Einen Tag im Kopf der Rabenmutti-#eTimK

Von Dani W.

Einen Tag in meinem Kopf- so heisst meine monatliche Kolumne, die nicht den Tag beschreibt, wie es bei #wmdedgT, # 12v12 oder dem Wochenende in Bildern passiert. Sondern man beschreibt zusätzlich noch seine Gedanken.

Ich möchte einfach, dass der Alltag etwas ehrlicher dargestellt wird und man auch mal seine wahren Gedanken einfach rauslassen kann. Die sind nicht immer heititei und Friede Freude Eierkuchen. Nein manchmal sind Sie auch unüberlegt, böse, traurig, wütend, aggressiv, unorthodox vielleicht sogar beschämend. Dennoch sind Sie zulässig, denn die Gedanken gehören ja uns.

Bevor am 03.03.16 die Kolumne offiziell online geht, habe ich einige meiner Kolleginnen gebeten vorab mitzumachen um zu zeigen, was ich eigentlich damit meine. Den Anfang hat meine liebe Andalusienmutti gemacht und heute ist die mir sehr ans Herz gewachsene Yasmin alias Rabenmutti dran.

Yasmin ist bekannt für ihr loses Mundwerk und ihre direkte Art. Genau das mag ich sehr an ihr. Zudem ist sie so butterweich wie schmelzende Schokolade. Sie hat eben wie wir alle mehrere Gesichter und eben auch mal bösere Gedanken.

Karneval stand die Woche auf dem Programm und Yasmin hat mir ihrer Tochter einen Horrorumzug hinter sich und nutzte das, um ihre Gedanken mal raus zu lassen.

Einen Tag im Kopf der Rabenmutti:

Gedankenspiele im Karnevalsrausch

Wir waren am Wochenende auf zwei Karnevalsumzügen. Nicht, weil wir total jeck wären, die Zeiten sind vorbei. Sondern, weil unsere Maus die Tanzmariechen toll findet, die Musik und die bunten Bonbons liebt. Eigentlich soll so ein Umzug ja Grund zur Freude sein, allerdings hatte ich dieses Mal ziemlich düstere Gedanken dabei. In mir wuchs der Wunsch, einem Mädchen mal kräftig an den Haaren zu ziehen. Eine andere wollte ich gern mit der Hüfte zur Seite stoßen... Fiese Gedankenspiele - Ja! Gewalt ist eigentlich keine Lösung. Aber dazu ist sie ja da, unsere Fantasie... Situationen ausleben, die nicht passieren können oder sollten...

Wie kann ich aus Claire einen guten Menschen machen?

Was ist eigentlich passiert? Wir standen im Umzug, Claire hatte ein wunderschönes Anna Kostüm an und hat fröhlich auf den Umzug gewartet. Zwischenzeitlich stoßen ältere Kids dazu. So um die acht oder neun Jahre alt. Etwas später auch eine etwa 12 bis 17-Jährige. Ich wusste es nicht genau, ihre Zahnspange verhieß, dass sie noch jung sein musste, auch die Artikulation ließ eher ein Kind vermuten. Ihr Outfit allerdings erinnerte stark an eine Bordsteinschwalbe. Ich wollte sie glatt fragen, was sie für 30 Minuten nimmt... Da kamen die ersten Gedanken auf:

„Was, wenn Claire auch mal so wird? Wenn sie sich durch ihr Äußeres so profilieren möchte? Was, wenn sie es übertreiben will? Was kann ich dagegen tun, ohne es Schlimmer zu machen?" Und dann: „War ich eigentlich auch so?"

Zwanghaft versuchte ich mich an meine Jugend zurückzuerinnern. Natürlich hab ich das ein oder andere Mal einen Rock getragen, aber das war ja eher ein langer Gürtel... Und Strapsen? Nie.... „Muss sowas eigentlich sein?" habe ich mich im Stillen gefragt... Ich hoffe, dass Claire nie derlei Allüren entwickeln wird. Kann ich das überhaupt beeinflussen? Oder wird ihr Freundeskreis dann irgendwann dafür sorgen, dass sie sich in diese Richtung entwickelt?

Und schon war ich gefangen von diesen fiesen Gedanken, die Zukunftsängste entwickeln lassen.

Volle Breitseite weggeschubst
DANN passiert es: Ein kleines, etwa 8-jähriges Mädchen streckt ihren Arm aus und schubst Claire gezielt zur Seite. Wegen einer Gummibärchentüte! Grade noch so fange ich Claire auf und unterdrücke den Impuls das Mädchen an den Haaren zu packen und zurück zu reißen. „Hat man ihr keinen Respekt beigebracht? Keine Achtsamkeit. Kein Schamgefühl?"

In mir brodelte es. „ Soll ich sie zur Rede stellen?" Oder eilen dann besorgte Eltern herbei, weil eine Fremde ihr Kind anschreit? Apropo:Wo sind die Eltern überhaupt? Was hätten sie wohl gesagt, als ihr Kind mein Kleinkind angegriffen hat?"

Absichtlich. Das war kein Versehen. Ich frage mich, ob Claire auch mal so rücksichtslos sein wird. Wie ich es schaffe, aus ihr einen halbwegs gescheiten Menschen zu machen... Und vor allem, wie ich ihr erklären kann, dass es Menschen, wie diese beiden gibt. Soll ich ihr sagen, das seien einfach dumme Menschen, die Dummes tun? Das habe ich letztens bei einem Vater gelesen, der seinem Sohn beigebracht hat, dass Menschen, die in der Bahn schubsen dumm sind. Mir gefällt der Gedanke. Finde ich ja auch. Aber ob das gut ist?

Doch kaum zu Ende gedacht drängelt sich nun die Bordsteinschwalbe VOR Claire. Mit ihren geschätzten 1,70 m (sie war größer als ich, hatte aber auch 10 Zentimeter Absätze an) stellt sich diese B**** (sorry, schon wieder so fiese Gedanken) einfach vor ein 86 cm großes Kleinkind. „Hakt es eigentlich?". Ich versuche Claire nach vorne zu drängen, damit sie etwas sehen kann. Stelle mich etwas seitlich. Dann zieht die junge Dame *hust* wieder weiter vor. Ich frage mich, warum sie es bitteschön nötig hat, sich vor Kleinkinder zu drängen. Nicht nur vor Claire, es waren auch andere Kids da, die plötzlich ins Abseits gedrängt wurden. Von ihr, von älteren Kids. Ich war ziemlich sauer. Für Claire gab es weder was zu fangen, noch zu sehen. Und ich konnte nichts ausrichten. Am Ende würde ich mir eine Anzeige einhandeln, wenn ich irgendwas tun würde... Der Versuch das Mädel davon zu überzeugen, ein wenig mehr Acht zu geben, verpuffte nämlich auch im nirgendwo.

Mache ich das wieder mit? Kann ich mich nochmal zurückhalten? Bleiben es das nächste Mal Gedanken oder werde ich tatsächlich mal mein (Gott sei Dank üppiges) Gesäß einsetzen, um junge Mädchen zur Seite zu schubsen. Schubsen ist eigentlich dumm. Aber uneigentlich die letzte Möglichkeit. Oder?

Im Stillen habe ich mir vorgenommen Claire dazu zu erziehen, nicht so rücksichtslos zu sein. Vor allem nicht gegen Jüngere. Mehr kann ich aktuell leider auch nicht tun. Zumindest nicht außerhalb meiner Gedankenwelt.

Liebe Yasmin, Claire wird ein guter Mensch, mit deinem Zutun und durch ihre eigenen Ansichten und Erfahrungen. Diese Mädchen, die euch da begegnet sind, sind ja nicht böse. Wer weiss, was Ihnen vermittelt oder eben nicht vermittelt wurde. Du wolltest Claire beschützen und da wird man schon mal zur Löwin. Ich kann das gut nachvollziehen und deine Gedanken haben mir schon Soo viele Eltern erzählt.

Ich danke Dir für deine Offenheit. Alle Gedanken sollten ihren Platz haben und Du weisst ja selber, dass Gewalt ganz sicher keine Lösung ist.

Wie würdet ihr in solch einer Situation reagieren? Ich glaube ich hätte mit dem Mädchen gesprochen und ihr vermittelt, dass das ganz sicher nicht der richtige Weg ist um ans Ziel zu kommen. Obwohl, viele Erwachsene nutzen noch die Ellenbogentaktik.

Eure Glucke


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Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.