Net no.10 (2012) via
Heute haben wir die längste Nacht des Jahres vor uns. Wer ob dieser Aussichten geneigt ist, in eine düstere Stimmung zu verfallen, dem sei die eindrucksvolle Serie Net von Daniel Gonzalez Coves als visuelle Entsprechung empfohlen. Sie zeigt vereinzelte Charaktere im Profil oder in Rückenansicht vor kargen Wänden sitzend. Die Beleuchtung: hart und diffus. Die Atmosphäre: melancholisch. Die Situation: mehr als rätselhaft. Was tun diese jungen Menschen dort bloß so einsam und verlassen? Träumen? Nachdenken? Warten? Der Schrecken dieser Gemälde liegt in ihrem schonungslosen Realismus. Alles ist ganz streng und formal gehalten, als wäre jede subjektive Emotion aus diesen kühlen Bildräumen verband und mit ihr schleichen sich Resignation und Perspektivlosigkeit ein. Der 1985 in Spanien geborene Künstler lebt heute in Berlin und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass er mit diesen Arbeiten einen ungeschönten Blick auf seine Generation wirft, die zwischen Hipstertrend, Networking, Individualisierungsdruck und den endlosen Möglichkeiten des World Wide Web so hin- und hergerissen ist, dass sie bewegungsunfähig wird. Auf eine simple Nummer reduziert, sitzen seine Protagonisten dort, in sich gekehrt und in kontemplativer Haltung. Ob sie aus ihrem Innehalten neue Kraft schöpfen oder ob ihre Blicke bis in alle Ewigkeit passiv auf eine leere Wand gerichtet bleiben, das dürft ihr entscheiden. Ich wünsche gute Nacht!
Net no.5 (2012)
Net no.4 (2012) via
Net no.6 (2012)