„Seemannstocher“ Jule Böttcher gastierte mit ihrer autobiographischen Konzertshow am 08.05.2018 im „Hotel Palacio Sant Salvador“ in Artà. Zum Auftakt ihrer geplanten Konzertreihe auf Mallorca gab sie ein sehr intimes und persönliches „Cafékonzert“ vor etwa 30 Gästen.
Ich treffe Jule Böttcher vor dem Konzert zu einem kurzen Gespräch, sie ist direkt präsent, das liegt nicht nur daran dass sie gross gewachsen ist und einige Tattoos hat, „eine richtige Piratenbraut“ denke ich mir im ersten Moment, aber sie sagt direkt „Hallo, ich bin die Seemannstochter“. Der Funke ist direkt übergesprungen, ihre offene und sympathische Art ist unausweichlich erkennbar, ihre Augen und ihr Gesicht strahlen und begeistern auf Anhieb.
Sie erzählt ein wenig zu ihren Plänen hier auf Mallorca gerne bei einigen Konzerten die Menschen mit ihren, teilweise eigenen, Liedern zu begeistern und auch einiges von ihrer „auf den Meeren und Ozeanen der Welt“ erfahrenen Lebenseinstellung und Philosophie näher zu bringen. Dabei sind es nicht unbedingt dem Klischee „Seemannslieder“ entsprechende Aussagen, vielmehr spiegeln diese ihre generelle, lebensbejahende Sichtweise wider.
Das ist schnell ansteckend, man muss natürlich auch für solche Impulse offen sein und auch selbst eine gewisse „Grundeinstellung“ haben, aber sonst wird das ja sowieso nichts im Leben.
Von ihrem Mittelpunkt hier auf Mallorca aus – sie lebt mit Ihrem Ehemann und Steuermann Ole Andresen aktuell in der Nähe von Artà und schippert auch immer wieder zu Auftritten nach Deutschland – möchte sie zukünftig verstärkt Shows auf Mallorca bieten, insbesondere mit ihrem eigenen Konzept „Seemannstochter“. „Natürlich“, so sagt sie, „kann man mich auch für andere Arten musikalischer Darbietungen buchen, umfasst mein Repertoire viele Stilrichtungen. Ich bin da sehr flexibel, aber natürlich möchte ich am Liebsten meine eigenen Lieder darbieten“. Das haben bereits einige, auch grössere Veranstaltungen auf z.B. Kreuzfahrtschiffen erfolgreich zeigen können.
In ihrer gut 2-stündigen Performance – eine gelungene Mischung aus Liedern, Erzählungen, Diashow – lässt sie das Publikum an ihrem Leben teilhaben, erzählt insbesondere von ihrem Vater, den sie „den Kapitän“ nennt. Und schnell wird erkennbar dass sie etwas, sogar etwas mehr, zu erzählen hat. Von Sehnsucht, Zielen, Zusammenhalt, Liebe und Vertrauen genau so wie von Loslassen und Entdecken. Und das nicht nur in ihren Liedern, sondern vor allem den Erzählungen aus ihrem Leben „an Bord“.
Zum Konzertabend selbst – die Atmosphäre ist schon fast privat, was natürlich auch an der gewählten Location liegt. Sie ist quasi „zum Greifen nah“, zwischen „Bühne und Zuschauer“ gibt ein keine Distanz, auch keine räumliche, ist sie doch nur 1 Meter von der ersten Sitzreihe entfernt. In einer Projektion werden Bilder ihrer Lebensstationen zu den Songs und Erzählungen eingespielt, aber auch geschickt durch die eingeblendeten Texte das Publikum zum „mitsingen“ animiert. Und das klappt ganz hervorragend, sehr schnell hat sie es geschafft die Zuhörer mit einzubeziehen, zu ihrem „Shanty-Chor“ zu machen.
Ein überaus gelungener Abend mit einer überaus präsenten, authentischen Künstlerin, die es versteht einen für einige Stündchen zu entführen. Nicht nur in die Welt der Seefahrt, sondern auch mit ihren Songtexten. Positiv denken, zusammen und gemeinsam die Widrigkeiten des Lebens „umschiffen“, in eine liebens- und lebenswerte Welt zu „segeln“. Mich jedenfalls hat sie gekonnt „mit ins Boot geholt“.
Seemannstocher – Jule Böttcher (Gesang), Michael Hintz (Piano)
Julia Böttcher, Tochter eines Flensburger Kapitäns, geht mit ihrer autobiographischen Gesangsshow auf Kreuzfahrt
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