Einen Hund aus dem Ausland adoptieren? – “Ja”, aber richtig!

Von Heike

Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse!

Es gibt Jahre, die sind unstet, von Überraschungen und Veränderungen geprägt. 2013 scheint, zumindest für mich, ein solches “Wechseljahr” (die Doppelbedeutung ist hier durchaus gewollt – Näheres dazu hier und hier) zu sein.

Abschied von liebgewonnenen Vierbeinern

Eine dieser tiefgreifenden Veränderungen war, dass unsere Tibet Terrier Hündin Wuschel vor gut einem Monat über die Regenbogenbrücke gehen musste. Natürlich kam dieser Abschied für uns nicht unerwartet: Die Hünden hatte inzwischen ein gesegnetes Hundealter von 15 1/2 Jahren erreicht, war seit drei Jahren zunehmend dement und litt zudem an vielen der Altersgebrechen, die einen betagten  Hund in der Regel so heimsuchen. Dennoch hat sie uns jeden Tag zu verstehen gegeben, dass sie froh ist, bei uns und unseren anderen Vierbeinern zu sein.

Im letzten gemeinsamen Urlaub Anfang Mai ist sie sogar nochmals zu einer persönlichen Höchstform aufgelaufen. Da ist sie mit sichtlicher  Begeisterung in der Dünenlandschaft des Vendée auf den Spuren von Kaninchen und Möwen herumgestöbert. Und hat mir gezeigt, dass man seinen alten Hund nicht unterschätzen soll! Obwohl sie rassebedingt mit keinem großen Jagdinstinkt ausgestattet war, hat sie die Kaninchen in den Sandkuhlen immer noch eher als ich und unser zweijähriger Adoptionshund erahnt/ gesehen? Hier war Leinenpflicht also oberstes Gebot.

Nach diesem Hoch kam ein paar Wochen später durch einen Schlaganfall und ein damit schlagartig einsetzendes multiples Organversagen der Moment, Abschied zu nehmen.

Nur einen oder mehrere Hunde im Haus?

Wir Menschen hier in der Regenbogenkombüse waren uns einig, dass erst einmal kein zweiter Hund mehr ins Haus kommt. Natürlich ist ein Leben mit vier Vierbeinern (bis dahin 2 Hunde und 2 Kater) wunderbar turbulent und abwechslungsreich, manchmal jedoch vor allem in Zeiten großer beruflicher oder familiärer Belastungen auch anstrengend.

Denn kein Tier “läuft so nebenbei mit”.  Jedes hat einen Anspruch darauf,  täglich versorgt, im Krankheitsfall umhegt und seinem Naturell entsprechend gepflegt und geliebt zu werden. Zudem stellt sich die Frage, was mit dem Tier oder den Tieren im Urlaub passiert. Nicht in allen Hotels und Ferienwohnungen sind Hunde willkommen. Und auch wenn man mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen in Urlaub reist, geht das oft nicht ohne Komplikationen ab. Es gibt Regionen z. B. in Norddeutschland, wo campingbegeisterte  Herrchen und Frauchen mit einem Hund im Gepäck kein Bein auf einen Campingplatz bekommen. Mehrhundehaushalte auf Campingreisen haben dort nicht den Hauch einer Chance. Was meinen Sie, liebe Leserinenn und Leser, warum wir und unsere Hunde schon seit Jahren so gern nach Frankreich fahren?

Schicksal oder Fügung?

Weil zwei Hunde mindestens eine doppelte Verantwortung bedeuten, hatten wir uns fest vorgenommen, die nächsten Jahre nur noch einen Hund Gassi zu führen. Dann spielte mir das Schicksal, ganz im Sinne dieses “Wechseljahres”, ein bösen Trick. Auf der Suche nach einem spanischen Kochrezept (was völlig legitim ist, ich bin schließlich Kochbuchautorin…) stieß ich im Internet ohne jede Vorwarnung auf das bzw. den:

Foto entnommen von:
www.hunde-ohne-lobby.de

Foto entnommen von:
www.hunde-ohne-lobby.de

Dieser süße, ca. dreijährige Shi Tzu Rüde ist durch den unermüdlichen Einsatz von spanischen und deutschen Tierschützern der Organisation Franz von Assisi Hundenothilfe  der Hundehölle der spanischen Perreras (Tötungsstationen) entkommen und wartet nun im Übergangslager von Ubeda auf eine Familie, die ihm ein neues und sicheres Zuhause bietet. Am kommenden Samstag werden wir ihn, sofern hoffentlich alles glatt und gut verläuft, am Ende einer sehr langen und strapaziösen Fahrt aus Südspanien, in Stuttgart in Empfang nehmen.

Wir sagen zu Hunden aus Spanien: Sí!

Ab dem Wochenende werden wir also zwei Hunden aus Spanien ein neues Zuhause geben. Denn bereits im Februar des vergangenen Jahres hatten wir Filou, der ebenfalls aus einem Tierheim in Madrid stammt, ein Körbchen mit Familienanschluss angeboten. Was er, zuerst scheu und verstörrt, inzwischen mit Begeisterung und gesundem Selbstbewusstsein in Beschlag nimmt.

Filou kurz nach seiner Ankunft in Deutschland

Filou im August 2013

Warum muss es gerade ein Hund aus dem Ausland sein?

Muss nicht, kann aber sein!

Nachdem Anfang 2012 unser Paulchen in den Hundehimmel abberufen wurde und wir nach einem neuen Gefährten oder einer Gefährtin für Wuschel suchten, hatte ich natürlich zuerst bei den regioanlen Tierheimen vorbeigeschaut. Dort sind die Zwinger mit armen vierbeinigen Seelen gefüllt, von denen es mit Sicherheit jede einzelne verdient hätte, in ein neues, liebevolles Zuhause entlassen zu werden. Leider waren die meisten der dort untergebrachten Hunde entweder für uns zu alt, zu groß oder gehörten den sogenannten Kampfhunderassen an.

Über die Website von Aktion Teckelhilfe erfuhr ich von einer jungen Dackelhündin, die man aus den Händen einer dubiosen Züchterin befreit hatte. Die Hündin war inzwischen bei einer Pflegefamilie in der Nähe von Frankfurt untergebracht und erholte sich  langsam von den Strapazen. Nach mehreren sehr ausführlichen Gesprächen mit der betreffenden Pflegefamilie entschieden wir uns, die Hündin nicht aufzunehmen, weil wir ihr mit unserer alten Hündin nicht gerecht geworden wären. Der kleine Wirbelwind auf krummen Beinen benötigte einen Powerpartner und keine gemächliche Hunderentnerin.

Tierschutzorganisationen retten Hunde vor dem sicheren Tod

Auch bei der Tierschutzinitiative Odenwald, bei der ich schon seit mehr als 10 Jahren Mitglied bin, gab es in den Pflegestellen zu dem Zeitpunkt keinen für unsere Situation geeigneten Hund. Zumindest nicht in Deutschland.

Aber die Tierschutzinitiative Odenwald kooperiert seit ein paar Jahren mit dem Tierheim Alba in Madrid. Bei Alba bemühen sich einheimische Tierschützer, streunende, ausgesetzte, herrenlose,  auf Straßen verletzte Hunde und Katzen aus der Region Madrid aufzunehmen und ihren eigentlichen “Besitzern” wieder zuzuführen oder neue Familien für sie zu finden.

Da der Tierschutz in Spanien, dem Land des blutigen Stierkampfes, bis jetzt keinen großen Stellenwert einnimmt, werden allein in der Region Madrid mehr als 8.000 Tiere jährlich  ausgesetzt. Die meisten von ihnen landen in den staatlichen Tierheimen. Anders als der Name vermuten lässt, bieten diese Tierstationen den Tieren jedoch kein neues, sicheres Heim, sondern sind die Vorhölle zum Tod.  Denn in den Perreras werden die Hunde und Katzen, wenn sich ihr Besitzer nicht meldet (was die wenigsten tun), innerhalb einer Aufbewahrungsfrist von 7 bis 21 Tagen eingeschläfert. Dabei ist man in Spanien übrigens deutlich weniger zimperlich als  z. B. bei uns in Deutschland, wo den Hunden bei der Euthanasie vor der tödlichen Narkosespritze eine Beruhigungsspritze gesetzt wird. Den Hunden in den Perreras wird bei vollem Bewusstsein und meist heftiger Gegenwehr das Narkotika direkt in die Vene gespritzt. Und dass unabhängig von ihrem Alter, ihrer Größe  und ihrem Gesundheitszustand. Auch ob es sich um einen Rassehund oder um einen Mischling handelt, spielt keine Rolle. Selbst Welpen werden so dem Tod übergeben, bevor ihr Leben überhaupt richtig begonnen hat.

Adoptieren heißt Leben retten!

Tierschutzorganisationen wie Alba Madrid in Kooperation mit u.a. der Tierschutzinitiative Odenwald und die Franz von Assisi Hundenothilfe bemühen sich, so viele Hunde wie möglich aus den Perreras loszukaufen und damit vor dem sicheren Tod zu retten. Leider sind die Übergangslager wie auch die privat geführten Tierheime stets zum Bersten gefüllt, sodass nicht allen Hunden (oder Katzen) ein neues Leben geschenkt werden kann.

Dennoch gilt: Für jeden vermittelten Hund kann ein anderer Glücklicher der Tötungsstation entkommen. Außerdem trägt das selbstlose und unermüdliche Wirken der Tierschützer vor Ort dazu bei, das Bewusstsein für den Tierschutz in Spanien zu stärken. Erste Erfolge sind bereits zu verzeichnen. Es melden sich bei den Tierschutzorganisation inzwischen auch zunehmend spanische Familien, die keinen Rassehund vom Züchter (was in Spanien die Regel ist), sondern einen Hund aus dem Tierheim bei sich aufnehmen möchten.

Bis der Tierschutz in Spanien wie in vielen anderen südlichen Ländern, aber auch in der Türkei, in Rumänien, in Ungarn, Polen und der Ukraine auf einem Niveau, wie wir es aus Deutschland gewöhnt sind, greifen kann, ist eine Adoption eines Auslandshundes eine lebensrettende Maßnahme. Und jedes Leben, da werden Sie mir recht geben, zählt!

Wenn Sie Ihr Herz und Haus für einen Auslandshund öffnen möchten, sollten Sie jedoch nicht auf gut Glück im Internet lossurfen und beim erstbesten Foto eines putzigen Welpens oder süßen Kuschelhundes schwach werden. Hundevermittlung aus südlichen Ländern kann nämlich auch ein einträgliches Geschäft sein! Gehen Sie sicher, dass Sie mit einer seriösen Organisation kooperieren!

Checkliste Hundeadoption aus dem Ausland

  1. Seien Sie misstrauisch, stellen Sie Fragen, fordern Sie Informationen und die Namen Ihrer Ansprechpartner, auch die in Deutschland ein.
  2. Achten Sie darauf, dass Sie vorzugsweise mit einer gemeinnützigen Organisation zu tun haben.
  3. Seriöse Tiervermittlungen vermitteln Hunde nur gegen eine Schutzgebühr und einen Schutzvertrag. Durch die Schutzgebühren wird die  medizinische und sonstige Versorgung der Tiere in ihren Heimatländern sichergestellt. Die Mitarbeiter arbeiten i.d.R.  ehrenamtlich. Die Schutzgebühr und der Schutzvertrag sorgen auch dafür, dass die Hunde nicht profitabel an z. B. Labore oder den Handel weiterverkauft werden.
  4. Eine seriöse Tiervermitllung findet nur mit einer positiven Vor- und Nachkontrolle bei Ihnen zuhause statt. Davor muss man oft eine Selbstauskunft ausfüllen.
  5. Hunde von seriösen Tierschutzorganisationen werden nur geimpft, gechippt und kastriert nach Deutschland überführt. Meistens sind die Tiere noch auf die typischen Mittelmeerkrankheiten getestet worden.
  6. Beim Transport wird darauf geachtet, dass die Tiere möglichst schonend in ihr neues Heimatland gebracht werden. Entweder in speziellen PKW-Transportern der Tierschutzorganisationen oder per Flug mit Flugpaten.
  7. Vor der Übergabe erklärt man Ihnen ganz genau, wie Sie sich beim Eintreffen des Tieres am besten verhalten sollen und was Sie für die Übergabe Ihres neuen Familienmitgliedes alles  benötigen.

 Ich unterstütze oder habe mit folgenden Organisationen gute Erfahrungen gemacht:

  1. Tierschutzinitiative Odenwald e.V.
  2. Alba Madrid
  3. Franz von Assisi Hundenothilfe
  4. Tierhilfe Menorca e.V.
  5. TINO – Tiere in Not Odenwald e.V.

Also, liebe Leserinnen und Leser: Wenn bei Ihnen im Herzen und Haus noch ein schönes Plätzchen für einen Vierbeiner frei sein sollte – geben Sie sich einen Ruck. Die Tiere werden es Ihnen Ihr ganzes Leben danken!

Ich bedanke mich dafür, dass Sie den langen Artikel gelesen haben.

Ihre Heike Kügler-Anger