil der Serie einfach organisiert leben habe ich über die Motivation für die Veränderung gesprochen und den Leidensdruck als eine ganz starke Motivation zur Veränderung entlarvt.

Heute möchte ich eine einfache Struktur zeigen, wie ein verändertes Verhalten systematisch zu einer neuen Gewohnheit werden kann.

Mein Beitrag ist heute außergewöhnlich lange geworden. Ich habe darüber nachgedacht noch einmal eine Fortsetzung zu machen, mich aber bewusst dagegen entschieden, weil ich keine sinnvolle Trennung der Inhalte erkennen konnte. Wenn es Dir zu viel auf einmal ist, dann zerlege ihn selbst in 2 Teile und lies einfach am nächsten Tag weiter.

Veränderung von Gewohnheiten – ein Stufenplan

1. Analyse – wo will ich hin, was will ich erreichen, was sind meine Ziele?

2. Prioritäten setzen – wenn ich zu viel auf einmal verändere bringe ich das gesamte System aus dem Gleichgewicht und ein Scheitern ist vorprogrammiert

3. Recherche, Planung – was hilft mir, mein Ziel zu erreichen?

4. Umsetzung – das neue Verhalten wird geübt, der Fokus bleibt darauf gerichtet

5. Integration in den Alltag – Ziel ist es, das neue Verhalten in den Alltag zu integrieren und dadurch zu einer Gewohnheit werden zu lassen

6. Prüfung – laufende Überprüfung, ob das veränderte Verhalten tatsächlich das gewünschte Ergebnis bringt sowie Prüfung der Alltagstauglichkeit auch bei Stress

7. Analyse von allfälligen Umsetzungsproblemen – funktioniert es gut – prima! Funktioniert es nicht – Analyse, woran es scheitert

8. Anpassung je nach Ergebnis der Analyse

9. Bei Scheitern zurück zum Anfang – stimmt die Zielrichtung noch? Was will ich wirklich erreichen?

einfach organisiert leben

Ach Du meine Güte ist das jetzt theoretisch und trocken geworden und wahrscheinlich so abstrakt, dass keiner etwas damit anfangen kann.

Und doch ist es meiner Meinung nach das Wichtigste überhaupt, wenn ich eine Gewohnheit wirklich nachhaltig verändern will. Deshalb werde ich jetzt auf die einzelnen Punkt genauer eingehen und anhand eines Beispiels verdeutlichen.

Ich verlege ständig meinen Schlüssel

1. Analyse – wo will ich hin, was will ich erreichen, was sind meine Ziele?

Ich will wissen wo mein Schlüssel ist. Mein Ziel ist, nicht mehr nach dem Schlüssel suchen zu müssen.

Der Leidensdruck, das Schlüsselproblem zu lösen, ist sehr groß. Meine kostbare Zeit soll nicht ständig mit dem Suchen vergeudet werden, ich will ruhig und pünktlich das Haus verlassen statt aufgelöst und abgehetzt zu sein, weil ich wieder mal jede Ecke absuchen musste.

2. Prioritäten setzen – wenn ich zu viel auf einmal verändere bringe ich das gesamte System aus dem Gleichgewicht und ein Scheitern ist vorprogrammiert

Das bedeutet in dem Fall, dass mein Ziel nicht ist, ein ordentlicherer Mensch zu werden und alle Bereiche in meinem Leben in Ordnung zu halten sondern wirklich nur an der Sache mit dem Schlüssel zu arbeiten, den Fokus ganz konkret darauf zu legen, dass ich mein Schlüsselproblem löse.

3. Recherche, Planung – was hilft mir, mein Ziel zu erreichen?

Dieser Punkt ist besonders wichtig und nimmt daher besonders viel Raum ein.

Als erstes analysiere ich mein bisheriges Verhalten. Was sind die von mir bevorzugten Orte, wo ich meinen Schlüssel immer wieder einmal gerne liegen lasseß Gleichzeitig hinterfrage ich, warum der Schlüssel an dem besagten Ort landet. Ein schriftliches Protokoll kann hier helfen.

In meinem Fall ist es so, dass der Schlüssel manchmal in der Jackentasche ist, manchmal in der Hosentasche oder in der Türe steckt. Manchmal finde ich ihn jedoch auch in der Handtasche oder er liegt neben der Einkaufstasche in der Küche. Auch neben dem Telefon habe ich ihn schon gefunden. Wenn er in der Hosentasche bleibt und ich die Hose wechsle habe ich am nächsten Tag kaum noch eine Chance ihn so bald wieder zu finden.

Als nächstes habe ich versucht herauszufinden, warum er da oder dort ist und ob es noch weitere Zusammenhänge gibt.

Soviel kann ich verraten, ja gab es. Im Sommer war er öfters in der Hosentasche weil ich keine Jacken trage. Im Winter ist er ganz oft in der Jackentasche.

Wenn keiner zu Hause ist und ich deshalb aufsperren muss, befindet sich der Schlüssel eigentlich immer innen an der Türe.

Wenn man es genau nimmt habe ich keinen fixen Platz um den Schlüssel aufzubewahren. Um den Schlüssel so einfach wie möglich zu finden muss ich daher einen Ort festlegen, wo ich ihn finden möchte.

Also habe ich neben der Eingangstüre ein Schlüsselboard angebracht.

4. Umsetzung – das neue Verhalten wird geübt, der Fokus bleibt darauf gerichtet

Die ersten Tage klappt es wunderbar, der Schlüssel hängt immer am Schlüsselboard und ich bin glücklich. Die bisher bestehende Situation wurde also von Anfang an spürbar verbessert.

5. Integration in den Alltag – Ziel ist es, das neue Verhalten in den Alltag zu integrieren und dadurch zu einer Gewohnheit werden zu lassen.

Mit der Zeit merke ich jedoch, dass die Sache wieder aus dem Ruder gerät. Immer wieder verlege ich den Schlüssel, muss wieder öfters suchen und finde ihn meist in der Küche oder neben meiner Tasche.

Das neue Verhalten ließ sich also nicht in den Alltag integrieren. Manchmal klappt es, aber es gibt immer wieder Situationen, in denen ich scheitere und der Schlüssel wo anders landet.

6. Prüfung – laufende Überprüfung, ob das veränderte Verhalten tatsächlich das gewünschte Ergebnis bringt sowie Prüfung der Alltagstauglichkeit auch bei Stress

Und hier finde ich auch den Fehler im System. Wenn ich die Hände voll habe, weil ich meine Einkäufe nach Hause trage oder beim Heimkommen die Post aus dem Postkasten hole, dann landet der Schlüssel irgendwo.

Das Schlüsselboard war eine gute Idee, aber es funktioniert für mich nicht, da ich das erwünschte Verhalten nicht in den Alltag integrieren konnte.

7. Analyse von allfälligen Umsetzungsproblemen – funktioniert es gut – prima! Funktioniert es nicht – Analyse, woran es scheitert.

Woran scheitert die Sache mit dem Schlüsselboard?

Das könnte der Ort sein, wo es angebracht ist aber in meinem Fall war es einfach die Sache an sich. Wenn ich die Hände voll habe, dann mag ich den Schlüssel einfach nicht auf einen Haken hängen, dann will ich ihn einfach nur fallen lassen. Manchmal sind es wirklich Kleinigkeiten, die zum Scheitern führen, manchmal ist das nicht einmal wirklich mit Logik erklärbar.

8. Anpassung je nach Ergebnis der Analyse

Und damit haben wir auch die Lösung des Problems. Seitdem steht ein Körbchen neben dem Eingang und wunderbarerweise landet der Schlüssel seitdem wirklich wo er soll, weil ich ihn einfach reinwerfen bzw. fallen lassen kann.

9. Bei Scheitern zurück zum Anfang – stimmt die Zielrichtung noch? Was will ich wirklich erreichen?

Irgendwann hat die Sache mit dem Schlüssel wieder angefangen. Plötzlich habe ich wieder zu suchen begonnen und konnte es mir gar nicht erklären. Hat es doch mehrere Jahre wunderbar geklappt!

Der Unterschied war bald gefunden. Wenn ich als erste nach Hause komme, dann sperre ich auf, halte den Schlüssel in der Hand und werfe ihn anschließend ins Körbchen.

Ist aber schon jemand zu Hause, dann brauche ich nicht aufsperren und der Schlüssel bleibt wo er gerade ist.

Mein großes Ziel ist es noch immer, ruhig, gelassen und pünktlich das Haus zu verlassen und meine Zeit nicht mit dem Suchen nach verlegten Dingen zu verschwenden.

An meinem Ziel hat sich also nichts verändert und daher ist es nötig, mein Verhalten an die veränderten Umstände anzupassen. (Daran arbeite ich noch)

Gewohnheiten sind nicht starr

Jede Veränderung der Lebensumstände zieht automatisch eine Anpassung und Veränderung der Gewohnheiten nach sich.

Wir müssen uns also bewusst sein, dass ein gutes Leben kein Zustand ist, den es zu erreichen gilt, sondern ein beständiger Weg. Laufende Anpassungen aufgrund von Veränderungen der Lebensumstände sind nötig und sogar unumgänglich.

Wiederholung vom zweiten Teil:

Es braucht mehr als ausreichende Motivation

Meiner Meinung nach braucht es mehr als ausreichende Motivation um die Veränderung zur Gewohnheit werden zu lassen.

* die bisher bestehende Situation muss spürbar verbessert werden und das von Anfang an
* die Veränderung muss in das eigene Lebenssystem ausreichend integriert werden
* die angestrebte Verbesserung im Leben muss uns unserem großen Lebensziel näher bringen

Alle Punkte müssen erfüllt sein, wenn eine Veränderung nachhaltig sein soll.

Das ist ganz wichtig zu erkennen. Es nur zu wollen ist nicht ausreichend genug. Meiner Erfahrung nach ist neben einer ausreichenden Motivation der wichtigste Punkt die Integration in den Alltag auch unter Druck. Wenn das – warum auch immer – nicht möglich ist, scheitert jeder Veränderungswunsch.

Warum ist mir das mit dem Stufenplan so wichtig?

Immer wieder einmal habe ich versucht, schlechte oder lästige Gewohnheiten abzulegen. Manchmal hat es gut geklappt, aber ganz oft bin ich nach mehr oder weniger kurzer oder längerer Zeit gescheitert.

Mit der Zeit habe ich mich wie ein Versager gefühlt, weil ich die Dinge einfach nicht auf die Reihe bekommen habe.

Ich habe mich in Verhaltensmustern regelrecht gefangen gefühlt, fast ohnmächtig, weil ich dieses oder jenes nicht dauerhaft verändern konnte.

Erst die Erkenntnis, dass die Veränderung eines bestehenden Systems eine sehr sensible Sache ist und dass es an Kleinigkeiten scheitern kann, hat mir geholfen, mein Leben in die Richtung zu verändern, wie ich es wirklich haben will.

Plötzlich war es mir möglich zu erkennen, dass nicht ICH schwach war, sondern dass ich einfach die Sache noch einmal analysieren muss um den Fehler zu erkennen, der die erfolgreiche Umsetzung verhindert.

Neue Verhaltensweisen als Gewohnheiten ins Leben zu integrieren passiert auch nicht einfach nebenbei, das ist Arbeit. Es braucht Recherche und Analyse und Hinterfragen und noch einmal recherchieren und neue Analysen bis es endlich klappt.

Die Voraussetzung ist natürlich, es wirklich zu wollen.

Ausblick

Das Kapitel “Veränderungen” möchte ich damit abschließen. Es war mir jedoch wichtig, das Thema allen anderen Beiträgen voranzustellen. Wenn Du bei der Umsetzung meiner Tipps Probleme hast, liegt es wahrscheinlich daran, dass diese Tipps auf mein Leben maßgeschneidert sind und sich nicht 1:1 auf Dein Leben übertragen lassen. Wir haben ja auch grundsätzlich andere Lebensumstände!

Alles, was ich künftig schreibe, ist also lediglich als Anregung zu verstehen und bedarf wahrscheinlich einiger Anpassungen an Dein eigenes Leben. Manche Ideen werden sich für Dich einfach umsetzen lassen, andere werden für Dich auf den ersten Blick unbrauchbar sein.

Ich möchte Dich jedoch bitten offen zu sein und alles wirklich nur als Anregung zu verstehen, vielleicht ergibt sich mit einigen Anpassungen an Dein Leben doch eine brauchbare Möglichkeit für Dich.

Das könnte Dich auch interessieren:

einfach organisiert leben #1 – Einführung und Begriffsdefinition
einfach organisiert leben #2 – der Wunsch nach Veränderung

Im Gesamtindex “Beiträge” findest Du eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Beiträge.


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