Einen Tag im Kopf der Alltagsheldin-eTimK

Von Dani W.

Hi Ihr Lieben,

Wochenende ist angesagt und wir essen schon bald wieder Mittagessen. Ich habe total leckere Rouladen mit Pflaumenfüllung und Pflaumensoße vorbereitet und das wird so lecker.

Nächste Woche ist schon wieder März und am 03. geht meine neue Blogreihe an den Start. Einen Tag in meinem Kopf wird Sie heissen. Einmal im Monat werde ich euch dann an meinen wirklichen Gedanken von einem beliebigen Tag teilhaben lassen. Es ist ein Experiment, wie offen und ehrlich man zu sich selbst ist und ich will zeigen, dass man einen Tag mit Bildern, Texten, Beschreibungen und eben auch seinen Gedanken schildern kann.

Einige meiner lieben KollegInnen haben bereits mitgemacht. Das könnt ihr hier nachlesen:

Heute ist die wunderbare Alltagsheldin dran. Sie beschreibt uns einen Tag an der Uni. Habt viel Spass und ich hoffe doch, dass viele meiner Kollegen sich an der Reihe beteiligen und nochmal eine neue Form des Tagebuchbloggens wagen.

Jetzt aber viel Spass bei einen Tag im Kopf der Alltagsheldin


Morgens bin ich die einzige, die heute aus dem Haus muss. Die Große hat wegen einer Lehrerfortbildung frei, der Mann hat freitags keine Vorlesungen. Nur ich muss los. Die Lieblingsvorlesung zur Pädagogik möchte ich nicht verpassen. Danach findet eine weniger coole Veranstaltung statt: Workshop zum Studieneinführungsseminar. Dort werden Fragen trölfzigtausend Mal neu beantwortet und am Ende hat sowieso niemand zugehört und nichts verstanden. So läuft das halt.

Ich bin pünktlich in der Vorlesung.

12. Vorlesung? Das ging ja schnell, dann ist das Semester ja auch bald rum. Schade für diese Vorlesungsreihe.-denke ich mir, als der Professor beginnt.
Heute geht es um das Modell vom Menschen als Klienten und die Konstruktion vom auffälligen Kind. Zumindest sind das die Themen, die hängen bleiben und zum Nachdenken anregen. Besonders letzteres. Wir bekommen eine Präsentation zu „lebensunwertem Leben im Nationalsozialismus" gezeigt, die es in sich hat. Am Ende habe ich Tränen in den Augen und verlasse die Vorlesung sehr bedrückt. Kindereuthnasie in der NS-Zeit, das wusste ich, keine Frage. Aber diese Massen? Wehrlose kleine Kinder, die jemanden gebraucht hätten, der sich um sie kümmert und ihnen ins Leben hilft. Sowas? ... Unvorstellbar.

Zitate gehen mir durch den Kopf. „Recht zu leben" - Wer entscheidet sowas? Wer nimmt oder nahm sich das Recht heraus, Gott zu spielen?"

Grübelnd kaufe ich mir einen Kaffee und gehe zum Workshop. „Und diese Menschen mit rechter Gesinnung heute, wissen die nicht, welche grauenhaften, unmenschlichen Dinge damals geschehen sind? Und dennoch denken sie so? Was stimmt denn mit denen nicht?"

Leichte Kost, im Vergleich zur Veranstaltung davor: Formatierung der Seitenzahlen und Überschriften, Referate über Pandas ( Bitte, beschreibst Du uns grad ernsthaft anhand eines Bildes, wie ein Panda aussieht?), Nick Vujicic mit Tetraamelie ( WOW, trotz dieser Krankheit so ein"Lebensweg - Respekt!), den Westi ( Na der Anspruch ist ja... für Grundschüler unzureichend.) und Erziehung im Nationalsozialismus ( Es heißt DIE Hitlerjugend, nicht DER Hitlerjunge. Himmelherrgott nochmal!).

Zwischendrin gegenseitiges Korrekturlesen der Hausarbeiten. Ich lese etwas über die Entwicklung der Heimerziehung. Als die Zeit um ist, besprechen wir die Ergebnisse in der Gruppe. Bei meinen Kritikpunkten weiß die Dozentin gleich, wessen Arbeit ich gelesen habe. „Sarah, wieso schreiben Sie nicht über die Entwicklung von 1800 bis heute? Das würde viel mehr Sinn machen!" Sarah entgleiten die Gesichtszüge: „Aber dann muss ich von vorne beginnen!" Dennoch beneide ich Sarah ein wenig. Hat die eigentlich auch irgendetwas selbst geschrieben, oder sind die ganzen 12 Seiten aneinandergereihte Zitate? ... Ah okay, nur Zitate. Wie verpacke ich das jetzt nett? „Sarah, das ist Mist, so schreibste keine Hausarbeit!" - Nein, so nicht. Auch wenn das ehrlich wäre. „Sarah, das sind zu viele Zitate, es wird nicht deutlich, ob Du das Thema verstanden hast - Du weißt doch, wie die Dozentin tickt. ;)" - Ja, so wird's gehen. ... Wo ist überhaupt die Einleitung. ... Och nee, das ist doch keine Einleitung! „Ich schreibe über dieses Thema, weil es mich interessiert." Ja, davon sollte man ausgehen!... Und dieses Fazit ist doch kein Fazit! Wo ist eine Schlussfolgerung? Wo hat das Ganze nun hin geführt? Das ist doch nur ein Zeitstrahl! ... Wieso schreibt die über die Entwicklung und endet 1800? „Weil ich sonst noch 10 Seiten schreiben müsste und wir doch nur 12 dürfen." sagt sie. Das nennt man Eingrenzung des Themas, liebste Sarah. Das macht man bevor man beginnt. Das ist jetzt blöd so. „Kannst Du das anders sinnvoll begründen? So lässt sie Dir das nicht durchgehen!" Tjanun, Du hättest ja auch vorher drüber nachdenken können.
Die ist ernsthaft schon fertig!!! FER.TIG! Ich hab noch nicht mal ein Drittel und weiß immer noch nicht, was ich eigentlich schreiben soll. ... Mein Thema hab ich auch nicht sinnvoll gewählt, das weiß ich, so ist es nicht. Immerhin weiß ich theoretisch, wie es richtig(er) wäre. Mist, mist, mist!

Als es um die Formatierungen geht, schalte ich ab. Bis mich meine Sitznachbarin anstupst. „Du hast die Seitenzahlen ja schon! Wie hast Du das gemacht? Der will bei mir einfach nicht!" Ich erkläre es ihr und sie führt aus. Meine Güte, wie hat die bloß ihr Abi geschafft? Ich hab es ihr erklärt, vorgemacht und aufgeschrieben, aber die hohle Nuss vergisst einfach die Hälfte und wundert sich dann. Maaaan! Ich formatiere ihr die Seitenzahlen. Und das Deckblatt. Und das Inhaltsverzeichnis. Und die Quellenangabe. Ich lade ihr die Plagiatserklärung runter und füge sie ein.
Am Ende strahlt sie und bedankt sich. Naja, so hatte ich auch was zu tun, auch wenns nicht meine eigene Hausarbeit war. Und wenn ich mir meine zerschieße, hab ich Übung.

„Wann machen wir denn Schluhuss?", „Können wir früher gehen?", „Wir ziehen doch nicht wirklich bis 18 Uhr durch, oder?" und „Sonst muss ich 10 Minuten auf meinen Bus warten!", tönt es im Raum. Oh man, ich verstehe die manchmal miese Laune der Dozentin ja, wenn ich mir das mal objektiv anhöre. Was glauben die denn, wo wir hier sind? ... Mhm. ... Andererseits sind die ja auch erst 18, wie war ich mit 18? Vielleicht nicht ganz so, aber doch auch ganz schön naiv. Seufz. Mit Achtzehn. Das ist jetzt über 10 Jahre her! ZEHN! Scheiße bin ich alt! Dann ist Schluss, die Dozentin lässt uns keine Minute früher gehen.

Als mir auf dem Heimweg einfällt, dass die Große noch Freundinnenbesuch da hat, halte ich kurz am Supermarkt. Sie wollen bestimmt einen Film sehen und dabei was knabbern. Und für meine Nerven nehme ich auch noch was mit.
Zuhause angekommen finde ich eine ziemlich gemütliche, ruhige Runde. Das Baby isst noch ihren Brei und verschwindet im Bett - heute mal völlig problemlos. Die Große schaut mit ihrer Freundin den dritten Teil der Tribute von Panem.
Puuh, was für ein Tag. So viele Kontraste.- denke ich mir noch, als ich einschlafe.

Meine Liebe, vielen Dank. Erstmal, das habe ich dir schon mal gesagt, finde ich es toll, dass Du angefangen hast zu studieren und das mit 2 Kindern. Zweitens, Du bist doch nicht alt-ok. neben 18jährigen fühle ich mich auch inzwischen irgendwie, wie auf einem anderen Planeten aber das liegt wahrscheinlich weniger am Alter als an den fehlenden Gemeinsamkeiten. Ansonsten musste ich wirklich ein bisschen schmunzeln zwischendurch, denn man kennt das ja. Ich hatte auch eine Schülerin in der Berufsschule, die wirklich nix konnte ausser andere ihre Aufgaben machen lassen- und damit ist sie recht gut gefahren. Die Prüfung musste Sie selber schreiben aber selbst da, war Sie doch recht clever, wenn es ums Spickzettel verstecken ging.

Lass uns gerne noch öfters an deinem Unialltag teilhaben-ich finde das spannend.

Was meint ihr? Kennt ihr das noch aus Schulzeiten, was hier beschrieben wird?

Ein toller Gastbeitrag wird noch kommen bevor es dann am Donnerstag los geht.

Eure Glucke


share with

Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.