EINFACH MAL ABSCHALTEN

Von Patricia Speith

Manchmal wird mir einfach alles zuviel. Manchmal bekomme ich keine Ordnung ins Chaos. Manchmal wirbeln die Gedanken wild im Kopf umher und ich finde keinen Anfang und kein Ende. Dann wird es Zeit einfach mal abzuschalten. Weg aus der gewohnten Umgebung. Weg von Stress, Hektik und dem Berg an Arbeit. Weg von Menschen, störenden Alltagsgeräuschen und den Dingen, die einem täglich vor Augen sind. 

Ich möchte Stille genießen, den Wind im Gesicht spüren, mich selbst fühlen und nicht darauf achten wer mich gerade beobachten könnte - einfach ganz ich selbst sein.

Keine Grübeleien was ich anziehen soll, ob ich mich schminken soll, wie meine Haare aussehen und so weiter. Nur ich, mein Rucksack mit Proviant, meine Kamera und die Natur. Ich bahne mir einen Weg durch dichtes Farngewächs, drehe mich im Kreis, lege den Kopf in den Nacken und beobachte das Zwinkern der Sonne durch das Blätterdach. 

Auf einem umgestürzten Baumstamm lege ich eine kurze Pause ein bevor es mich noch weiter in die Wildnis zieht. Ich entdecke einen Waldboden, überwuchert mit Efeu, eine Senke wo vor vielen Jahren einmal ein Bach munter geplätschert hat und sehe, wie sich die Bäume vor mir langsam lichten. Ich blicke auf ein Tal, sonnendurchflutet. Die Hitze steht in der Luft. Es sind über 30 Grad, ich kann kaum atmen. Mich zieht es zurück in den Wald. Es raschelt und ich zücke vorfreudig meine Kamera. Doch das Reh ist zu weit weg. Ein Hase läuft mir ein paar Minuten später über den Weg. 

Nach ein paar Stunden habe ich Unmengen an Fotos geschossen. Ich erreiche mein kurz vor dem Wald abgestelltes Fahrrad und radel wieder frischen Mutes nach Hause. Meine Beine sind übersät mit Kratzern. Ich bin überrascht. Habe ich doch kaum etwas gespürt als ich mir meinen Weg über Moss, winzigen Tannenbäumen und getrockneten Blättern gebahnt habe. Die Natur hat mich abgelenkt. Denn sie ist das Schönste, was es auf der Welt gibt.