Eine wunderbare Laufnacht

Von Triarsten @triarsten

Es sollte ein wunderbarer Laufabend werden. Auf einem Flughafen laufen und das in der Abenddämmerung mit der entsprechenden Beleuchtung und vielen Gleichgesinnten - das haben wir bereits bei unserer Premiere im vergangenen Jahr als etwas Spezielles empfunden und daher war für uns auch schnell klar, dass der Airport Night Run Berlin auch in 2015 auf unserem Wettkampfkalender auftauchen sollte. Wie auch im Jahr zuvor entschieden wir uns für die 10km Distanz. Der Hauptgrund hierfür ist, dass der Halbmarathon doch recht einsam wird, da es nur im Start- und Zielbereich Zuschauer gibt und man somit entsprechend fast die gesamte Distanz ohne Support läuft. Und einsames WK-Laufen ist ja nun so gar nicht nach unserem Geschmack. Auf der 10km Distanz läuft man hingegen nie Gefahr sich allein zu fühlen, da immer genügend Läufer um einen herum geistern. Außerdem gehen 10km ja schnell vorbei - sehr schnell, wie dieser Laufabend zeigen sollte.

Nach einem Faulenzersamstag an dem wir die Couch quasi nicht verließen, machten wir uns gemeinsam mit Gerda auf den Weg zum BER. Kaum waren wir aus dem Auto gestiegen konnten wir auch schon die gute Stimmung vor Ort spüren - so wie es eben ist, wenn ausschließlich Läufer und ihre Supporter zusammenkommen, um ein Lauffest zu veranstalten ? Am Flughafen trafen wir dann noch unseren Lultras-Kollegen Thomas, für den der diesjährige Airport Night Run eine Premiere bedeutete. Wir alle waren in bester Stimmung und hatten die Lockerheit, um die anstehenden 10km bei ordentlichem Wetter und ohne den befürchteten Starkwind zu genießen.

Nach einem kurzen Einlaufen war für mich klar: Nach meiner neuen 10km Bestzeit, die ich beim Citylauf in Dresden aufgestellt hatte, wollte ich diese Leistung unbedingt bestätigen. Daher hatte ich mir als Ziel gesetzt, wieder unter 50 Minuten zu laufen und trotz einer harten Trainingswoche war ich guter Dinge, dass dies auf der flachen Flughafenstrecke bei dem für mich fast optimalen Wetter (geringer Wind, trocken, mittlere Temperaturen, keine knallende Sonne) möglich war. Und dann ertönte auch schon der Startschuss. Carsten und ich hatten uns recht weit vorne im Startbereich eingeordnet, um am Start nicht bremsen zu müssen und zügig wegzukommen. Gerda und Thomas machten sich zusammen einen Startblock hinter uns auf die Strecke.

Gerade auf dem ersten Kilometer beim Airport Night Run in Berlin ist es sehr wichtig, den Weg nicht zu weit zu machen, was bei diesem Lauf schnell passieren kann, da die Start-/Landebahn ja für einen Läufer ungewohnt breit ist und entsprechend kann der Weg auch sehr lang werden. Also volle Konzentration auf eine möglichst ideale Linie! Das ist mir denke ich ganz gut gelungen. Die Beine fühlten sich zwar auf den ersten Metern nicht hundertprozentig frisch an, aber das sollte mit jedem Schritt besser werden. Nach einem weiteren Kilometer orientierte ich mich dann an einem Mitläufer, der auf den ersten beiden Kilometern stets vor mir lief und es schien als wenn er ein für mich passendes, gleichmäßiges Tempo auf den Asphalt knallte. Das „sich an den Vorderläufer dranhängen" zahlte sich definitiv aus: Mein Vorläufer behielt seinen gleichmäßigen Rhythmus, ich hatte jemanden, an dem ich mich festbeißen konnte, der mich aber gleichzeitig auch einbremste, was an diesem Abend nicht das schlechteste war. Denn ich war voller Lauffreude und Tatendrang und entsprechend geneigt das Ganze zu schnell anzugehen. Bis zur Halbzeit blieb ich kontinuierlich an meinem Vorderläufer dran, auch wenn mein Kopf mir mehr als nur einmal sagte „renn vorbei, Du kannst schneller, renn vorbei". Da das Tempo aber schon sehr zügig war, hörte ich nicht auf die Adrenalinstimme in meinem Kopf, sondern blieb brav hinter meinem Vorläufer. Als ich dann bei Kilometer 5 jedoch sah, dass ich mal wieder auf Bestzeit-Kurs unterwegs war, war auch kein Halten mehr. Ich zog an meinem unbekannten Pacemaker vorbei (vielen Dank für das gleichmäßige Tempo, unbekannter Läufer!:-)) und versuchte wieder einen gleichmäßigen Schritt zu laufen, eben nur einen Schritt schneller als zuvor. Ich fühlte mich nach wie vor wunderbar und berauscht von der Möglichkeit, meine Bestzeit erneut zu unterbieten. Da ich aber unbedingt den Lauf auch nach hinten raus noch locker zu Ende bringen wollte, kontrollierte ich weiterhin mein Tempo. Das mit dem negativen Split war möglich und das mit einem guten Gefühl - genial! Ich lief nun Kilometer für Kilometer, der Bestzeit immer einen Schritt voraus. Und gedanklich bereitete ich mich auf Endbeschleunigung vor - Kilometer 10 sollte der schnellste des Tages werden. Und so war es dann auch. Mit einem kleinen Endspurt rannte ich ins Ziel im mittlerweile dunklen, aber herrlich beleuchteten Start-/Zielbereich. Beim Blick auf die Uhr konnte ich einen kleinen Jubelschrei nicht unterlassen: 47:26 Minuten, genau eine Minute schneller als wenige Wochen zuvor in Dresden - Hammer! Und das erneut ohne gezieltes Training auf eine Bestzeit mit einer harten Trainingswoche in den Beinen. Noch schöner war dann, dass ich gleich im Ziel meine Freude mit Carsten teilen konnte, der noch auf mich gewartet hatte und selbst auch mit 43:27 Minuten eine Bestzeit auf den Asphalt geknallt hatte. Wir fielen uns in die Arme und teilten unsere Freude. Die Freude wurde dann nochmals erhöht, als kurze Zeit später auch Thomas und Gerda ins Ziel kamen, die auch beide neue Fabelbestzeiten hingelegt hatten. Was für ein Abend!

Um unsere eigene Leistung gebührend zu würdigen, ließen Carsten und ich es uns dann nicht nehmen, der Bar unserer Wahl einen Besuch abzustatten und auf unsere neuen Bestzeiten anzustoßen. Denn bei allem Ehrgeiz sollten wir doch nie vergessen, dass das, was wir hier betreiben unser Hobby ist, was wir neben unserem ganz normalen Alltag betreiben und wo wir viel Herzblut reinstecken. Da sollten dann tolle Leistungen auch entsprechend zelebriert und gefeiert werden!