Vorigen Sonntag nahmen wir gelassen zur Kenntnis, dass die Politessen in der Potsdamer Innenstadt unterwegs sind. Klar dachten wir, die treiben wieder Parkknöllchen ein. Scheint ja auch die einzig wirklich stabile Einnahmequelle der Stadt Potsdam zu sein. Zu einfach immer mehr Flächen der sogenannten Parkraumbewirtschaftung zuzuordnen und so Einwohner und Touristen abzukassieren.
Aber nein, anscheinend lagen wir diesmal falsch, wie das Video von Potsdam TV zeigt. Die Stadt Potsdam verlangt von den Ladenbesitzern des Holländer Viertels, dass diese zukünftig am Wochenende ihre Läden schließen. Damit verliert die Stadt Potsdam einen wesentlichen Anziehungspunkt. Regelrecht makaber mutet da an, dass erst jüngst in der Weihnachtszeit selbst das der rot roten Koalition mehr als nahe stehende Staatsfernsehen RBB zugeben musste, dass die Händler im Holländerviertel um ihr Überleben kämpfen, da u. a. auch Eigentümer die Ladenmieten in das unermeßliche treiben.
Potsdam ist nun einmal eine Touristenstadt. Wenn es nicht die Schloßanlagen gäbe, dann hätte Potsdam vermutlich den Charme einer im Ruhrgebiet liegenden Stadt der ausgehenden 1970er Jahre.
In jeder anderen Touristenhochburg dieser Welt gehört es einfach zum guten Ton, dass Touristen Gelegenheit haben, vor Ort auch am Wochenende einkaufen zu gehen und vor allem das eine oder andere regionale Produkt erwerben zu können.
Und vielleicht liegt hier aber der berühmte Hase in seinem Pfeffer? Wenn man per order de mufti festlegt, dass Geschäfte in der Bummelmeile am Wochenende zu bleiben, dann bekommt der Tourist gar nicht mit, dass es gar keine regionalen Produkte gibt. In besagter Fernsehsendung des RBB vor Jahresfrist beklagte eine bekannte Potsdamer Persönlichkeit dies zurecht. Sie zog den Vergleich zum Müncher Viktualienmarkt. Dieser hat zwar auch am Wochenende geschlossen ist aber bekanntermassen Welt berühmt.
Aber in Potsdam hat man eben leider keine regionalen Produkte mehr vorzuweisen, die man den Bürgern anbieten könnte. Über 20 Jahre durchgehende SPD Regentschaft haben u. a. dafür gesorgt, dass der ehemals intakte Obst- und Gemüsebau in Potsdams Umgebung nahezu zum Erliegen kam. Es ist doch bspw. ein mehr als offenes Geheimnis, dass ein bekannter Sanddorn verarbeitender Betrieb nahe Potsdams schon lange nicht mehr seinen Sanddorn aus dem Havelland sondern von sonstwoher bezieht.
Und so ist es auch Sicht der Potsdamer Stadtoberen nur allzu nachvollziehbar, dass sie den von ihnen mit zu verantwortenden Kahlschlag mittels Zwangs zur Ladenschließung kaschieren und vertuschen. Denn gerade darin ist ja die Brandenburger SPD und mittlerweile wohl auch die Brandenburger Linke wenn man aktuelle Eskapaden des Brandenburger Finanzministers Herrn Helmuth Markov (Die Linke) betrachtet leider sehr gut.
Aber den Bürgern und Händlern der Stadt Potsdam tut die Potsdamer Stadtverwaltung damit überhaupt keinen Gefallen. Setzt die Stadt den Ladenschluss im Holländer Viertel durch, dann wird das Holländerviertel am Wochenende genauso tot wie die Brandenburger Straße. Das wird zwangsläufig dazu führen, dass Läden und Gaststätten schließen da Touristen ausbleiben. Und irgendwann wird das mit viel Steuermitteln wieder aufgebaute Holländer Viertel dann vielleicht dem Verfall anheim fallen und das Aussehen der späten 1980er Jahre wieder annehmen.
Denn für einen Tourismusunternehmer ist es nur allzu leicht, seine Busse nur noch bis Sans Souci fahren zu lassen und nach dem Besuch des Parkes Sans Souci wieder von dannen zu ziehen.