I don´t like Mondays läuft im Off, die Sonne scheint, die Schüler verlassen die Schule irgendwo im Brandenburg. Nur noch eine Woche bis zu den großen Ferien, es könnte ja alles schön sein. Wären da nicht eine Refrendarin, die im Unterricht fertig gemacht und aufs Gröbste beschimpft wird, wichtige Abschlussprüfungen, die noch zu bestehen sind, und eine Direktorin, die mit strengen Regiment die Schule führt. Und in ihrem Büro explodiert nun, leider anderthalb Stunden zu früh, eine Bombe. Getroffen wird daher ausgerechnet die verhasste Refrendarin und nicht jene Schulleiterin, die „Hexe“. Wer hatte es auf sie abgesehen, wer hatte die „Hexenjagd“ geplant?
Ein Fall für Polizeihauptmeister Krause und seine Kollegin Olga Lenski. Und - welch Überraschung bei den beiden – die 90 Minuten Krimi sind tatsächlich kurzweilig und prima Unterhaltung. Auch wenn die Drehbuchautorin schon länger nicht mehr in der „fucking“ Schule gewesen zu sein scheint...
Der Sonntagskrimi beginnt mit einer Klassenzimmer-Szene. Refrendarin Mayfeld (Kim Schnitzer) versucht, die Klasse 10 B zu unterrichten. Und joar, das klappt eher semigut. Die Klasse verarscht die Lehrerin nach Herzenslust. Besonders Tobi (Sohn von Maria Simon & Devid Striesow, Stiefvater ist übrigens Bernd Michael Lade: Ludwig Simon) und sein Kumpel Ben (Der heißt wirklich so: Jo Nathan) stechen dabei heraus, Tobi filmt mit seinem I-Pad sogar die ganze Chose. Macht man ja heutzutage so. Und jeden zweiten Satz beginnt man auch bekanntlich mit „fucking“. Fucking dies, fucking das, fucking alles – ist ja auch ein wunderbares Adjektiv. Nun gut, so wirkt diese Eingangsszene stark überzogen und unglaubwürdig. Oder Drehbuchschreiberin Kristin Derfler wollte zeigen: Hey, es handelt sich um eine Problemschule...“Fack Ju Göthe“ lässt in jedem Fall grüßen.Zum Glück bleibt es nur bei dieser einen kleinen Schwäche, die restlichen Plot-Bausteine überzeugen.
Besonders gut geschrieben sind die einzelnen Figuren in „Hexenjagd“. Da ist zum Beispiel die von Corinna Kirchhoff formidabel gespielte Schuldirektorin Strasser, die stets nach außen die harte Schale zeigen muss und sich keine Schwäche erlauben kann. Und, das sagt sie an einer Stelle, egal, wie sie sich in schwierigen Situationen auch entscheidet: Am Ende ist sie sie immer die Blöde in ihrer Position. Ihre Beziehung mit dem Hausmeister, der – Respekt! - eine Doktorarbeit schreibt, ist hingegen genauso überflüssig wie der Punkt, dass Hauptmeister Krause (Horst Krause) ausgerechnet mit der Schulsekretärin in die Schule ging. Nun gut, ansonsten gibt es da den verbitterten frisch gekündigten Chemielehrer (Hans Uwe Bauer), der die Schüler bemitleidet (Stichwort G12) und auch die eisige Arbeitsatmoshphäre in der Schule anprangert. Das Opfer, Frau Mayfeld, täte ihm richtig Leid. Aber auch die beiden Problemschüler sind toll gezeichnet. Ben ist Sohn der Elternbeirats-Vorsitzenden, die es einen Tick zu gut mit ihm meint und ihn unbedingt zum Abi prügeln möchte, obwohl er nicht gerade mit schulischem Talent gesegnet ist; Tobi hingegen ist Sohn einer Gärtners-Familie und kommt aus schwierigen Verhältnissen. Und beide würden die wichtigen Prüfungen schulisch voraussichtlich nicht überleben.
Viele Leute, viele Verdächtige, fein gezeichnet. Spannend, nachvollziehbar – und mit der Auflösung ist, so viel sei verraten, wahrlich kaum zu rechnen.Es ist ein abwechslungsreicher Fall, bei dem es hauptsächlich um die Lösung geht. Die familiären Probleme von Kommissarin Lenski (Maria Simon) spielen hier nur eine untergeordnete Rolle, und bieten so trotzdem eine schöne Abwechslung zu den Ermittlungen. Es ist endlich wieder ein schnörkelloser Whodunit.
Wenig Gesellschaftskritik wird betrieben, höchstens mal eingestreut, aber in einem gesunden Maße. Der Krimi lebt von seinen starken Figuren und der spannenden Tätersuche. Eine wirkliche Wohltat. Überraschend - gerade bei einem Horst Krause-Krimi.
BEWERTUNG: 08/10Titel: Polizeiruf 110: HexenjagdErstausstrahlung: 14.12.2014Genre: KrimiRegisseur: Angelina MaccaroneDarsteller: u.a. Maria Simon, Horst Krause, Corinna Kirchhoff, Rainer Sellien, Ludwig Simon, Jo Nathan, Hans Uwe Bauer, Kim Schnitzer uvm.
Ein Fall für Polizeihauptmeister Krause und seine Kollegin Olga Lenski. Und - welch Überraschung bei den beiden – die 90 Minuten Krimi sind tatsächlich kurzweilig und prima Unterhaltung. Auch wenn die Drehbuchautorin schon länger nicht mehr in der „fucking“ Schule gewesen zu sein scheint...
Im wahren Leben Mutter und Sohn, im Film Kommissarin und Verdächtiger: Ludger und Maria Simon ©RBB/Oliver Feist
Der Sonntagskrimi beginnt mit einer Klassenzimmer-Szene. Refrendarin Mayfeld (Kim Schnitzer) versucht, die Klasse 10 B zu unterrichten. Und joar, das klappt eher semigut. Die Klasse verarscht die Lehrerin nach Herzenslust. Besonders Tobi (Sohn von Maria Simon & Devid Striesow, Stiefvater ist übrigens Bernd Michael Lade: Ludwig Simon) und sein Kumpel Ben (Der heißt wirklich so: Jo Nathan) stechen dabei heraus, Tobi filmt mit seinem I-Pad sogar die ganze Chose. Macht man ja heutzutage so. Und jeden zweiten Satz beginnt man auch bekanntlich mit „fucking“. Fucking dies, fucking das, fucking alles – ist ja auch ein wunderbares Adjektiv. Nun gut, so wirkt diese Eingangsszene stark überzogen und unglaubwürdig. Oder Drehbuchschreiberin Kristin Derfler wollte zeigen: Hey, es handelt sich um eine Problemschule...“Fack Ju Göthe“ lässt in jedem Fall grüßen.Zum Glück bleibt es nur bei dieser einen kleinen Schwäche, die restlichen Plot-Bausteine überzeugen.
Besonders gut geschrieben sind die einzelnen Figuren in „Hexenjagd“. Da ist zum Beispiel die von Corinna Kirchhoff formidabel gespielte Schuldirektorin Strasser, die stets nach außen die harte Schale zeigen muss und sich keine Schwäche erlauben kann. Und, das sagt sie an einer Stelle, egal, wie sie sich in schwierigen Situationen auch entscheidet: Am Ende ist sie sie immer die Blöde in ihrer Position. Ihre Beziehung mit dem Hausmeister, der – Respekt! - eine Doktorarbeit schreibt, ist hingegen genauso überflüssig wie der Punkt, dass Hauptmeister Krause (Horst Krause) ausgerechnet mit der Schulsekretärin in die Schule ging. Nun gut, ansonsten gibt es da den verbitterten frisch gekündigten Chemielehrer (Hans Uwe Bauer), der die Schüler bemitleidet (Stichwort G12) und auch die eisige Arbeitsatmoshphäre in der Schule anprangert. Das Opfer, Frau Mayfeld, täte ihm richtig Leid. Aber auch die beiden Problemschüler sind toll gezeichnet. Ben ist Sohn der Elternbeirats-Vorsitzenden, die es einen Tick zu gut mit ihm meint und ihn unbedingt zum Abi prügeln möchte, obwohl er nicht gerade mit schulischem Talent gesegnet ist; Tobi hingegen ist Sohn einer Gärtners-Familie und kommt aus schwierigen Verhältnissen. Und beide würden die wichtigen Prüfungen schulisch voraussichtlich nicht überleben.
Ihr vorletzer gemeinsamer Fall: Simon und Krause. ©RBB/Oliver Feist
Auch der Mathe- und Chemielehrer Zerbe (guter Mann: Rainer Sellien) hat allen Grund, die Strasser zu hassen. Schließlich verhinderte sie seine Versetzung.Viele Leute, viele Verdächtige, fein gezeichnet. Spannend, nachvollziehbar – und mit der Auflösung ist, so viel sei verraten, wahrlich kaum zu rechnen.Es ist ein abwechslungsreicher Fall, bei dem es hauptsächlich um die Lösung geht. Die familiären Probleme von Kommissarin Lenski (Maria Simon) spielen hier nur eine untergeordnete Rolle, und bieten so trotzdem eine schöne Abwechslung zu den Ermittlungen. Es ist endlich wieder ein schnörkelloser Whodunit.
Wenig Gesellschaftskritik wird betrieben, höchstens mal eingestreut, aber in einem gesunden Maße. Der Krimi lebt von seinen starken Figuren und der spannenden Tätersuche. Eine wirkliche Wohltat. Überraschend - gerade bei einem Horst Krause-Krimi.
©ARD
BEWERTUNG: 08/10Titel: Polizeiruf 110: HexenjagdErstausstrahlung: 14.12.2014Genre: KrimiRegisseur: Angelina MaccaroneDarsteller: u.a. Maria Simon, Horst Krause, Corinna Kirchhoff, Rainer Sellien, Ludwig Simon, Jo Nathan, Hans Uwe Bauer, Kim Schnitzer uvm.