Liars „WIXIW“ (Mute)
Am Ende ein hoher Ton, der sich schnell im Nichts verliert – vorbei. Fade out für eine Platte, die ob ihrer Konsequenz staunen läßt, kurz nur zwar, aber die Frage bleibt: Wo ist er hin, der Krach? Das knochenschüttelnde, ungestüme, verzerrte, ohrenbetäubende Getöse, mit dem sie seit Jahren ihre Fans verzückten und alle, die nicht dazugehörten, gnadenlos verprellten?
Die Liars, mithin noch immer die unorthodoxeste Kreativkombo, die das Label Mute zu bieten hat, haben die Waffen getauscht, der Krawall ist der wohl dosierten Schönheit, das Geböller dem Beat gewichen und trotzdem, trotzdem ist das keine so große Überraschung. Zu irritieren wußten sie schon immer, als sie auf ihrem Erstling „They Threw Us All...“ neben allerlei Kurzware einen Dreißigminutenmarathon unterbrachten, als sie einem Instrument ein komplettes Album widmeten („Drums Not Dead“), ganz zu schweigen von den Lärmorgien, die man auch auf den späteren Werken zu hören bekam.
Irritation heißt also nun: Eingängigkeit. Heißt Melodie, ja sogar Anmut. Die Mehrzahl der Stücke auf „WIXIW“ ähnelt auf angenehme Weise den Soloversuchen von Thom Yorke, auch Angus Andrews Organ taugt manches Mal zu diesem Vergleich. Düstere Beats, der Gesang an anderer Stelle nur ein rezitatives Stimmengewirr, schwere, kunstvoll verschlaufte Sythievariationen – ob „Octagon“ oder das provozierend harmonische „No. 1 Against The Rush“, ob die klackernden Schläge von „A Ring On Every Finger“ und, noch schöner, bei „Flood To Flood“, hier ist kein Bit falsch gesetzt. Der Titeltrack (sprich: Wish You) als experimentelle, auch atonale Fuge, die nach einem Drittel in ein Trommelsperrfeuer mündet, der Tranceteppich von „Who Is The Hunter“ und das bratzige, tja „Brats“ – kein Schwachpunkt auszumachen.
Das sechste Album also und der kräftigste Schnitt – viele andere Bands wären für ihren Mut gelobt worden. Kategorisierungen haben sich die Liars gleichwohl schon immer verweigert, „Mut“ braucht es hier so wenig wie putzige „Like-Its“, denn sie haben diese Veränderung gewollt und also einfach gemacht, ob es wem gefällt, ist ihnen vermutlich nicht ganz so wichtig. Dass es, subjektiv betrachtet, dann doch eines der spannendsten Alben des laufenden Jahres geworden ist, darf man dann aber trotzdem erwähnen. http://liarsliarsliars.com/
Album im Komplettstream bei pitchfork.com
Am Ende ein hoher Ton, der sich schnell im Nichts verliert – vorbei. Fade out für eine Platte, die ob ihrer Konsequenz staunen läßt, kurz nur zwar, aber die Frage bleibt: Wo ist er hin, der Krach? Das knochenschüttelnde, ungestüme, verzerrte, ohrenbetäubende Getöse, mit dem sie seit Jahren ihre Fans verzückten und alle, die nicht dazugehörten, gnadenlos verprellten?
Die Liars, mithin noch immer die unorthodoxeste Kreativkombo, die das Label Mute zu bieten hat, haben die Waffen getauscht, der Krawall ist der wohl dosierten Schönheit, das Geböller dem Beat gewichen und trotzdem, trotzdem ist das keine so große Überraschung. Zu irritieren wußten sie schon immer, als sie auf ihrem Erstling „They Threw Us All...“ neben allerlei Kurzware einen Dreißigminutenmarathon unterbrachten, als sie einem Instrument ein komplettes Album widmeten („Drums Not Dead“), ganz zu schweigen von den Lärmorgien, die man auch auf den späteren Werken zu hören bekam.
Irritation heißt also nun: Eingängigkeit. Heißt Melodie, ja sogar Anmut. Die Mehrzahl der Stücke auf „WIXIW“ ähnelt auf angenehme Weise den Soloversuchen von Thom Yorke, auch Angus Andrews Organ taugt manches Mal zu diesem Vergleich. Düstere Beats, der Gesang an anderer Stelle nur ein rezitatives Stimmengewirr, schwere, kunstvoll verschlaufte Sythievariationen – ob „Octagon“ oder das provozierend harmonische „No. 1 Against The Rush“, ob die klackernden Schläge von „A Ring On Every Finger“ und, noch schöner, bei „Flood To Flood“, hier ist kein Bit falsch gesetzt. Der Titeltrack (sprich: Wish You) als experimentelle, auch atonale Fuge, die nach einem Drittel in ein Trommelsperrfeuer mündet, der Tranceteppich von „Who Is The Hunter“ und das bratzige, tja „Brats“ – kein Schwachpunkt auszumachen.
Das sechste Album also und der kräftigste Schnitt – viele andere Bands wären für ihren Mut gelobt worden. Kategorisierungen haben sich die Liars gleichwohl schon immer verweigert, „Mut“ braucht es hier so wenig wie putzige „Like-Its“, denn sie haben diese Veränderung gewollt und also einfach gemacht, ob es wem gefällt, ist ihnen vermutlich nicht ganz so wichtig. Dass es, subjektiv betrachtet, dann doch eines der spannendsten Alben des laufenden Jahres geworden ist, darf man dann aber trotzdem erwähnen. http://liarsliarsliars.com/
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